Troye Sivan in Hamburg: Queere Ikone feiert heiße Party – doch die Show hat Schwächen

Troye Sivan in Hamburg: Queere Ikone feiert heiße Party – doch die Show hat Schwächen

Junge Männer mit buntem Make-up stehen an diesem Mittwochabend Schlange vor der Alsterdorfer Sporthalle, daneben Frauen in Glitzer-Netz-Oberteilen. Diverser kann ein Publikum kaum sein. Kein Wunder – schließlich tritt hier Pop-Sänger Troye Sivan auf. Der Australier ist ein Mega-Star in der queeren Szene. Die Party, die er mit seinen Fans feiert, ist bunt, laut und heiß. Doch am Ende liefert der 29-Jährige bei seinem Hamburg-Auftritt zu wenig.

Bevor es so richtig los geht, heizt eine Dragqueen-DJane mit House-Beats die Menge ein. Die ersten Fächer werden rausgeholt, die ersten Hüften geschwungen. Eine Dreiviertelstunde lang füllen dumpfe Bässe die Halle – ein bisschen zu lang. Irgendwann ist die Luft raus.

Troye Sivan: Das Konzept seiner Show ist klar

Um kurz nach 21 Uhr ist er dann endlich da: Troye Sivan startet mit „Got Me Started“ aus seinem aktuellen Album „Something To Give Each Other“. Es ist das dritte Album des Australiers, dessen Inhalt Sivan so beschreibt: „Es geht um Verbindungen, es geht darum, neue Leute kennenzulernen. Es geht ums Tanzen, um Sex.“

Letzteres zieht sich wie ein roter Faden durch das Konzert: Es geht heiß her auf der Bühne. Sechs leichtbekleidete Tänzer wirbeln um Troye Sivan. Mal räkelt er sich auf einem Bett, mal steckt sein Mikrofon zwischen den Beinen eines Tänzers, mal schaut er oberkörperfrei und verführerisch in die Kamera. Das sehen dann auf der riesigen LED-Wand im Hintergrund auch die, die in der letzten Reihe in der vollen Sporthalle stehen.

Wenn Troye Sivan auf der Bühne steht, geht es heiß her: Hier klemmt sein Mikrofon zwischen den Beinen des Tänzers. (Archivbild von einem Konzert in Aarhus vor einer Woche)
imago/Ritzau Scanpix

Wenn Troye Sivan auf der Bühne steht, geht es heiß her: Hier klemmt sein Mikrofon zwischen den Beinen des Tänzers. (Archivbild von einem Konzert in Aarhus vor einer Woche)

Sivans Karriere begann sehr früh. Schon mit elf Jahren trat er im Fernsehen auf, spielte in mehreren Filmen mit, wurde auf der Plattform YouTube berühmt. Mittlerweile ist Sivan eine Ikone der queeren Community. Mehr als 15 Millionen Menschen folgen ihm auf Instagram. Durch seinen offenen Umgang mit seiner Homosexualität wurde er für viele zum Vorbild. Das merkt man in der Sporthalle – der Raum ist gefüllt voller Toleranz und Freiheit. Was für ein tolles Gefühl!

Es wird ohne Rücksicht auf die Steh-Nachbarn getanzt, gesungen, gekreischt. Das ganze Konzert wirkt wie eine große Party. Eine Party, von der man zeigen muss, dass man da war. Auffällig viele Zuschauer halten permanent ihr Handy hoch, um Sivan zu filmen. Schade, denn das Display-Meer versperrt einem regelmäßig den Blick auf die Bühne.

Troye Sivan in Hamburg: Ein professionelles Konzert mit Schwächen

Das Highlight der Show ist sicherlich der Song „Rush“ ganz am Ende – die Hymne der Christopher Street Days im vergangenen Jahr. „Oh, I feel the rush / It’s so good, it’s so good“, singt Troye Sivan da. Und ja, gut ist die Show im Großen und Ganzen. Sivan und die Tänzer bieten eine perfekt synchrone Show. Man spürt, dass der junge Australier ein Profi durch und durch ist.

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Doch der Rausch, der will nicht so richtig einsetzen. Die Show bleibt zu oberflächlich. Nur für zwei ruhige Songs stellt sich Sivan in einen Kreis aus Mikrofonen. Sonst gibt es kaum Abwechslung. Viele Songs aus dem wirklich guten Album „Bloom“ von 2018 lässt er einfach weg. So ist nach einer guten Stunde auch schon wieder Schluss – und das Ende kommt so plötzlich, als hätte jemand den Stecker aus der Musikbox gezogen. Aber auch das gehört ja irgendwie zu einer guten Party.

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