Der Gründer einer einflussreichen islamischen Stiftung ist in der Türkei zu einer hohen Haftstrafe verurteilt worden. Er hatte seine Tochter verheiratet, als diese sechs Jahre alt war. Der Vater eines mit sechs Jahren zwangsverheirateten Mädchens ist in der Türkei zu 18 Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Bei dem Mann handelt es sich um Yusuf Ziya Gümüşel, den Gründer und Chef der einflussreichen islamischen Hiranur-Sekte, die Teil der sehr viel größeren İsmailağa-Gemeinde ist. Der Fall war zuerst von der linken Zeitung “Birgün” öffentlich gemacht worden und hat Menschen weit über die Türkei hinaus schockiert. Der Zeitung zufolge war bereits im Jahr 2012 ein Arzt auf den sexuellen Missbrauch des Kindes aufmerksam geworden. Der Arzt habe die Behörden verständigt, ohne dass es zu einer Strafverfolgung gekommen sei, hatte “Birgün” berichtet. 36 Jahre Haft für Ehemann des Opfers Erst nachdem das mittlerweile erwachsene Opfer Ende 2020 selbst Klage eingereicht hatte, befasste sich die Justiz mit dem Fall. Den Ermittlungen zufolge hatte der Gründer der Hiranur-Sekte seine Tochter im Jahr 2004 einem damals 29 Jahre alten Sekten-Mitglied ausgeliefert. Dieser Mann wurde nun ebenfalls verurteilt: Seine Gefängnisstrafe beträgt 36 Jahre wegen wiederholten sexuellen Kindesmissbrauchs und sexueller Nötigung, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Ein erstes Urteil in dem Fall war auf Anregung eines Istanbuler Gerichts revidiert worden. Es hatte argumentiert, die zuerst ausgesprochenen Strafen von 30 und 20 Jahren seien zu niedrig. Gegen die ebenfalls angeklagte flüchtige Mutter des Mädchens wurde Haftbefehl erlassen. In der Türkei dürfen junge Menschen ab 18 Jahren heiraten. Nur in Ausnahmefällen ist auch eine Ehe ab 16 erlaubt. Kinderehen sind verboten. Der Skandal trifft auch die türkische Regierungspartei AKP und den Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Laut den Experten vom “Mena Research Center” unterstützt Erdoğan extremistische Gruppierungen wie die Hiranur-Sekte zumindest passiv.
