Überbelegte Wohnungen: Zu wenig Platz für Familien in Hamburg

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Mit Rigips-Wänden abgeteilte Mini-Zimmerchen, Eltern, die im Wohnzimmer schlafen, Kinder, die sich noch als Teenager ein Zimmer mit Bruder oder Schwester teilen: Familien in Hamburg machen Kopfstände, um in Wohnungen zu bleiben, die eigentlich längst viel zu klein sind – weil es einfach keine erschwinglichen größeren Wohnungen gibt. Inzwischen gilt jede sechste Wohnung in deutschen Städten als überbelegt. Die Analyse des Portals ImmoScout24 zeigt, wie die aktuelle Lage ist – und was beengt lebende Familien für die Zukunft erwarten können.

Mehr als jede zweite Familie in Hamburg (56 Prozent) will am liebsten umziehen und sucht jenseits der Stadtgrenze nach einer größeren Mietwohnung oder -haus, so ImmoScout24. Eine Wohnung gilt als überbelegt, wenn nicht für jede Person im Haushalt rechnerisch ein Raum zur Verfügung steht, etwa, wenn ein Paar mit einem Kind in einer Zwei-Zimmer-Wohnung lebt oder wenn es bei zwei jugendlichen Kindern nur ein Kinderzimmer gibt – was auf fast 19 Prozent aller Familien in deutschen Großstädten zutrifft.

Familien werden aus den Städten gedrängt

„Eltern mit Kindern werden häufig aus den Großstädten gedrängt. Vor allem dort, wo es ohnehin teuer ist“, sagt Dr. Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24: „Der Anteil von Mietwohnungen mit vier oder mehr Zimmern ist seit 2012 um ein Drittel gesunken. Neu fertiggestellte oder genehmigte Wohneinheiten haben im Schnitt immer weniger Räume. So bleiben bei der ohnehin schleppenden Bautätigkeit wesentliche Bedürfnisse oft unberücksichtigt.“

Dramatisch für Familien: Beim Neubau geht der Trend zu Paar- und Singlewohnungen, wie die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen: 2012 hatten fertiggestellte Wohnungen in Mehrfamilienhäusern durchschnittlich 3,6 Wohnräume. Im Jahr 2023 genehmigte Wohnungen werden im Schnitt nur noch 2,8 Räume bieten.

Immer weniger Wohnungen mit vielen Zimmern

Großstadt-Eltern, die auf allen möglichen Portalen nach mehr Platz suchen, stehen oft am Rand der Verzweiflung: Der Anteil von angebotenen großen Mietwohnungen mit vier oder mehr Zimmern ist unter zehn Prozent gesunken: In den Metropolen haben 2023 nur 6,9 Prozent der zur Miete angebotenen Wohnungen vier oder mehr Wohnräume. 2012 waren es noch zehn Prozent.

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Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) sieht in einer schlecht gemachten Umweltpolitik eine der größten Gefahren für bezahlbares Wohnen in Hamburg: „Wer glaubt, man kann immer noch eine Auflage draufsetzen oder die Zeit bis zum Erreichen der Klimaschutzziele verkürzen, der spielt mit dem sozialen Frieden in den Quartieren“, sagte VNW-Direktor Andreas Breitner.

Experten zufolge müssten in Hamburg bis zum Jahr 2045 mindestens 40 Milliarden Euro investiert werden, um die etwa 990.000 Wohnungen klimaneutral zu machen, so Breitner. Das bedeute rechnerisch Investitionen von rund 40.000 Euro für jede Wohnung. „Das werden unsere Unternehmen mit ihren niedrigen Mieten nicht leisten können.“ Für die Wohnungen der Unternehmen im VNW würde das eine Mieterhöhung um 3,50 Euro pro Quadratmeter ausmachen.

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