Ukraine-Krieg: Mongolei macht Putin einen Strich durch die Gasrechnung

RMAG news

Russland hat angesichts europäischer Sanktionen auf China als neuen Gaskunden gesetzt. Doch die Mongolei könnte entscheidende Pläne für eine wichtige Pipeline zunichtemachen. Der russische Krieg gegen die Ukraine bringt Präsident Wladimir Putin nicht nur militärisch in die Bredouille. Auch finanziell macht er sich bemerkbar – nicht zuletzt, weil die meisten europäischen Staaten sich mittlerweile von Moskaus Gaslieferungen losgemacht haben. Nur noch etwa 15 Prozent des in der EU verbrauchten Gases stammen aus Russland . Auch deshalb setzt Putin auf andere Gas-Abnehmer. Allen voran: China . Doch jetzt steht eine wichtige Pipeline womöglich vor dem Aus – weil die Mongolei nicht mehr mitmachen will. Wie die “South China Morning Post” berichtet, hat das asiatische Land, das zwischen Russland und China liegt, die Erdgaspipeline “Power of Siberia 2” nicht in ihr langjähriges Aktionsprogramm bis zum Jahr 2028 aufgenommen. Der Binnenstaat, der in einer gewissen Abhängigkeit von China steht, würde einen Großteil der vorgeschlagenen Route für die knapp 2.600 Kilometer lange Pipeline abdecken. Daher müsste es in die Verhandlungen über den Bau und die Durchleitungsgebühren einbezogen werden, schreibt die Zeitung weiter. Streit um Gaspreise Die Pipeline – die von der China National Petroleum Corporation (CNPC) und Gazprom gemeinsam vorangetrieben wird – soll jährlich 50 Milliarden Kubikmeter Gas von Westsibirien nach China liefern. Ein Großteil davon war ursprünglich offenbar für europäische Kunden bestimmt. Das Blatt zitiert die Expertin Anna Kireeva, Professorin am Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen, wonach CNPC einen ähnlich niedrigen Preis wie auf dem russischen Binnenmarkt gefordert habe. Diese Forderung sei für Gazprom nicht darstellbar, sagte Kireeva der “South China Morning Post”. Immerhin seien für den Bau der Pipeline “große finanzielle Mittel” erforderlich. Offiziell halten die Beteiligten noch an dem Projekt fest. Im Mai betonte Putin bei einem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping erneut die Bedeutung der geplanten Pipeline. Es werde sicher bald eine Einigung über den Verlauf der Pipeline erzielt. Experten sind sich diesbezüglich aber nicht mehr sicher. Ursprünglich sollte noch in diesem Jahr mit dem Bau der Pipeline begonnen werden, 2030 sollte die Leitung dann in Betrieb gehen. Kommt die Pipeline noch? “Es ist verfrüht, das Projekt für beendet zu erklären, aber das Versäumnis weist auf erhebliche Herausforderungen hin”, sagte Aleksei Chigadaev, China-Experte und früherer Gastdozent an der Higher School of Economics in Moskau , dem Rundfunksender Radio Free Europe/Radio Liberty. Janis Kluge, Russlandexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) schreibt auf der Plattform X, er halte es für “unwahrscheinlich”, dass die Pipeline noch gebaut werde. So gebe es bei den Gesprächen zwischen Russland und China über das Projekt derzeit keinen Fortschritt, sagte er weiter. Zudem würde der Bau “voraussichtlich fünf Jahre dauern, was bedeutet, dass in diesem Jahrzehnt mit ziemlicher Sicherheit kein Gas mehr aus Westsibirien nach China fließen wird”, so Kluge. Auch Munkhnaran Bayarlkhagva, ein ehemaliger Beamter des Nationalen Sicherheitsrates der Mongolei, sagte der “South China Morning Post”, das Projekt werde wahrscheinlich “auf bessere Zeiten” verschoben. Der mongolische Experte sagte weiter, dass Peking mit dem russischen Staatskonzern Gazprom unzufrieden sei, weil dieser den Eindruck erweckt habe, das Unternehmen wolle den mongolischen Abschnitt der Pipeline “einseitig” kontrollieren. Putin braucht Gas-Abnehmer Klar ist jedenfalls: Die Verhandlungsposition von Putin ist schlechter als die chinesische. China bezieht russisches Gas über die Pipeline “Power of Siberia 1”, die seit Ende 2019 in Betrieb ist. Weitere Gaslieferungen kommen aus Zentralasien und Myanmar , Flüssiggas derweil insbesondere aus Katar und Australien . Für China ist Russland folglich nur ein Lieferant unter vielen. Russland ist indes stark auf China angewiesen ist. Das Land benötigt Abnehmer für die Lieferungen aus seinem Jamal-Gasfeld in Westsibirien. Vor dem Ukraine-Krieg wurde dieses Gas auch nach Westeuropa geliefert, mittlerweile soll die Pipeline “Power of Siberia 2” für Abhilfe schaffen – und das Gas nach China leiten. Li Lifan, Experte für Russland und Zentralasien an der Shanghaier Akademie für Sozialwissenschaften, sagte der “South China Morning Post”: “Die Mongolei hofft auf Investitionen aus China und Russland, aber Russland hat das Geld nicht, und China hat es nicht eilig, die Pipeline zu bauen.” Wie es mit der Pipeline weitergeht, ist also derzeit offen. Womöglich wäre ein Scheitern des Projekts aber auch aus Gazproms Sicht von Vorteil. Wie Eurasien-Experte Craig Kennedy von der Universität Harvard auf der Plattform X schreibt, kämpfe der russische Staatskonzern bereits jetzt mit Schulden in Höhe von 82 Milliarden Dollar. “‘Power of Siberia 2’ würde weitere zehn Milliarden Dollar für Infrastruktur bedeuten, die bis in die 2030er-Jahre keine positiven Cashflows generieren wird”, schreibt er. “Und da die Finanzierungskosten derzeit bei 20 Prozent liegen, ist das wirtschaftlich einfach nicht sinnvoll.”

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