Vater des ermordeten Tunahan: „Findet endlich den Mörder meines Sohnes“

Vater des ermordeten Tunahan: „Findet endlich den Mörder meines Sohnes“

Cemil Keser trägt die Trauer seit nunmehr sieben Jahren in sich. Im Juni 2017 wurde sein Sohn Tunahan Opfer eines Gewaltverbrechens. Der Nachwuchsboxer wurde auf einem Rastplatz im Kreis Segeberg mit mehreren Schüssen getötet. Seitdem zieht sich die Suche nach dem Täter und den Hintermännern hin. Sogar eine Sonderkommission wurde eingerichtet, jedoch ohne Erfolg. Nun fordert der Vater endlich Aufklärung.

„Es ist, als wäre es erst gestern gewesen“, sagt der Vater von Tunahan zur MOPO. Am 23. Juni 2017 verschwand Box-Talent Tunahan Keser spurlos. Mysteriös: Am Abend desselben Tages wurde sein Trainer Khoren Gevor in Pinneberg Opfer eines Hinterhalts. Unbekannte schossen ihm von hinten ins Knie, als er gerade in sein Auto einsteigen wollte.

Kripo begeht folgenschweren Irrtum

Die Kripo unterliegt zu diesem Zeitpunkt einem folgenschweren Irrtum. Die Ermittler vermuten zunächst, dass Tunahan seinem Trainer im Streit angeschossen hat und danach untergetaucht sei. Damit hatten sich die Ermittler auch das plötzliche Verschwinden des talentierten Nachwuchsboxers erklärt.

Hinweise aus der Familie und dem Freundeskreis, dass der junge Mann womöglich auch Opfer eines Verbrechens wurde, ignorieren die Beamten – und verlieren dadurch wertvolle Zeit. Erst als ein Lastwagenfahrer fast einen Monat später auf dem Rastplatz Holmmoor an der A7 eine schreckliche Entdeckung macht, ändert sich die Einschätzung der Ermittler.

Tunahan Keser (r.) wurde ermordet. Seinem Trainer Khoren Gevor wurde gezielt ins Knie geschossen.
Privat.

Tunahan Keser (r.) wurde ermordet. Seinem Trainer Khoren Gevor wurde gezielt ins Knie geschossen.

Am Nachmittag des 21. Juli 2017 stoppt der Lkw-Fahrer auf dem Rastplatz, um sich die Beine zu vertreten. In einem angrenzenden Waldstück entdeckt er eine Leiche, die bereits stark verwest ist. Schnell ist klar: Bei dem Toten handelt es sich um Tunahan. Er wurde regelrecht hingerichtet, mit mehreren Kugeln.

Die Ermittlungen laufen nun auf Hochtouren. Das Problem: An der Leiche lassen sich nach so langer Zeit keine Spuren mehr feststellen. Auch das Auto des Boxers stellt die Ermittler vor Rätsel. Tunahan war damit zum Rastplatz gefahren. Unbekannte hatten den Wagen dann später in einer Straße in Hamburg-Lokstedt abgestellt. Das ergeben zumindest die GPS-Daten. Wer gefahren ist, ist unklar.

Häftling gesteht Mord – Hintermänner nennt er aber nicht

Durch einen Hinweis eines Mithäftlings kommen Kripo-Beamte auf die Spur des Kleinkriminellen Frank L., der wegen eines Einbruchs im Knast sitzt. L. deutet in den Vernehmungen an, den Mord begangen zu haben. Sein Lohn sei ein Kilo Koks gewesen. Vollständig auspacken und auch die Auftraggeber nennen wird er aber nicht mehr, denn er nimmt sich kurz darauf in seiner Zelle das Leben.

Seitdem geraten die Ermittlungen immer wieder ins Stocken. Auch eine eigens eingerichtete Sonderkommission kann den Fall nicht klären und wird nach zwölf Monaten aufgelöst. Bis dahin seien laut Staatsanwaltschaft mehr als 2000 Personen vernommen oder befragt worden.

2023 kommt noch mal Bewegung in den Fall. Die Ermittler haben neue Erkenntnisse gewonnen, die Ermittlungsgruppe wird erneut aufgestockt. Doch auch diese Spur ist nicht sonderlich ergiebig. Geschlossen wird die Akte jedoch nicht. Laut Staatsanwaltschaft befassen sich immer noch drei Ermittler mit dem gewaltsamen Tod des jungen Boxers, gehen jedem neuen Hinweis nach.

Frank L. gestand, an dem Mord beteiligt gewesen zu sein. Später erhängte er sich in seiner Zelle.
Polizei

Frank L. gestand, an dem Mord beteiligt gewesen zu sein. Später erhängte er sich in seiner Zelle.

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Cemil Keser, der Vater des Ermordeten, ist immer noch voller Trauer. „Mein Sohn hat seine letzte Ruhe in Izmir in der Türkei gefunden. Ich selbst kann nicht abschließen, solange der Mörder oder die Hintermänner nicht ihre gerechte Strafe erhalten haben.“ Er kann nicht verstehen, dass die Polizei nach vielen Hinweisen und jahrelangen Ermittlungen offenbar kein Stück vorangekommen ist und hat Sorge, dass die Akte verstaubt.

Ermittler verlängert Dienstzeit, weil er den Fall lösen will

Das weist Peter Müller-Rakow, Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Itzehoe, zurück. „Die Ermittler sind nach wie vor mit Hochdruck dabei. Auch kleinsten Details wird nachgegangen, um den Fall aufzuklären.“ Immer wieder werden die Akten gewälzt, um auszuschließen, dass irgendetwas übersehen wurde.

Tunahan wurde auf Wunsch seiner Familie in der Türkei beigesetzt.
Privat.

Tunahan wurde auf Wunsch seiner Familie in der Türkei beigesetzt.

Laut dem Sprecher soll dem Chefermittler gerade dieser Fall sehr am Herzen liegen. Er hatte im Frühjahr dieses Jahres das Pensionsalter erreicht, seine Dienstzeit aber verlängert, weil er das Rätsel um den toten Boxer unbedingt lösen will. Und: Er sei sicher, es zu schaffen. Auch damalige Kollegen, die inzwischen an anderen Dienststellen sind, steigen immer wieder mit ein, sobald sich neue Anhaltspunkte ergeben.

Vater des ermordeten Tunahan: „Findet endlich den Mörder meines Sohnes“ wurde gefunden bei mopo.de

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