Vergessen im Russen-Knast: Hamburger seit Monaten im Gefängnis – wegen Gummibärchen

Vergessen im Russen-Knast: Hamburger seit Monaten im Gefängnis – wegen Gummibärchen

Patrick S. dachte sich offenbar nichts dabei, als er Anfang des Jahres nach Russland flog und im Handgepäck sechs mit Cannabis versetzte Gummibärchen mit sich trug. Der 38-Jährige freute sich auf das Kennenlernen mit einer Internet-Bekanntschaft. Aktuelle Reisewarnungen sowie Hinweise auf verschärfte Sicherheitsauflagen ignorierte der Mann mit dem provokanten Mittelfinger-Tattoo am Hals. Doch der Zöllner am Flughafen Pulkowo in Sankt Petersburg machte dem Hamburger Haustechniker am Morgen des 16. Januar 2024 schnell deutlich, dass in Russland andere Drogengesetze gelten als in Deutschland.

Seit bald sechs Monaten sitzt der kräftig gebaute Mann mit den vielen Tattoos inzwischen im Untersuchungsgefängnis in Sankt Petersburg. Der Vorwurf der russischen Behörden: Schmuggel von Betäubungsmitteln. Bis zu sieben Jahre Haft drohen dem Hamburger, der wie rund 55.000 Deutsche im vergangenen Jahr nach Russland gereist ist. In Russland sind die Drogengesetze deutlich härter als in Deutschland.

Wegen sechs Gummibären im Gefängnis

Doch wie geht es S. in der U-Haft? Hat er Kontakt mit seiner Familie? Die Informationen aus dem Auswärtigen Amt sind spärlich. „Der Fall ist dem Auswärtigen Amt bekannt. Unser Generalkonsulat in St. Petersburg steht mit dem Inhaftierten und seinem Rechtsbeistand in Kontakt und betreut ihn konsularisch“, so eine Sprecherin. Mehr dürfe man aus Gründen des Schutzes des Persönlichkeitsrechtes nicht sagen.


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Russlands Justiz hingegen veröffentlichte ein Video und Fotos der Festnahme des Deutschen am Flughafen im Internet. Bei der gerichtlichen Anhörung sperrte man Patrick S. in einen Käfig, der volle Name des Angeklagten wurde mitgeteilt. Sogar Fotos des Passes des Angeklagten waren im Netz zu finden.

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Der Fall des 38-Jährigen gleicht dem von US-Basketballerin Brittney Griner, die 2022 wegen einer kleinen Menge Cannabisöl im Gepäck am Moskauer Flughafen festgenommen wurde. Die Sportlerin wurde zu neun Jahren Gefängnis verurteilt und später gegen einen russischen Waffenhändler ausgetauscht, der wiederum in den USA in Haft saß. Damals hatte sich die US-Regierung für die Freilassung von Griner ins Zeug gelegt.

Ist ein Gefangenenaustausch geplant?

In Deutschland hört man bisher keine Forderungen von politischer Seite. Soll auch Patrick S. von russischer Seite als Druckmittel für einen Gefangenenaustausch genutzt werden? Die MOPO fragte bei Liv Assmann, die im Hamburger Senat für auswärtige Angelegenheiten zuständige Staatsrätin, nach. Doch in Hamburg verweist man auf Berlin. Wie in vergleichbaren Fällen sei das Auswärtige Amt in der Verantwortung. Die Städtepartnerschaft Hamburgs mit St. Petersburg ruhe seit Beginn des russischen Angriffkrieges gegen die Ukraine. Das Klima zwischen Deutschland und Russland wird von Beobachtern als eisig beschrieben. Das Urteil für den Hamburger wird noch im Juli erwartet.

Vergessen im Russen-Knast: Hamburger seit Monaten im Gefängnis – wegen Gummibärchen wurde gefunden bei mopo.de

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