Was eingefleischten Wurstfanatikern die Zornesröte ins Gesicht treibt

Was eingefleischten Wurstfanatikern die Zornesröte ins Gesicht treibt

Es scheint die Frage aller Fragen zu pflanzlicher Ernährung zu sein – zumindest für Fleisch-Ultras: Warum essen Veganer:innen Produkte, die wie Fleisch aussehen und schmecken, wenn sie Fleischkonsum doch ablehnen? Dabei sind diejenigen, die sich schon komplett pflanzlich ernähren, gar nicht die Zielgruppe von Weizen-Schnitzel, Erbsen-Burger und Co.

Wurst, Braten, Schnitzel, Gulasch, Würstchen – die ganze tierische Auswahl prägte meine Kindheit. Ich habe sogar Blutwurst und Sülze geliebt. 

17 Jahre ging das so. Dann war Schluss. Ich habe nicht aufgehört, weil Fleisch mir nicht mehr schmeckte. Sondern weil ich keine Mitschuld mehr haben wollte, dass Tiere für mein Essen leiden und sterben. Ich konnte die Bilder aus Massentierhaltung und Schlachthaus einfach nicht mehr verdrängen. An das Märchen vom „liebevollen“ Tod des Bio-Rinds glaubte ich schon früh nicht. 

Heute wird fast alles aus Pflanzen angeboten, was es aus Fleisch vom Tier gibt

Gute Ersatzprodukte hätten mir den „Fleisch-Ausstieg“ erleichtert. Aber ich kannte damals nur labberige Tofuwürstchen und ganz okaye Aufstriche aus dem Reformhaus.

Kaum vom Original zu unterscheiden: vegane Burger-Pattys in der Pfanne.
IMAGO/Bihlmayerfotografie

Kaum vom Original zu unterscheiden: vegane Burger-Pattys in der Pfanne.

Heute wird fast alles aus Pflanzen angeboten, was es aus Fleisch vom Tier gibt. Da wird vor nichts haltgemacht. Nicht mal vor rotem Fleischsaft, der wie Blut aussieht, durch Rote Bete imitiert.

Zielgruppe von Weizen-Schnitzel ist die Heerschar an Flexitarier:innen

Und der treibt eingefleischten Wurst-Fanatikern die Zornesröte ins Gesicht. Mit der Ablehnung der Veggie-Wurst wird Fleisch als Statussymbol verteidigt. Die Zielgruppe von Weizen-Schnitzel oder Erbsen-Burger sind nicht die drei Prozent Veganer:innen in Deutschland. Sondern die Heerschar an Flexitarier:innen.

„Fleischessern oder Umsteigern mit Vertrautem entgegenkommen“, will auch Pionier Klaus Gaiser von „Topas“ – seit 30 Jahren am Markt. Die letzte Innovation seiner Marke „Wheaty“ ist eine vegane Wurst mit „essbarer Pelle“.

Fleischkonsum reduzieren mit möglichst authentischen Ersatzprodukten

Wer Fleisch liebt, aber seinen Konsum reduzieren will, dem helfen möglichst authentische Ersatzprodukte. Weil viele von uns auf Gewürze, Aussehen, Fleischgeschmack und Zubereitung konditioniert sind. Weil sich eine runde Wurst bewährt hat und diese nicht plötzlich dreieckig werden muss, nur weil sie aus Seitan (Weizeneiweiß), einem jahrhundertealten Lebensmittel, gemacht ist. 

Das könnte Sie auch interessieren: Tradtitionsbetrieb schließt – gibt es in Hamburg bald keine Fleischereien mehr?

Längst pushen Discounter und Supermärkte den Verkauf immer neuer Fleischersatzprodukte. Nicht alles schmeckt toll, nicht jede Zutat ist gesund. Aber von dieser Pflanzen-Wurst-Vielfalt profitieren auch wir Veganer:innen – zumindest jene wie ich, die früher gerne Fleisch gegessen haben. Und es jetzt ohne Reue tun können. Es geht doch nix über eine pflanzliche Currywurst.

Was eingefleischten Wurstfanatikern die Zornesröte ins Gesicht treibt wurde gefunden bei mopo.de