Wechselbad der Gefühle: Nick Cave and the Bad Seeds in der Barclays-Arena

RMAG news

Irgendwas ist anders in den Gängen der Barclays-Arena, bevor am Dienstag das Konzert von Nick Cave und seinen Bad Seeds beginnt. Erstmal ist das Publikum wirklich ungewöhnlich gut angezogen – so viele schöne Menschen! Und dann ist es so leise. Kein aufgeregtes Plappern, Rufen, Lachen. Na, fragt man sich da, was das wohl für eine Stimmung gibt, gleich in der Halle?

Die Antwort: eine bombastische. Die eben noch so gefassten Gäste lassen beim Betreten der Arena alle Hemmungen fallen. Sie johlen und klatschen Nick Cave und seine Band unerbittlich gegen halb neun auf die Bühne. Der Rock-Poet muss beim Opener „Frogs“ zwar noch ein bisschen die wunderbare, tiefe Stimme aufwärmen, nicht aber die Stimmung im Saal.

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Die Leute wissen, was sie an ihm haben, und Cave weiß, was er an seinen Fans hat. Immer wieder gibt es herzige Wortwechsel mit jemandem in der Halle: „Du bist so schön!“ – „Nein, DU bist so schön!“, „Ich liebe dich!“ – „Ich liebe dich auch, aus tiefstem Herzen.“ Der Australier in seinem perfekt sitzenden Anzug hat einfach Charisma, das bis in die letzte Reihe strahlt. 

Das Konzert startet laut und opulent, mit „Wild Gold“ und „Jubilee Street“, um dann im Mittelteil zu solch kaum aushaltbar traurigen Songs überzugehen, das man als Zuhörer mit Kloß im Hals die Schlechtigkeit der Welt verflucht. „Bright Horses“, „Joy“ und ein „I Need You“, das Cave allein am Klavier darbietet.

Bevor es gar zu herzzerreißend wird, gibt es dann gegen Ende noch ein paar vergleichsweise heitere Publikumslieblinge: „Red Right Hand“ oder „Mercy Seat“ etwa. Letzteres, so berichtet der Musiker, sei einst sogar in Deutschland entstanden.

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Die Bad Seeds verpacken das alles virtuos in wahlweise wuchtige, sperrige oder düstere Klänge, fantastische Backgroundsängerinnen sorgen für eine unerwartete Nuance, die erstaunlich gut da hinein passt. Und Cave selbst ist der perfekte Showman: sexy, eigenwillig, hingebungsvoll.

Immer wieder schmiegt er sich am Bühnenrand dicht an die Fans, greift nach ausgestreckten Händen. Und die Hände greifen nach ihm, nach seinen Beinen, seinen Hüften. Er geht auf Zwischenrufe und Songwünsche ein, schäkert immer wieder mit Zuschauern. Nach fast zweieinhalb Stunden hat man das Gefühl, nicht nur die Fans hatten ihren Spaß – auch der Star selbst hat seine Show genossen.

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