Wie gefährlich wird die Vogelgrippe für uns Menschen, Herr Professor?

Wie gefährlich wird die Vogelgrippe für uns Menschen, Herr Professor?

Am 6. Juli ist „Welt-Zoonose-Tag“, also der von Tier auf Mensch übertragbaren Krankheiten – und die Nachrichten dazu aus den USA klingen alarmierend: Erstmals ist dort das Vogelgrippe Virus H5N1 auf Milchkühe und von dort auf Menschen übergesprungen. In Hamburg sollen nun Kadaver von Wildtieren regelmäßig auf das Vogelgrippe-Virus untersucht werden, um frühzeitig zu merken, wenn das Virus etwa von Wasservögeln auf Füchse und Marder übergeht. Wie gefährlich kann diese Form der Influenza für Menschen werden? Wir fragten den Infektologen und UKE-Professor Julian Schulze zur Wiesch.

„Dass das H5N1-Virus so verbreitet ist in Milchkühen in den USA, hat die Fachwelt überrascht“, sagt Professor Schulze zur Wiesch. „Auf den Milchfarmen haben die Kühe engen Kontakt zu den Menschen. Es gibt außerdem Hinweise, dass sich das Virus von Kuh zu Kuh verbreiten kann.“

Vogelgrippe: „Kein Anlass zur Beunruhigung“

Anders als für Vögel, wild und in Ställen, die bereits zu Millionen an dem Virus verendet sind, ist H5N1 für Kühe nicht tödlich. Die Infektion mit der Vogelgrippe wurde im April eher zufällig entdeckt, weil die Tiere unruhig wirkten und deshalb untersucht wurden – und festgestellt wurde, dass besonders das Euter Rezeptoren bietet, an die das Virus gut andocken kann. Die fünf bisher mit dem aktuellen Vogelgrippestamm infizierten Menschen hatten nur milde grippale Symptome, wie etwa Bindehautentzündungen.


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Dass sich in den USA vier Mitarbeiter von Milchviehbetrieben mit dem Virus infiziert haben, sei kein Anlass für Panik vor einer neuen Pandemie. Das zu betonen, ist dem Infektologen wichtig: „Ganz unmittelbar besteht für die allgemeine Bevölkerung kein Anlass zur Beunruhigung oder gar Angst.“

Das Virus ist nicht an den Menschen angepasst, es gebe keine Möglichkeit der direkten Infektion, auch nicht über Milch: „Selbst die Milch infizierter Kühe ist ungefährlich, sobald sie pasteurisiert ist.“

Sorge vor Überspringen auf andere Säugetierarten

Sorge bereitet der Fachwelt allerdings die Frage, ob das Virus auch auf andere Säugetiere überspringt, etwa auf Schweine: „Das wäre nicht gut“, so Schulze zur Wiesch. „Weil Schweine verschiedene Influenzaviren beherbergen und sich neue Varianten bilden könnten, die dann auch besser an den Menschen angepasst sein könnten.“ Wachsamkeit sei nun wichtig: „Im Moment besteht keine Gefahr, es ist aber wichtig, die Situation weithin aufmerksam zu beobachten.“

In den USA nimmt man die Sorge vor einer Vogelgrippe-Pandemie unter Menschen so ernst, dass nun die Impfstoff-Firma Moderna Millionen Dollar bekommt, um einen Impfstoff zu entwickeln. Gefragt, was wahrscheinlich die nächste Pandemie verursachen wird, tippen die meisten Experten auf Influenzaviren. Die gute Nachricht: „Wir denken, dass die zugelassenen antiviralen Medikamente gegen Influenza ganz gut wirken werden“, sagt Schulze zur Wiesch. „Das ist ein Unterschied zu den ersten Monaten der Corona-Pandemie. Auch dürfte es rascher möglich sein, einen angepassten Impfstoff in großen Anzahlen herzustellen.“

H5N1: Hamburg erweitert seine Untersuchungen

Thema Wachsamkeit: Hamburg weitet nun vorsorglich sein „Tiergesundheitsmonitoring“ aus. Kadaver von fleischfressenden Wildtieren wie Füchse, Marder und Waschbären werden im Institut für Hygiene und Umwelt, quasi dem Landeslabor der Stadt, ab sofort auch auf Vogelgrippe-Viren untersucht. Bislang weiß man, dass Tiere, die verendete Vögel fressen, sich anstecken können. Das Ziel des neuen Monotorings: Frühzeitig mitbekommen, wenn es H5N1 gelingt, sich von Säugetier zu Säugetier zu verbreiten.

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Seit den 90er Jahren kursiert das Virus unter Wildvögeln, befällt besonders Seevögel – und breitet sich zum Schrecken der Wissenschaft inzwischen weltweit aus, tötet sogar Vögel in der Antarktis. Die Ausbrüche sind verheerend für ganze Vogelpopulationen: In der Brutsaison 2022 waren brütende Seevogelarten an Nord- und Ostseeküste in „bis dahin unbekanntem Ausmaß von H5N1 betroffen“, schreibt der Verein Jordsand, der auch die Brutkolonien auf Helgoland betreut. In Massen fielen auf dem Roten Felsen Seeschwalben und Basstölpel der Infektion zum Opfer.

Auch in Hamburg wütete die Welle: Im Winter 2022/23 starben im Winterquartier 27 von 100 Alsterschwänen an der Vogelgrippe.

Wie gefährlich wird die Vogelgrippe für uns Menschen, Herr Professor? wurde gefunden bei mopo.de

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