Woher kommt der Hype um Taylor Swift, Herr Professor?

Woher kommt der Hype um Taylor Swift, Herr Professor?

Warum finden alle Taylor Swift so toll? Die MOPO hat mit jemandem gesprochen, der es wissen muss: Professor Jörn Glasenapp (54) ist Kulturwissenschaftler an der Universität Bamberg und bekennender „Swiftie”. Dieses Jahr hat er sogar ein Buch über die Musikerin veröffentlicht. Im MOPO-Interview erklärt er, was Swifts Erfolgsfaktoren sind und welches Muster sie bedient.

MOPO: Herr Glasenapp, Sie sind Professor und bekennender „Swiftie”. Wie hat Ihre persönliche Begeisterung für Taylor Swift begonnen?

Professor Jörn Glasenapp: Ich kannte ihre bekannten Musikstücke schon länger, doch zum Fan wurde ich erst mit dem Album „Midnights“ von 2022. Das Songwriting, ihre Stimme und das Klangbild haben mich sofort überzeugt und dann habe ich mich durch all ihre Musik gehört.

Prof. Jörn Glasenapp hat ein Buch über das „Taylor-verse” geschrieben.
hfr

Prof. Jörn Glasenapp hat ein Buch über das „Taylor-verse” geschrieben.

Warum gibt es so einen großen Hype um Taylor Swift?

Das Wort Hype ist etwas unpassend, weil es nach einer bloß kurzen Begeisterung klingt. Taylor Swift ist aber seit knapp zwei Jahrzehnten erfolgreich, seit 2014 ein Megaweltstar. Ihre große Kunst ist es, kontinuierlich anschlussfähige Musik von hoher Qualität zu produzieren. Sie schafft außerdem eine große Nähe zu ihren Fans über ihre sehr persönlichen Songtexte und die sozialen Medien. Als gute Geschäftsfrau weiß sie genau, was ihre Fans wollen.

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Aber warum ist sie gerade aktuell so erfolgreich?

Das „Taylorverse” ist bunt, inklusiv und divers, ein echter Sehnsuchtsort. Es steht im Kontrast zur düsteren Gegenwart, in der hypermaskuline Männer wie Wladimir Putin oder Donald Trump die Welt in Atem halten.

„Swifties“ vor dem ersten Konzert von Taylor Swift in Gelsenkirchen.
dpa

„Swifties“ vor dem ersten Konzert von Taylor Swift in Gelsenkirchen.

Sie sprachen vorhin von Swifts Nahbarkeit. Allerdings gibt sie selten große Interviews. Wie passt das zusammen?

Das ist natürlich nur eine gefühlte Nähe. Die Fans sind nicht naiv. Aus der Medienforschung wissen wir aber, dass Fans enge Beziehungen zu ihren Stars aufbauen. Taylor Swift bedient das Muster der großen Schwester, die sympathisch, wenig abgehoben und bodenständig ist.

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Ihre Fans halten Taylor Swift für den größten Star. Kritiker sagen, ihre Songs sind bloß seichter Wohlfühlpop. Ist Swift wirklich eine gute Musikerin oder mehr eine gute Verkäuferin ihrer eigenen Marke?

Man würde den Fans unrecht tun, wenn man behaupten würde, dass sie alle seit Jahrzehnten von einer kulturindustriell hergestellten Popsängerin begeistert sind, die nichts kann. Ich bin vielmehr davon überzeugt, dass das, was über Jahre bei den Menschen ankommt, Qualität besitzt. Sie können den Massen nicht auf Dauer Mist andrehen.

„Taylor Swift. 100 Seiten” von Jörn Glasenapp ist erschienen bei Reclam (2024, 12 Euro)

Woher kommt der Hype um Taylor Swift, Herr Professor? wurde gefunden bei mopo.de

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