Bezirks-Chefin: „Wir müssen so umbauen, dass es attraktiv bleibt“

Bezirks-Chefin: „Wir müssen so umbauen, dass es attraktiv bleibt“

Erst war es ein großer Schock, doch mittlerweile ist es auch eine große Chance: Seit die beiden Karstadt-Häuser geschlossen wurden, herrscht Aufbruchstimmung in Bergedorf. Seit Anfang 2021 ist das Kaufhaus dicht, die befürchtete Kettenreaktion aus massiven Leerständen ist ausgeblieben und Bergedorf scheint mit einem blauen Auge davonzukommen. Aber Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann (SPD) ist sich der Gefahr eines City-Sterbens bewusst, sie sagt: „Wir müssen Bergedorf so umbauen, dass es attraktiv bleibt.“ Bis es soweit ist, muss aber noch eine lange Durststrecke überwunden werden.

Den besten Eindruck macht die Bergedorfer City derzeit trotz des sonnigen Wetters nicht. Die lange Geschäftsfront des leerstehenden Karstadt-Gebäudes am Sachsentor und die mit einem Bauzaun verhüllte unansehnliche Baugrube am Bergedorfer Markt (ehemals Karstadt Sports) beeinträchtigen das Bild der historischen Stadt am Sachsentor schon enorm – und das seit Jahren und noch für weitere Jahre.

Bergedorf: Es gibt nur wenig Leerstand

Obwohl es definitiv an attraktiven Publikumsmagneten fehlt – leerstehende Geschäfte gibt es zum Glück derzeit nur wenige in der Fußgängerzone. Es ist auch etwas los, aber die Menschenströme haben sich Richtung CCB-Center und Bahnhof verlagert. „Es fehlt an Angeboten“, räumt auch Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann ein. Sie setzt ihre Hoffnung auf die Neubauprojekte an den Karstadt-Standorten. Denn dort ist in den Erdgeschossen überall Gewerbe und Gastro geplant.


Florian Quandt

Alles chic an der Serrahnstraße – hier wurde aufwändig verschönert.

Aber ob diese Flächen angesichts von Online-Handel und sterbenden Innenstädten wirklich mit attraktiven Läden gefüllt werden können? „Die neu entstehenden Ladenflächen sind insgesamt weniger als die wegfallenden Karstadt-Verkaufsflächen“, sagt Schmidt-Hoffmann und ist zuversichtlich. Sie wünscht sich „definitiv mehr Gastronomie“ in Bergedorf. „Wenn wir mehr Wohnungen in der Stadt haben, dann sorgt das automatisch für mehr Belebung.“

Wo zentral am Bergedorfer Markt lange Leerstand herrschte, ist der Bezirk zeitlich befristet mit dem Künstler- und Handwerkshaus „Plietsch“ eingezogen, wo Ausstellungen, Ateliers, Workshops und viele weitere Events ermöglicht werden. „Einige Leerstände liegen an zu hohen Mieterwartungen, da wird die Lage sich absehbar nicht ändern“, sagt Julia Staron vom City Management.

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Staron sieht Chancen für die Stadt darin, die Kunst- und Kulturszene in die City zu holen und mehr Gastronomie anzubieten. „Ab 18 Uhr ist hier in der Gastro meist Schluss, das muss sich ändern.“ Bei Geschäften müsse man auf kleine Konzepte setzen, „auf große Filialisten kann Bergedorf eher nicht hoffen.“ Die Frequenz der Kunden reiche dafür einfach nicht. Definitiv fehle es auch an Angeboten für Jugendliche.

Hinter Karstadt an der Bergedorfer Schlossstraße soll ein Hotel mit Parkhaus abgerissen werden.
Florian Quandt

Hinter Karstadt soll ein Hotel mit Parkhaus abgerissen werden. Im Moment sind im Hotel Flüchtlinge untergebracht.

300.000 Menschen leben schon jetzt im großen Einzugsgebiet der Bergedorfer City. Wenn der neue Stadtteil Oberbillwerder gebaut wird, sind es noch mal Tausende mehr, die sich zum Einkaufen bestenfalls Richtung Osten orientieren. „Aber wir müssen weg vom reinen Handel in der Stadt, hin zu einer Nutzungsmischung“, sagt auch Tanja Tribian, Starons Kollegin vom City Management. Sie wünscht sich größere Frequenzbringer in der Stadt, so wie halt Karstadt einer war. Das hätte aus ihrer Sicht gern auch die Bücherhalle sein können, die aber Ende 2022 ins neue Körberhaus gezogen ist.

Ein Schloss mitten in der Stadt, ein Park und sogar noch ein Hafen und viel Wasser – Bergedorf hat beste Voraussetzungen, um attraktiv zu sein. Cornelia Schmidt-Hoffmann: „Auch wenn hier manches etwas verbuddelt ist durch eine Stadtentwicklung, die sich nicht nur an Schönheit orientiert hatte.“

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So waren insbesondere die Karstadt-Gebäude aus den 70er Jahren eine Scheußlichkeit und haben zudem auch die Verbindung zu den parallel verlaufenden Straßen dahinter unterbrochen. Das soll sich mit den Neubauten deutlich ändern, die neue Verbindungen schaffen, etwa zur Bergedorfer Schlossstraße, an der sich auch nette Cafés und Restaurants befinden, die einem Besucher nicht gleich ins Auge stechen.

Erste Erfolge sind auch bereits vorzuweisen. So wurden am Kupferhof vor dem Eingang zum Einkaufscenter Terrassen gebaut, auf denen man nett am Wasser sitzen kann – auch ohne etwas konsumieren zu müssen. Dabei blickt man gegenüber auf die Serrahnstraße, die aufwendig neu gestaltet wurde. Mit Gastronomie direkt am Wasser und neuen Sitzgelegenheiten. Julia Staron: „Die Bezirksverwaltung tut wirklich viel. Aber Projekte dauern halt ihre Zeit und Bergedorf muss jetzt noch eine Durststrecke überwinden.“

Info: Drei große Planungen in Bergedorf

Gleich an drei zentralen Stellen im Stadtkern gibt es große Baupläne, dabei entstehen 175 Wohnungen sowie Geschäfte, Gastronomie und Büros:

Am alten Karstadt am Sachsentor entsteht ein Neubaukomplex mit zwei Gebäuden und Durchgang zur Schlossstraße. Entstehen sollen 55 Wohnungen und Gewerbe. Das Hotel mit Parkhaus direkt dahinter an der Bergedorfer Schlossstraße wird voraussichtlich 2026 abgerissen. Dort plant der Investor, die Tengelmann-Tochter Trei Real Estate GmbH aus Düsseldorf, einen großen fünf- bis siebenstöckigen Komplex mit 80 Mietwohnungen und viel Gastronomie und Geschäften im Erdgeschoss. Am Bergedorfer Markt ist Karstadt Sports bereits abgerissen worden und dort liegen auch die Pläne für Wohnungen und Gewerbe bereits vor. 46 Wohnungen und viel Gastronomie sollen dort entstehen, Baustart ist voraussichtlich Herbst 2025.

Bezirks-Chefin: „Wir müssen so umbauen, dass es attraktiv bleibt“ wurde gefunden bei mopo.de

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