Clubsterben in Hamburg: Politik setzt Zeichen – und macht Pläne

Clubsterben in Hamburg: Politik setzt Zeichen – und macht Pläne

Das endgültige Aus für die Sternbrücken-Clubs, die drohende „Molotow“-Schließung und die abgesagte Wiedereröffnung des „PAL“ – über die Lage von Hamburgs Clublandschaft gab es in den vergangenen Monaten wenig Positives zu vermelden. Zwar darf das „Molotow“ nach der Intervention des Senats ein wenig länger am Nobistor bleiben, für mehrere Clubs von der Sternbrücke gibt es inzwischen Ersatzräume an den Deichtorhallen. Am grundsätzlichen Problem, dass Räume für Kultur in der Stadt immer knapper werden, hat sich bisher aber kaum etwas geändert. Doch in Hamburgs Politik scheint langsam die Erkenntnis Einzug zu halten, dass zur Kulturlandschaft einer Metropole auch Clubs gehören.

Es ist eine ernüchternde Bilanz, die das „Clubkombinat Hamburg“ über den Zustand der Hamburger Kulturszene zog. 33 Musikspielstätten – so zählte der Interessenverband der Clubbetreiber und Veranstalter – machten zwischen 2014 und 2023 dicht. Darunter: das „Kurhotel“, das „Fitzgerald“, „Fat Lenny’s“, der „Downtown Bluesclub“ und viele andere mehr. Dagegen standen gerade mal 20 Neueröffnungen, insgesamt also ein dickes Minus von 13 Spielstätten in der Stadt. Allein in den vergangenen zwei Jahren schlossen sechs Musikclubs ihre Türen.

Hamburg: So will die Politik das Clubsterben aufhalten

„Mit der Club-Bilanz 2022/2023 müssen wir leider feststellen, dass sich der Negativtrend der letzten Jahre fortsetzt“, sagte „Clubkombinat“-Geschäftsführer Thore Debor. „Wenn wir die Clubkultur in Hamburg stützen und erhalten wollen, gilt es, sich vermehrt um den Erhalt der infrastrukturellen Substanz zu bemühen.“ Soll heißen: Räumlichkeiten dürfen nicht weiter verschwinden.

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Diese Erkenntnis ist offenbar auch in der Kulturbehörde angekommen. Am Montag lud sie Vertreter der Clubszene, Behörden und städtischer Gesellschaften zum ersten Runden Tisch „Nachtleben und Nachbarschaft“ ins Rathaus ein, um über die Lage der Clubkultur zu sprechen. „Hamburg wäre nicht die Kulturstadt, die sie ist, wenn es die Clubs nicht gäbe“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD).

Am Montag kamen die Teilnehmer des ersten Rundes Tisches „Nachtleben und Nachbarschaft“ im Rathaus zusammen, um über die Lage des Kulturbetriebs zu beraten.
@Claudia Höhne

Am Montag kamen die Teilnehmer des ersten Rundes Tisches „Nachtleben und Nachbarschaft“ im Rathaus zusammen, um über die Lage des Kulturbetriebs zu beraten.

Doch fänden Clubs in der sich verdichtenden Stadt keine Flächen. „Mit dem Runden Tisch wollen wir frühzeitig Probleme erkennen und im direkten Austausch Lösungen finden“, so Brosda. Ziel sei es, der Politik und Verwaltung Empfehlungen mit auf den Weg zu geben, um etwa die Zwischen- und Umnutzung von Flächen zu ermöglichen oder Nachbarschaftskonflikte zu lösen.

Das „Clubkombinat“ begrüßt das neue Format

Das „Clubkombinat“ begrüßte das neue Gesprächsformat und schlug schnellere Sanierungsverfahren für verbesserten Schallschutz von Spielstätten vor, sowie einen Kulturkataster, der einen Überblick über Größe, Breite und Vielfalt der Kulturorte Hamburgs gibt. Außerdem müsse die Stadt ihr Vorkaufsrecht nutzen, um Flächen für den Kulturbetrieb zu sichern.

SPD-Fraktion will Neubauvorhaben überprüfen

Die Suche nach Flächen beschäftigt auch die Bezirkspolitik in Altona. Die dortige SPD-Fraktion hat mit Blick auf den Auszug der Sternbrücken-Clubs („Fundbureau“, „Waagenbau“, „Astrastube“, „Beat Boutique“) beantragt, neue Räumlichkeiten für den Betrieb von Musikclubs zu suchen. Der Bezirk soll Neubauvorhaben wie das Fischmarkt-Areal West, die Umgebung Diebsteich oder die Mitte Altona II daraufhin überprüfen, ob sie für Clubs geeignet werden.

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„Hamburgs Attraktivität und Anziehungskraft war immer auch ein Zusammenspiel wirtschaftlicher Möglichkeiten und Alternativität“, schreibt die Fraktion. „Nicht gleichförmig, sondern kulturell vielfältig, aufregend und herzlich rau statt aalglatt.“

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