„Das war grob fahrlässig“: Experte rügt HSV Hamburg – aber glaubt an Lizenz-Chance

„Das war grob fahrlässig“: Experte rügt HSV Hamburg – aber glaubt an Lizenz-Chance

Sie werden um ihre Bundesliga-Lizenz kämpfen. Nachdem die Handball-Bundesliga (HBL) dem HSV Hamburg die Lizenz für die kommende Saison entzogen hat, kommt es am nächsten Donnerstag (30. Mai) zum Showdown vor einem Schiedsgericht in Hannover. Dort wird der Hamburger Einspruch gegen die Entscheidung der HBL behandelt – und ein finales Urteil gesprochen. In der MOPO schätzt der Hamburger Rechtsanwalt für Sportrecht, Kolja Hein, die Chancen des HSVH vor dem Schiedsgericht ein.

Eine Stunde waren die 4,1 Millionen Euro zur Schließung der Liquiditätslücke, was die HBL als Lizenzauflage vom HSV Hamburg gefordert hatte, zu spät auf dem Konto des HSVH eingegangen. Weil die Hamburger somit den erforderlichen Nachweis zu spät an die Bundesliga übermitteln konnten, entzog diese die Lizenz für die kommende Saison. „Deadline ist Deadline und die gilt es einzuhalten“, betont auch Hein im Gespräch mit der MOPO. „Dafür gibt es Fristen. Einen Kulanzspielraum kann sich die Bundesliga da nicht erlauben.“

Hein versteht das lange Zögern des HSV Hamburg nicht

Hein, der an der Universität von Real Madrid seinen Master in Sportrecht absolviert hat und inzwischen eine eigene Rechtsanwaltskanzlei in Hamburg und Neustadt betreibt, kann vielmehr nicht nachvollziehen, wieso der HSV Hamburg überhaupt so lange gewartet hat. „Das ist grob fahrlässig und unprofessionell für einen Verein in der 1. Bundesliga“, sagt Hein mit Blick darauf, dass der HSVH eine mehrwöchige Frist bekommen hatte – das Geld aber erst am vorletzten Tag anwies.


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Hamburgs Handballer argumentieren nun, sie hätten der Bundesliga bereits am Tag vor Fristende einen Überweisungsauftrag als Nachweis vorgelegt. „Das reicht als Beleg nicht aus“, erklärt Hein. „Eine Überweisung kann man auch ganz einfach ein paar Minuten später wieder zurückziehen. Erst, wenn das Geld auf meinem Konto ist, kann ich mir auch wirklich sicher sein.“

Lizenz des HSV Hamburg wird in Hannover verhandelt

Das sah auch die HBL so – und erteilte dem HSV Hamburg keine Lizenz. Dieser hat gegen das Urteil Einspruch eingelegt, welcher nun am 30. Mai in Hannover vor einem dreiköpfigen Schiedsgericht verhandelt wird. „Für den Einspruch braucht der HSV Hamburg aber eine plausible Geschichte, warum das Geld zu spät einging“, sagt Hein. „Sie müssen dem Gericht schlüssig begründen, wie es zu der Verspätung kam.“

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Nur dann kann das Schiedsgericht dem Einspruch des HSVH stattgeben und den Lizenzentzug rückgängig machen. Hein glaubt, dass die Chancen dafür gar nicht so schlecht stehen. „Meine Prognose ist, dass es zu einem gesichtswahrenden Kompromiss kommen wird“, mutmaßt der Sportrechtler. Ein solcher Kompromiss könnte beispielsweise so aussehen, dass die Hamburger zwar die Lizenz erteilt bekommen, aber für die Verspätung mit einer Geldstrafe oder einem Punktabzug bestraft werden. „Ohne Sanktion wird es nicht gehen“, glaubt Hein, der aber mit einem milderen Urteil als dem Lizenzentzug rechnet: „Der HSVH ist ein Schwergewicht für die Bundesliga. Die hat auch ein Interesse daran, dass Hamburg dort vertreten bleibt.“

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