Denkmalschutz-Posse in Hamburg: Historisches Kopfsteinpflaster ist futsch

Denkmalschutz-Posse in Hamburg: Historisches Kopfsteinpflaster ist futsch

Die Mansteinstraße am Isebekkanal sieht aus wie viele Straßen im Zentrum des Bezirks Eimsbüttel: Straßenbäume stehen an beiden Seiten, dazwischen parkende Autos. Anfang nächsten Jahres soll sich der Anblick der Straße allerdings radikal verändern, dutzende Parkplätze fallen unter anderem aus Denkmalschutzgründen weg. Und jetzt wurde die Mansteinstraße auch noch Schauplatz einer ganz anderen Denkmalschutz-Posse.

In deren Zentrum: Das historische Kopfsteinpflaster, welches sich bis zuletzt unter der heutigen Fahrbahn befand. Sichtbar war es daher nicht, aus Sicht der Denkmalschutze-Behörde aber trotzdem unbedingt schützenswert. Doch dann verschwand es plötzlich. Was ist passiert?

Mansteinstraße: Historisches Kopfsteinpflaster verschwunden

Vor Kurzem begannen die Hamburger Energiewerke in der Mansteinstraße (Hoheluft-West) mit Fernwärmearbeiten, zu drei Häusern wurde eine neue Leitung verlegt. Dafür mussten die Arbeiter die Fahrbahn aufreißen, unter der das Kopfsteinpflaster zutage kam. Wie Anwohner dem „Abendblatt“ berichteten, wurde dieses während der Bauarbeiten auf einen riesigen Haufen geschüttet – und war dann auf einmal weg.

Bei den Umbauarbeiten in der Mansteinstraße fallen Anfang 2025 um die 92 Parkplätze weg.
Florian Quandt

Bei den Umbauarbeiten in der Mansteinstraße fallen Anfang 2025 um die 92 Parkplätze weg.

Wie Bettina Schwarz, Sprecherin der Hamburger Energiewerke, auf MOPO-Anfrage sagte, wurden die Pflastersteine, „die als provisorischer Unterbau der Asphaltstraße dienten, vorschriftsmäßig entsorgt und die Straße fachgerecht wiederhergestellt“. Einen Hinweis vom Bezirksamt auf ein Bodendenkmal habe das Unternehmen im Vorhinein nicht erhalten.

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Eimsbüttels Bezirkssprecher Kay Becker will den Schwarzen Peter nicht hin und her schieben. „Festzuhalten bleibt auf jeden Fall, dass die Abstimmung offenbar nicht gut gelaufen oder sonst etwas schief gelaufen sein muss“, sagt er der MOPO.

Mansteinstraße wird Anfang 2025 komplett umgebaut

Anfang 2025 sollen die Umbauarbeiten in der Mansteinstraße dann richtig losgehen. Dort soll eine bessere Rad-Verbindung zu den zwei angrenzenden Velorouten entstehen. Das bedeutet konkret: Für Autos gilt nur noch Tempo 30, es werden zwei Mittelinseln aufgebaut, sodass Fußgänger leichter über die Straße kommen, die Gehwege werden breiter und die Sicherheit für den Radverkehr soll erhöht werden. Die 42 Straßenbäume bleiben erhalten.

Schlechter sieht es allerdings für die 155 Parkplätze in der Straße aus. Die Autos parken derzeit senkrecht zur Fahrbahn – blockieren dabei aber häufig die Gehwege oder sich gegenseitig. Nach den Umbauarbeiten werden es laut Bezirkssprecher Becker nur noch 63 Stellplätze sein. Dazu kommen dann 68 neue Fahrradbügel sowie 34 Lastenradstellplätze, die es bislang noch gar nicht in der Straße gab.

Deshalb fallen so viele Parkplätze in der Mansteinstraße weg

Tatsächlich hätte es auch noch die Möglichkeit gegeben, die Fahrbahn beim Umbau zu verschwenken – so wären statt 63 immerhin 82 Parkplätze übrig geblieben. Doch da schaltete sich die Denkmalschutzbehörde ein, für die die „Symmetrie der Mansteinstraße“ laut Becker Priorität hat.

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Bis es mit den Arbeiten losgeht, will das Bezirksamt in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde „einfach eine Lösung“ für die verschwundenen Kopfsteinpflaster finden. Wie diese aussehen soll ist allerdings unklar, die historischen Steine sind jedenfalls verloren.

Denkmalschutz-Posse in Hamburg: Historisches Kopfsteinpflaster ist futsch wurde gefunden bei mopo.de

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