Deutschland diskutiert: Muss Nagelsmann den Torhüter wechseln? Ansage von Rettig

Deutschland diskutiert: Muss Nagelsmann den Torhüter wechseln? Ansage von Rettig

Wenn Manuel Neuer klug ist, hat er das freie Wochenende am Tegernsee fernab von Zeitungen und Social Media verbracht. Er hätte doch nur all die Schlagzeilen, Umfragen und Diskussionen lesen müssen, die nach seiner üblen Patzer-Serie brodeln wie lange nicht mehr – Nagelsmann in der Torwart-Klemme! Neuers Zeit vorbei! Deutsche Fußballfans fordern ter Stegen! Zusammengefasst: Muss der Bundestrainer vor der Heim-EM seine ewige Nummer eins absägen?

Dass der lange Zeit unbestritten beste Schlussmann der Welt nicht mehr schusssicher ist, kann Julian Nagelsmann so überhaupt nicht gebrauchen. Nach dem Abpfiff der auch ansonsten mauen EM-Generalprobe gegen Griechenland (2:1) wollte er die Debatte deshalb ersticken – zu spät: Sie war längst vom Flämmchen zum Flächenbrand geworden.

Nagelsmann: „Ich lasse keine Diskussion aufkommen“

Zumindest für Nagelsmann ist Neuer aber weiterhin die beste Option, basta. „Ich lasse keine Diskussion aufkommen, auch wenn es jeder probiert”, sagte er bestimmt: „Er hatte drei Weltklasseparaden, es ist alles in Ordnung.” Die Phrase, derzufolge „der Manu” schon so viele Spiele gerettet habe, war in der Mixed Zone von Mönchengladbach anschließend allenthalben zu hören, von Pascal Groß bis Jamal Musiala. „Er ist in einer Verfassung, dass er zu Recht die Nummer eins ist”, bekräftigte am Sonntag auch DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig.

Neuer selbst räumte ein, er hätte „den Ball besser wegbringen müssen”, er war ihm nach einem an sich harmlosen Hoppel-Schuss des Düsseldorfer Zweitliga-Torschützenkönigs Christos Tzolis von Brust und Gesicht nach vorne geprallt. Giorgos Masouras schob ein. Neuer verwies allerdings wie Nagelsmann auch auf die Entstehungsgeschichte: Jonathan Tah hatte Musiala mit einem fatalen Pass aus dem eigenen Strafraum in Not gebracht, der verlor den Ball sofort bei der Annahme. „Da gehören immer mehrere dazu”, analysierte Neuer, „aber ich schaue jetzt auf mich.”


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Dieser Blick bringt die Erkenntnis, dass sich seine Fehler häufen. Im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid war ihm nach vorheriger Weltklasse-Leistung ganz Ähnliches passiert. „Von 10.001 Bällen hält er den 10.000-mal”, sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel – aber die Nummer 10.001 kam zuletzt immer wieder. Neuer patzte beim Bundesliga-Finale gegen die TSG Hoffenheim mehrfach, gegen die Ukraine stürmte er Richtung Mittellinie, um dort zu klären, chippte den Ball aber einem Gegenspieler in den Fuß. Nur eine Abseitsstellung verhinderte das 0:1 in der 88. Minute.

„Das Kreuz des Torhüters“

Und nun: das. Nagelsmann nannte das Phänomen, dass eine Sekunde ein ganzes Spiel bestimmt, „das Kreuz des Torhüters. Wenn du eine Situation nicht perfekt löst, ist es immer ein Gegentor. Wir haben aber vorher drei Situationen, die wir nicht spielen dürfen – dann kommt auch kein Abschluss zustande.”

Ter Stegen „nicht einer Meinung“ mit Nagelsmann

Immerhin retteten Kai Havertz und Groß mit ihren Toren die Stimmung, die Brisanz dürfte dem Bundestrainer dennoch gegenwärtig sein. Marc-Andre Ter Stegen, seit Jahren auf hohem Niveau Stammtorhüter des FC Barcelona und während Neuers langer Verletzungspause der brave Platzwarmhalter, hat gerade erst sein Unverständnis über die EM-Entscheidung geäußert: Er sei in dieser Sache „nicht einer Meinung” mit Nagelsmann.

Wie auch? Womöglich wird ter Stegen am Ende so lange auf Neuers Karriere-Ende gewartet haben, dass ein ganz anderer vorbeizieht. Den mittelfristigen Kandidaten Alexander Nübel (27/VfB Stuttgart) allerdings hat Nagelsmann überraschend aus seinem Aufgebot gestrichen. Eigentlich hatte er beteuert, mit vier Torhütern zu planen.

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Einen Wechsel der Nummer eins vor dem EM-Auftaktspiel gegen Schottland am Freitag in Neuers Heimat München wird es jedenfalls nicht geben. Nagelsmann hofft, dass Neuer sich stabilisiert und ein überzeugendes Turnier spielt. Und, dass der Schuss Nummer 10.001 erst gar nicht abgegeben wird. (sid/bv)

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