Diese Themen entscheiden die Bezirkswahl in Hamburg

Diese Themen entscheiden die Bezirkswahl in Hamburg

Fehlende Parkplätze, eine neue Unterkunft für Obdachlose oder der Bau eines ganzen Stadtteils: In allen sieben Hamburger Bezirken gibt es Themen, die für hitzige Debatten sorgen. Bei der Bezirkswahl am 9. Juni können die Bürger entscheiden, welche Politiker sie die nächsten fünf Jahre vor Ort vertreten sollen. Die MOPO stellt die entscheidenden Themen vor – von A wie Altona bis W wie Wandsbek.

Altona: Baustellen-Zoff und grüne Radwege

Von der Plattenbau-Großsiedlung Osdorfer Born, über das Szeneviertel Sternschanze, bis zu den gut situierten Elbvororten – im Bezirk Altona prallen Lebenswelten aufeinander. 2019 konnten die Grünen sich die Mehrheit (35,1 Prozent) holen. Bezirkschefin ist seither Stefanie von Berg. Bei der anstehenden Wahl könnte sich das ändern, denn aktuell gibt es ordentlich Krach.

Zum einen um die Baustelle in der Reventlowstraße in Othmarschen: Seit diesem Frühjahr entsteht hier ein neuer Radweg. Die Geschäftsleute an der vornehmen Waitzstraße befürchten, dass ihre Kunden Umwege fahren müssen. Rückenwind erhalten sie kurz vor der Wahl von SPD, CDU, FDP und Linken, die für einen Stopp der Maßnahme stimmten. Gebaut wird nun trotzdem – die Fahrradstraße gehört zu den Plänen des Senats.

Im Altonaer Rathaus ist derzeit Stefanie von Berg (Grüne) Bezirkschefin (Archivbild).
dpa

Im Altonaer Rathaus ist derzeit Stefanie von Berg (Grüne) Bezirkschefin (Archivbild).

Nebenan im schicken Groß Flottbek formiert sich Widerstand gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft auf dem Parkplatz des Botanischen Gartens. Die Gegner wollen dagegen klagen, dass hier 144 Menschen untergebracht werden. Was den Bezirk noch beschäftigt: Der Leerstand auf dem Holsten-Areal, die Drogenszene rund um den S-Bahnhof Holstenstraße und der Verkehrsversuch Autoarmes Ottensen.

Bergedorf: Neuer Stadtteil sorgt für Debatten

Viel Grün, eine historische Altstadt und das größte Blumen- und Gemüseanbaugebiet Deutschlands prägen das Bild von Bergedorf. Nachdem die SPD bei der letzten Wahl die Mehrheit gewann (26,4 Prozent), bildete sich eine Ampelkoalition im Bezirk. Seit 2021 ist Cornelia Schmidt-Hoffmann (SPD) Bezirkschefin. Der Zoff um den geplanten Stadtteil Oberbillwerder ist hier das große Wahlkampfthema. Auf 118 Hektar sollen rund 6500 neue Wohnungen entstehen. Die Koalition wäre fast zerbrochen, als sie sich 2022 um die Anzahl der Parkplätze für das Gebiet stritt. Die Opposition lehnt den Bau ab.

Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr beschäftigt die Bergedorfer ebenfalls. Der Senat will die S-Bahnlinien in den Süden und damit auch nach Bergedorf deutlich verstärken. Was den Bezirk noch beschäftigt: Die Umgestaltung der Innenstadt, der Bau des Innovationsparks und neuer Schulen im Bezirk.

Eimsbüttel: Wohnungsbau und Angst um „Bullerbü”

Im kleinsten aller Hamburger Bezirke ist zwischen dem trendigen Stadtteil Eimsbüttel im Süden und dem gediegenen Niendorf im Norden einiges los. Mit 37,2 Prozent der Stimmen fuhren die Grünen 2019 hier ihr bestes Ergebnis ein, doch der Versuch einer Koalition mit der CDU scheiterte. Seitdem wird mit wechselnden Mehrheiten regiert. Eine gewählte Bezirkschefin gibt es derzeit nicht. Nach einem erbitterten Streit um den Posten übernahm die parteilose Sonja Böseler vorerst die Leitung.

Für Diskussionsstoff im Bezirk sorgt die Unterbringung von pflegebedürftigen Obdachlosen in einem Pflegeheim am Garstedter Weg in Niendorf, weil sich die Anwohner um ihr „Bullerbü-Leben“ sorgten. Auch an anderer Stelle fühlen sich die Niendorfer unfair behandelt: Im Gebiet Niendorf „93” und „95 sollen Baulücken für mehrstöckige Wohnhäuser genutzt werden. Zu hoch, zu dicht, zu geschlossen – finden die Anwohner.

Mit roten Schleifen an ihren Gartenzäunen, protestieren die Anwohner der Paul-Sorge-Straße gegen die Bebauungspläne „Niendorf 93/95″.
Marius Roeer

Mit roten Schleifen an ihren Gartenzäunen protestieren die Anwohner der Paul-Sorge-Straße gegen die Bebauungspläne „Niendorf 93/95″.

Was den Bezirk noch beschäftigt: Das neue Verkehrskonzept „Schulcluster“, das die Verkehrssituation der acht Schulen im Bereich Gustav-Falke-Straße verbessern soll und die Schaffung von günstigem Wohnraum.

Hamburg-Mitte: Elend und Einzelhandel

Ob shoppen in der Neustadt, tanzen auf dem Kiez von St.Pauli oder auf Finkenwerder an der Elbe spazieren: Im Bezirk Hamburg-Mitte pulsiert das Herz der Stadt. Die Grünen schafften es 2019 zwar, stärkste Kraft zu werden (29,3 Prozent), zerlegten sich im Anschluss aber selbst. Seither regiert im Bezirk eine „Deutschland-Koalition“ (SPD, CDU und FDP). Bezirkschef ist Ralf Neubauer (SPD). Eines seiner großen Themen im Bezirk ist das Elend und die Kriminalität am Hauptbahnhof. Mit zahlreichen Maßnahmen wie einem zusätzlichen Beratungsangebot für Obdachlose, einem Alkohol- und Waffenverbot sowie einem Zaun vor der Drogenberatungsstelle „Drob Inn“, wollen Senat und Bezirk dem entgegentreten. Manchen reichen diese Maßnahmen nicht, andere sprechen von einer Verdrängung der Bedürftigen.

Mit verschiedenen sozialen Angeboten und Maßnahmen will die Stadt das Elend am Hamburger Hauptbahnhof bekämpfen (Archivbild).
dpa

Mit verschiedenen sozialen Angeboten und Maßnahmen will die Stadt das Elend am Hamburger Hauptbahnhof bekämpfen (Archivbild).

Wie die kaufkräftige Kundschaft wieder in die City gelockt werden kann, gehört ebenfalls zu den Fragen, die es zu beantworten gilt. Viele Einzelhändler haben dicht gemacht und die Insolvenz der Signa-Gruppe hat die Zukunft einiger Filetstücke wie den Standort der ehemaligen Gänsemarkt-Passage unsicher gemacht.

Was den Bezirk noch beschäftigt: Die Baustelle des neuen Westfield Übersee-Quartiers, das Paloma-Viertel auf St. Pauli und der Bau des neuen Zentrums von Billstedt.

Hamburg-Nord: Grüne Pläne und Protest

Grün und familiär ist Hamburg-Nord, kein Wunder, dass sich hier viele beliebte Wohnsiedlungen befinden. Um eine neu geplante Siedlung im Diekmoor in Langenhorn gibt es derzeit Zoff. Gegen die Bebauung mit mehr als hundert Wohnungen hat sich eine Bürgerinitiative formiert, aktuell läuft der Planungswettbewerb für das Gebiet.

In der Bezirksversammlung regiert eine Koalition aus Grünen (2019 stärkste Kraft mit 35,7 Prozent) und SPD, nachdem der Bezirk zuvor jahrzehntelang unter SPD-Führung stand. Bezirkschef ist Michael Werner-Boelz (Grüne), der unter anderem ein eigenes Klimaschutzkonzept für den Bezirk eingeführt hat und sich für den Ausbau von Rad- und Fußwegen einsetzt. Das sorgt allerdings auch für Unmut, zum Beispiel seitdem in manchen Straßen das illegale Schrägparken nicht mehr möglich ist.

Was den Bezirk noch beschäftigt: Der Fluglärm, die Schließung des Cafés im Stavenhagenhaus in Groß Borstel, der Umzug des Bezirksamts ins Arne-Jacobsen-Haus in der City Nord.

Harburg: Bessere Anbindung und Rettung der Innenstadt

In diesem Bezirk treffen zwischen Obstplantagen und Technischer Universität ländliche Traditionen und Moderne aufeinander. Die SPD wurde 2019 stärkste Kraft in Harburg (27,1 Prozent), seither regiert hier eine rot-grüne Koalition. Bezirkschefin ist Sophie Fredenhagen (SPD). Das Thema Mobilität spielt in Harburg eine große Rolle. Dazu zählt etwa der Neubau der Harburger Busanlage, deren Baustart sich verschoben hatte, oder der Ausbau der Velorouten 10 und 11.

In der Harburger Innenstadt hatten in den vergangenen Jahren mehrere Geschäfte geschlossen, darunter auch das große Karstadt-Haus. Die Stadt erwarb das Gebäude im Frühjahr, doch wie es damit weitergeht, ist bislang unklar.

Das Karstadt-Gebäude in der Harburger Innenstadt steht aktuell leer (Archivbild).
dpa

Das Karstadt-Gebäude in der Harburger Innenstadt steht aktuell leer (Archivbild).

Was den Bezirk noch beschäftigt: Die Kriminalität im Zentrum Harburgs, das Neubaugebiet Fischbeker Reethen, die Entwicklung des Binnenhafens.

Wandsbek: Ein neues Quartier und viele Baustellen

Wandsbek ist der größte und auch einer der vielfältigsten Bezirke. Im Norden geprägt von Wäldern und Weiden um Duvenstedt und Wohldorf-Ohlstedt, im Süden urban mit dem Wandsbeker Markt und den Großsiedlungen in Steilshoop.

Bei der letzten Wahl lieferten sich SPD (26,7) und Grüne (26,3) ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Schließlich bildeten sie eine Koalition. Chef im Bezirksamt ist seit mehr als zehn Jahren SPD-Mann Thomas Ritzenhoff (62), der diesen Posten wohl noch bis zur Pension besetzen wird.

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Für Debatten sorgt im Bezirk der Umbau mehrerer Straßen wie des Berner Heerwegs, der Rodigallee oder der Wellingsbütteler Landstraße. Die Entstehung eines neuen Quartiers am Wandsbeker Markt, beschäftigt den Bezirk ebenfalls. Dort sollen nach der Schließung von Karstadt unter anderem Wohnungen, Restaurants und eine private Hochschule entstehen.

Was den Bezirk noch beschäftigt: Die Umgestaltung des Eichtalparks zum „Klimapark“, die Unterbringung von Geflüchteten, die geplante Verkehrsberuhigung im Volksdorfer Ortskern.

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