Dramatischer Einsatz in Hamburg: Achtung, dieses Foto lügt!

Dramatischer Einsatz in Hamburg: Achtung, dieses Foto lügt!

Das Foto erschreckt noch heute: Gleich vier behelmte Polizisten und vier Diensthunde stürzen sich scheinbar auf einen hilflosen Mann, der schreiend am Boden liegt. Ich machte das Foto am 30. Mai 1981 am Neuen Pferdemarkt bei einer Hausbesetzung.

Im Nachhinein scheint das Bild der perfekte Beleg für „Bullenterror“ in der Sternschanze zu sein. So bezeichnete die linke Szene damals fast jeden größeren Polizeieinsatz bei Demos oder eben Hausbesetzungen. Doch so war es nicht.

Fast jeder Einsatz endetet mit Gewalt

Tatsächlich wurde frühmorgens an diesem Samstag mit harten Bandagen gekämpft. Überhaupt haben sich beide Seiten bei den Demos damals nichts geschenkt. Die Häuser Schanzenstraße 41a zum Beispiel waren fest in der Hand der linken Szene und fast jeder Polizeieinsatz endete mit Auseinandersetzungen, Steinwürfen oder sogar zertrümmerten und in Brand gesetzten Polizeifahrzeugen.

Bei einer Straßenschlacht am Bahnhof Sternschanze war im August 1980 Olaf Ritzmann auf die Gleise des S-Bahnhofs Sternschanze gelaufen. Der 16-Jährige wurde von einer S-Bahn erfasst und tödlich verletzt.

MOPO-Chefreporter Thomas Hirschbiegel
Florian Quandt

MOPO-Chefreporter Thomas Hirschbiegel

Nun, neun Monate später, besetzten also etwa 20 Personen ein leerstehendes Fabrikgebäude in der Straße Beim Grünen Jäger. Ihr Ziel war, das Gebäude zu einem linken Kommunikationszentrum mit dem Namen „Olaf-Ritzmann-Haus“ machen. Man warf der Polizei damals vor, den Jugendlichen in den „Tod gejagt“ zu haben. Die Besetzer verbarrikadierten den Zugang zum Gebäude mit Bauholz und Bauzäunen.

Polizei rückt mit Wasserwerfen und Panzerwagen an

400 linke Unterstützer der Hausbesetzer rückten an und rüsteten sich für die erwartete Auseinandersetzung mit der Ordnungsmacht. Die rückte dann auch im Morgengrauen mit einem Wasserwerfer, zwei Panzerwagen und vier Hundertschaften Bereitschaftspolizei an.

Im Steinhagel räumten die Beamten erst die Barrikade weg und stürmten dann das Haus. Die Demonstranten zogen sich zurück und 14 Hausbesetzer verließen das Gebäude. Sie wurden festgenommen.

Dabei geriet dann ein Polizeihund außer Kontrolle und stürzte sich auf einen der Hausbesetzer. Der fiel zu Boden, das Tier schnappte nach seinen Beinen. Ein Polizist schlug nun mit dem großen Holz-Schlagstock nach dem Hund und nicht etwa, wie es auf dem Foto erscheint, auf den armen Mann am Boden ein.

Das könnte Sie auch interessieren: Leichenfund auf dem Kiez: Der Betrunkene aus dem Luftschacht

Den anderen Hundeführern gelang es, ihre wild kläffenden Tiere unter Kontrolle zu halten. Der Hausbesetzer kam mit ein paar Schrammen davon. Immer wenn ich heute auf das Bild schaue, kommt mir der Satz in den Sinn: Fotos lügen nicht. Tun sie doch! Und das gilt aktuell natürlich noch viel mehr als vor 43 Jahren.   

Dramatischer Einsatz in Hamburg: Achtung, dieses Foto lügt! wurde gefunden bei mopo.de