Drive-In für Bargeld: Am Rathausmarkt gab’s mal eine Bank mit Autoschalter

Drive-In für Bargeld: Am Rathausmarkt gab’s mal eine Bank mit Autoschalter

Der Fahrer trägt Hut am Steuer und sitzt in einem VW Typ 3. Durch die geöffnete Türscheibe reicht er einer Dame mit adretter Dauerwelle an einem Schalter einen Zettel. Das Foto wurde 1963 am Rathausmarkt gemacht und zeigt eine damals hochmoderne Neuigkeit im Zahlungsverkehr – den „Autoschalter“ der Dresdner Bank.

Insgesamt drei großformatige Fotos entdecken wir auf einem Flohmarkt in Quickborn. Die Bilder zeigten Filialen der Dresdner Bank in Hamburg. Einmal ist die Filiale im inzwischen abgerissenen Deutschlandhaus am Gänsemarkt zu sehen, ein weiteres Bild zeigte eine Zweigstelle, vermutlich an der Großen Bäckerstraße in der City, und auf dem dritten Foto ist der Autoschalter zu sehen. Der befand sich am Rathausmarkt 4.

In einem Prospekt von damals wird für den neuen Bankschalter so geworben: „Allen Autofahrern empfehlen wir in der Hamburger Innenstadt die Benutzung unseres Autoschalters.“ Die Werbebroschüre in der grünen Farbe der Dresdner Bank zeigt genau das Foto, welches wir auf dem Flohmarkt kauften. Offenbar hatte die Dresdner Bank damals einen Profi-Fotografen engagiert, der die Hamburger Filialen des Geldinstituts ablichten sollte.

Drive-in-Schalter befand sich am Rathausmarkt

Die Einfahrt zu dem Bankschalter befand sich an der Straße Plan. Der autofahrende Kunde kommunizierte über eine Gegensprechanlage mit der Bankangestellten im Schalter und steckte dann seinen Überweisungsauftrag in eine gepanzerte Schublade oder erhielt umgekehrt Bargeld.

Im Gebäude Rathausmarkt 4/Ecke Plan befand sich ab 1963 der Autoschalter der Bank.
Florian Quandt

Im Gebäude Rathausmarkt 4/Ecke Plan befand sich ab 1963 der Autoschalter der Bank.

Bereits 1959 hatte die Deutsche Bank in Düsseldorf so einen Schalter eröffnet. Andere Großbanken folgten. Damals wurden deutsche Städte nach US-Vorbild „autogerecht“ gestaltet. Die Städteplaner verfolgten das Ziel, dass man in der modernen Stadt mit dem Auto überall hinkommen müsse. Sie gingen davon aus, dass nach dem Vorbild von „Drive in“-Lokalen immer mehr Geschäfte durchgeführt würden, ohne aus dem Auto zu steigen.

1972 kamen die Geldautomaten

Es kam dann alles ein wenig anders, und die Autoschalter setzten sich nicht durch. Stattdessen wurden ab 1972 die noch heute gebräuchlichen Geldautomaten eingeführt. Und auch die Dresdner Bank verschwand, sie wurde 2009 von der Commerzbank geschluckt.

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Der VW Typ 3 auf dem Foto wurde 1961 bis 1973 gebaut und basierte technisch auf dem Käfer. Wie dieser hatte er einen luftgekühlten Heckmotor. Obwohl der Wagen bei der Einführung 1961 mit 6400 Mark 1100 Mark mehr kostete als der Käfer, verkaufte sich das Modell in Motorisierungen von 45 bis 54 PS bis 1973 2,6 Millionen Mal.

Bemerkenswert: Besonders der Variant, der erste VW-Kombi dieses Namens, war bei den Käufern beliebt. Beinahe jedes zweite Typ-3-Modell wurde als Variant verkauft. Nach Produktionsende in Wolfsburg wurde ein ähnliches Modell, der VW 1600, noch bis 1980 in Brasilien produziert.

Drive-In für Bargeld: Am Rathausmarkt gab’s mal eine Bank mit Autoschalter wurde gefunden bei mopo.de

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