Freund, Feind, egal? So stehen St. Paulis Fans zu den 17 Bundesliga-Klubs

Freund, Feind, egal? So stehen St. Paulis Fans zu den 17 Bundesliga-Klubs

Bundesliga. Lange her. Erstmals seit 2010/11 wird sich der FC St. Pauli im höchsten deutschen Fußball-Regal versuchen und dabei auf Gegner treffen, die man teils mehr als eine Dekade lang nicht gesehen hat. Das betrifft natürlich auch die jeweiligen Anhängerschaften. Und weil in der kommenden Saison keine Stadtderbys anstehen, keine Duelle mit Klubs wie Rostock oder Dresden, darf eine vergleichsweise entspannte Spielzeit erwartet werden. In Rücksprache mit Menschen, die in der aktiven Fanszene des Kiezklubs zu Hause sind, hat die MOPO alle 17 Kontrahenten in Bezug auf mögliches Konfliktpotenzial und freundschaftliche Beziehungen beleuchtet.

Bayer Leverkusen: Die größten Meinungsverschiedenheiten haben vermutlich die Vereinsbosse. Zwischen Oke Göttlich und Fernando Carro gibt es nur überschaubar viele Schnittmengen. Was die Fans betrifft, so läuft der amtierende Meister und Pokalsieger aus St. Pauli-Sicht unter „neutral“.

VfB Stuttgart: Verfügt über eine sehr ambivalente Fanszene, direkte Differenzen mit St. Pauli gibt es indes keine. Allerdings liegen die Schwaben mit der Münchener „Schickeria“ überkreuz, und die ist dicke mit Braun-Weiß verbandelt.

Fans von St. Pauli und Bayern München sind eng befreundet

FC Bayern München: Wie bereits angerissen, hegt Ultrà Sankt Pauli mit den Bajuwaren eine sehr intensive Beziehung. Mit keinem anderen Verein gibt es eine derart innige Freundschaft, man kennt und schätzt sich seit vielen Jahren. Angenehm, sich mal wieder angesichts direkter Duelle um Punkte wiederzusehen.

RB Leipzig: Es liegt in der Natur der Sache, dass – wie viele – auch die aktive Szene in Hamburg das Konstrukt RB leidenschaftlich ablehnt. Nennenswerten Ärger zwischen den Fans aber gab es nie, als sich die beiden Vereine einst in der 2. Liga mehrfach duellierten. Und verglichen mit diversen anderen Ost-Klubs wird Leipzig als eines der kleinsten Übel wahrgenommen, was die politische Orientierung auf den Tribünen betrifft.

St. Pauli und Werder trafen zuletzt vor drei Jahren in der Zweiten Liga aufeinander.
IMAGO / KBS-Picture

St. Pauli und Werder trafen zuletzt vor drei Jahren in der Zweiten Liga aufeinander.

Borussia Dortmund: Knifflig. In den 1980er-Jahren war die „Borussenfront“ allgegenwärtig, und der BVB hat aktuell wieder mehr Probleme mit rechtem Fanklientel, zum Beispiel mit den „Hooligans Dortmund“. Die haben, wie Thilo Danielsmeyer vom Dortmunder Fan-Projekt dem Portal „Der Westen“ sagte, „durchaus ein Gewaltmonopol. Das ist sicherlich für die Fanszene nicht schön“.

Eintracht Frankfurt: Der zahlreiche, sehr aktive und meinungsstarke Anhang der Hessen genießt durchaus Anerkennung und Respekt in Hamburg. Es gibt teils vereinzelt persönliche Beziehungen, die Fanszene der Eintracht wird auf dem Kiez generell als okay wahrgenommen. Zudem schätzt man an Frankfurt, dass dies ein Mitglieder-bestimmter Verein ist.

Zu vielen Bundesliga-Klubs hat St. Pauli kaum Beziehungen

TSG Hoffenheim: Das fortwährende Gepöbel gegen Dietmar Hopp galt eh schon als ausgelutscht. Nun, da der Mäzen offiziell nicht mehr die Stimmrechtsmehrheit im Verein hat und sich zurückzieht, kann man die Sinsheimer aus St. Pauli-Warte getrost in der Schublade „neutral“ einordnen.

1. FC Heidenheim: Das Verhältnis zum letztjährigen Aufsteiger war und ist, entstanden durch viele gemeinsame Zweitliga-Jahre, ein gutes. Die aktive Fanszene ist inhaltlich nicht weit weg von der der Hamburger, die Auswärtsreisen an die Brenz wurden bisher immer als nett und gelungen wahrgenommen.

Die Ultras des FC St. Pauli und jene von Werder Bremen sind dick miteinander befreundet.
WITTERS

Die Ultras des FC St. Pauli und jene von Werder Bremen sind dick miteinander befreundet.

Werder Bremen: Nach den Bayern die Nummer zwei im Sympathieranking, auch schon seit einigen Jahren. Beide Anhängerschaften sind zudem innig vereint in ihrer Antipathie gegen den HSV.

SC Freiburg: Es gibt zwischen den aktiven Fanszenen zwar keine derart engen Verquickungen, aber ob der ähnlichen allgemeinen Ausrichtung der Klubs durchaus eine Nähe. Besonders durch das studentische Umfeld im Breisgau waren die Beziehungen zum Kiezklub schon immer sehr gut, die beiden Klubs sehen sich zudem im Geiste verbandelt. St. Pauli war auch zum Einweihungsspiel des neuen Stadions in Freiburg eingeladen.

FC Augsburg: Zu den bayerischen Schwaben gibt es weder negative noch positive Einlassungen.

VfL Wolfsburg: Auch nach Niedersachsen gibt es keinen erwähnenswerten Draht irgendeiner Prägung.

Union Berlin waren einst „Blutsbrüder“ des FC St. Pauli

FSV Mainz 05: Analog zum SC Freiburg eher positiv besetzt. Es gab allerdings keinerlei signifikanten Dialog oder Austausch in den vergangenen Jahren und ergo auch keine wirkliche Beziehung zueinander.

Borussia Mönchengladbach: Ähnlich wie der 1. FC Köln haben Teile der Anhänger gelegentlich Bock auf Stress, darauf wird sich auch St. Pauli einstellen müssen. Allerdings werden Auseinandersetzungen tendenziell eher wahllos gesucht und nicht, weil es gegen einen bestimmten Klub geht. Oder anders gesagt: Der Kiezklub hat beim Fohlen-Anhang keinen anderen Status als viele weitere Kontrahenten der Liga.

Mit dem Anhang von Union Berlin gibt es maximal noch rudimentäre Verquickungen.
imago/Matthias Koch

Mit dem Anhang von Union Berlin gibt es maximal noch rudimentäre Verquickungen.

1. FC Union Berlin: Es war einmal das Märchen von den „Blutsbrüdern“. Von dem, was anno 2004 mal anmutete wie eine Art Fanfreundschaft, sind nur noch Fragmente auf persönlicher Ebene vorhanden. Ansonsten kann man inzwischen auch im Block der Eisernen fehlerfrei „Scheiß St. Pauli“ skandieren, das wurde schon in den letzten gemeinsamen Zweitliga-Jahren deutlich.

VfL Bochum: Der Arbeiter-Habitus, der St. Pauli und Union damals ein bisschen einte, verbindet aktuell den VfL und den Kiezklub deutlich mehr. Zudem ist man in Bochum traditionell ebenfalls mit dem FC Bayern verbandelt, so dass es noch eine weitere Schnittmenge gibt. Unterm Strich nicht intensiv, aber nett.

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Holstein Kiel: Traditionell problembehaftet, wenngleich auf einem zarten Weg der Besserung. Im Storchennest schwindet der Einfluss der rechten Szene, auch in Kiel sorgen mittlerweile wie in Mainz oder Freiburg studentische Strömungen für positive Tendenzen.

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