Historische Chance: In dieser Sportart dominiert Harvestehude ganz Deutschland

Historische Chance: In dieser Sportart dominiert Harvestehude ganz Deutschland

Am Donnerstag schwangen sie zur Generalprobe ein letztes Mal die Schläger. Am Wochenende wollen die Frauen und Männer der HTHC Warriors in Düsseldorf den nächsten Schritt zur Deutschen Meisterschaft machen – den Lacrosse-Spielern aus Harvestehude kann dabei Historisches gelingen.

„Die Titelverteidigung ist das klare Ziel, das hat seit 20 Jahren keiner mehr geschafft“, sagt Rintaro Fujita: „Einen Titel zu holen, ist das eine. Oben zu bleiben, ist eine andere Herausforderung.“ 2023 gewannen beide HTHC-Teams in Nürnberg den Meistertitel, nun geht es erst mal um die Qualifikation fürs Final Four in zwei Wochen in Frankfurt. Die Männer treffen dabei am Samstag auf die Münster Mohawks, die Frauen auf den Berliner HC.

Lacrosse hat besonders in den USA große Tradition

„Lacrosse ist Hockey in der Luft“, beschreibt Amelie Petersen ihren Sport, der zuerst von nordamerikanischen Ureinwohnern gespielt wurde und den Namen Tewaraathon trug. Ein französischer Bischof prägte im 17. Jahrhundert den Begriff Lacrosse, weil ihm die gekrümmten Schläger an einen Bischofsstab – französisch: „la crosse“ – erinnerten. Nordamerika ist immer die Hochburg des Sports geblieben, auch Petersen hat Lacrosse während ihres BWL-Studiums an einem Neuengland-College kennengelernt. „Meine Freunde dort haben alle Lacrosse gespielt“, erzählt die 29-Jährige: „Und mir hat’s total Spaß gemacht.“ Seit sieben Jahren hat sie diesen Spaß beim HTHC, mit dem sie 2022 und 2023 Deutscher Meister wurde.

Treffer! Theresa Geissinger (2.v.l.) trifft beim HTHC-Training in das von Odile Loos gehütete Tor.
Florian Quandt

Treffer! Theresa Geissinger (2.v.l.) trifft beim HTHC-Training in das von Odile Loos gehütete Tor.

Im Training am Dienstag lauert Petersen nah am Schusskreis und erhält den Ball von Spielertrainerin Antonia Garbe ins Fangnetz gespielt. Aus kurzer Distanz lässt sie Torfrau Odile Loos keine Chance. Treffer! Der 160 Gramm schwere Hartgummiball wird bei Pässen bis zu 100 Stundenkilometer schnell, Torschüsse fliegen auch schon mal mit 150 km/h auf den Torwart zu, der eine entsprechende Schutzausrüstung trägt und seine Vorderleute immer wieder lautstark dirigiert, damit möglichst wenig Bälle in seine Richtung geschleudert werden.

In Deutschland spielen rund 3000 Menschen Lacrosse

Etwa 3000 Menschen in Deutschland betreiben Lacrosse, das hierzulande meist in Universitätsstädten und Hockeyvereinen beheimatet ist. „Beim Lacrosse ist man umgeben von Leuten, die den Sport wertschätzen, der Zusammenhalt ist groß“, schildert Fujita, der wie Petersen im Mittelfeld spielt, der wohl anspruchsvollsten Position im Feld-Lacrosse. „Gefühlt solltest du wie ein gutes Schweizer Taschenmesser sein“, beschreibt der 32-jährige Assistenzarzt seine Rolle als „Middie“: „Mit vielen Funktionen, in denen man gut ist.“

Amelie Petersen lernte Lacrosse beim Studium in den USA kennen.
Florian Quandt

Amelie Petersen lernte Lacrosse beim Studium in den USA kennen.

Rintaro Fujita ist als „Middie“ überall auf dem Feld unterwegs.
Florian Quandt

Rintaro Fujita ist als „Middie“ überall auf dem Feld unterwegs.

Mittelfeldspieler dürfen sowohl verteidigen als auch angreifen, sind also auf dem ganzen Feld zu Hause – was neben einer großen Übersicht auch viel Kondition erfordert. Coach Pete de Santis lässt die HTHC-Männer 4:3-Überzahlsituationen trainieren und ruft lautstark Kommandos ins Feld. Die Schläger der Verteidiger sind beim Lacrosse gut 30 Zentimeter länger als die der Stürmer, was beim Verhindern von Angriffen aber längst nicht immer hilft – allem Körper- und Schlägereinsatz zum Trotz. „Bei den Herren ist es nicht nur Hockey in der Luft, sondern auch ein bisschen Eishockey“, sagt Petersen. Bei den Frauen ist deutlich weniger Körperkontakt erlaubt.

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2028 in Los Angeles feiert Lacrosse nach 120 Jahren sein olympisches Comeback, allerdings in der kompakteren „Sixes“-Version. Statt zehn Spieler hat ein Team dann nur sechs Akteure, die auf kleinerem Feld 32 statt 60 Minuten auf Torejagd gehen. Die klaren Positionierungen des Feld-Lacrosse sind aufgehoben. „Das macht den Sport schneller und etwas einfacher zu verstehen“, begrüßt Petersen die neue Variante und blickt voraus: „Ich würde total gerne bei Olympia mitspielen.“

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