Jan Delay in Hamburg: Pralle Tüte Hits mit Schrecksekunde

Jan Delay in Hamburg: Pralle Tüte Hits mit Schrecksekunde

Da tanzt die HipHop-Alte-Herren-Truppe neben der Delegation der Kita-Funky-Kids: Einen Tag vor seinem 48. Geburtstag gelang dem „Chefstyler“ am Samstagabend auf der Trabrennbahn ein historischer Abriss zu seiner Karriere. Mit ner Riesentüte Hits, einer unverschämt präzisen Band, vielen alten Weggefährten – und einem kurzen dramatischen Moment.

„Scheiße, ich bin gerührt“ sagt Jan Eißfeldt, und da ist er gerade erst für „Hallo“ auf die Bühne gesprungen. Traumwetter, rund 25.000 Menschen am Start – da, wo die Kollegen von Fettes Brot vor einem Jahr mit einem Doppelkonzert ihre Karriere beendeten, hat auch der Showman aus Ottensen mit der Tour zum Best-of-Album seiner Nach-Beginner-Phase ein emotionales und extradickes Lunch-Paket geschnürt. Aber das hier soll nicht Abgesang werden – eher Zwischenfazit.

Und das Intro setzt dann auch gleich ganz am Anfang an: „Torchmann in the house“ – zu den extra-schmatzigen Keyboard-Sounds des „Sam Ragga Styler“, der einst die langjährige Metamorphose des Beginner-Rappers Eißfeldt zum familientauglichen Entertainment-Profi und Dance-Instructors Jan Delay verstetigt hatte, kommt die Stimme einer Deutschrap-Legende aus dem Off: Frederik Hahn alias Torch moderiert an. Und man ahnt: Heute gibt’s bestimmt auf der Bühne allerhand prominente Unterstützung bei der Chefvisite.

Jan Delay in Hamburg: Traumwetter und jede Menge prominente Unterstützung

Die äußeren Bedingungen jedenfalls sind schon mal: exzellent. Wo ein böiger Wind und eine deswegen zähe Einlass-Situation am Vortag noch Robbie-Williams-Fans noch auf die Palme gebracht hatte, gibt’s am Samstag Traumwetter und allseits entspannte Gesichter. Blauer Himmel, lauschige Wärme, kurze Hosen. Die Heimatstadt des Eimsbush-Veterans meint es gut mit ihm und der glitzernden Band, oder besser: Funk-Maschine Disko No. 1, auf deren Bläsern und Beats das alles hier fußt. Gekommen ist das diverse Publikum, das Eißfeldt inzwischen verlässlich bundesweit bei seinen sommerlichen Open-Air-Tourneen um sich schart: fröhliche Menschen von 6 bis 60. Nur diesmal halt: sehr viele.


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Und, wie vermutet, sind auch allerhand alte Freunde da. „Klar“ kommt. Auch so ein Klassiker. Natürlich maximal pointiert dargeboten. Weil das immer so ist, bei dieser Band, die Delay einst zusammengestellt hat, damit sie ihm eine menschliche Jukebox sei. Oder, wie er es erklärt, „spielt, wie der weltbeste DJ spielen würde“. Für „Türlich, türlich“ kommt Das Bo auf die Bühne, dem Anlass gemäß festlich gekleidet in Anzugweste und feinen Zwirn. Und wie das alles so kam, zu HipHop, Reggae und Funk, das erzählt der Herr Delay zwischen den Songs.

Für den Exkurs zu den Beginnern, der Hamburger Rap-Legende, ohne die natürlich kein Delay denkbar wäre, ist Denyo da, sympathischer Siedekick von einst, später stets ein bisschen im Delay-Schatten. Aber nicht jetzt bei „Hammerhart“. Den dritten Beginner im Bunde, DJ Mad, müsse man entschuldigen, erklärt Eißfeldt, der habe, „kein Witz“, Verpflichtungen bei Adeles Konzert-Marathon in München, als „Musical Director“.

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Mit der Reggae-isierten Nena-Coverversion „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“, die dann folgt, ging’s 1999 für Jan Delay los. Heute ergibt eine kurze Publikums-Abstimmung zu den Reggae-Songs des ersten Delay-Albums ein Fan-Votum für „Vergiftet“. Mehr könne man davon jetzt aber leider nicht spielen, sagt Jan, dafür müsse man sich sonst ein anderes Mal auf einer kleineren Bühne treffen.

Keine schlechte Idee, eigentlich. Aber hier und jetzt geht’s weiter mit Hochdruck statt Off-Beat. Jedenfalls nach der Rio-Reiser-Ballade „Für immer und dich“, für die mit Wort-Akrobat Dendemann noch so eine herausragende Figur aus dem Hamburger HipHop-Kosmos der späten 90er auf die Bühne kommt.

Medizinischer Notfall sorgt für Unterbrechung

Zwischendurch sorgt ein medizinischer Notfall für eine kurze sorgenvolle Unterbrechung – Sanitäter holen eine offenbar kollabierte Frau aus dem Bereich vor der Bühne: „Ich hab ein Lächeln gesehen“, sagt Jan, als sie herausgetragen wird, und das klingt erleichtert.

Freie Bahn also für den Endspurt nach „Ahnma“-Medley mit Torch und Denyo, dem üblichen delayschen Stopptanz-Ritual zu Lenny-Kravitz-Klängen, „Feuer“, “Oh Jonny“ und „Eule.

Nach „St. Pauli“ ist dann Schluss. Nach prallvollen 135 Minuten und einer ausgedehnten Schlussphase, die wirkte, als wolle Herr Delay doch noch auf der Bühne in seinen Geburtstag hineinfeiern. Die 6- bis 60-Jährigen sind erschöpft und zufrieden.

Jan Delay in Hamburg: Pralle Tüte Hits mit Schrecksekunde wurde gefunden bei mopo.de

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