„Katastrophen“-Regen: Wie gut ist Hamburg auf die Wassermassen vorbereitet?

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872 Feuerwehreinsätze allein in Hamburg: Das Unwetter am Donnerstag sorgte in Teilen der Stadt über Stunden für Ausnahmezustand. Abgestellte Autos schwammen durch die Regenmassen, der Druck auf einen Gullydeckel war so groß, dass er samt Gehwegplatten aus dem Boden gerissen wurde, Keller und Tiefgaragen liefen voll. Besonders betroffen war der Osten Hamburgs mit den Stadtteilen Barmbek, Winterhude, Wandsbek, Lohbrügge und Bergedorf. Viele Leute schauten aus dem Fenster und fragten sich: Wie gut ist diese Stadt eigentlich auf diese Wassermassen vorbereitet? 

„Der Starkregen in Hamburg erreichte am Donnerstag das Katastrophen-Ausmaß“, sagt Hamburg-Wasser-Sprecher Ole Braukmann der MOPO. Davon sei die Sprache, wenn der sogenannte Starkregenindex – gemessen auf einer Skala von eins bis zwölf – Stufe zehn erreicht. Genau das geschah am Donnerstag in Hamburg. Zum Vergleich: Normalerweise muss das Kanalisationssystem einer Regenstärke von drei bis vier standhalten können. Das System war demnach gänzlich überlastet.

Pegelstände in Hamburg fast vergleichbar mit dem Ahrtal

Im Alstertal stieg der Pegelstand in der Kanalisation um ganze 2,50 Meter, so die Statistik von Hamburg Wasser. Besonders stark hatte es aber den Stadtpark getroffen: 47 Liter pro Quadratmeter kamen dort innerhalb von 20 Minuten zusammen – hochgerechnet etwas mehr als 140 Liter pro Quadratmeter binnen einer Stunde. Das sei fast schon vergleichbar mit der Niederschlagsmasse im Ahrtal, erklärt Braukmann. In der Gegend in Rheinland-Pfalz kam es 2021 zum Jahrhundert-Hochwasser mit katastrophalen Folgen. Kann so etwas auch bei uns passieren?

Auf die zunehmend häufigeren Starkregen-Ereignisse ist die Stadt laut Innenbehörde vorbereitet. Die Bezirksämter stünden in der Verantwortung, Rückhaltebecken und Schöpfwerke zu bauen und für geordnete Abflüsse zu sorgen. Innerhalb des Hamburger Klimaplans habe das Thema Starkregen eine hohe Priorität. Nach dem Prinzip „Schwammstadt“ soll das Regenwasser so viel wie möglich zwischengespeichert werden, verdunsten, versickern oder genutzt werden, damit die Siele gar nicht erst überlaufen.

Starkregen: Wann wird in Hamburg evakuiert?

Doch was, wenn es wirklich mal zum Ernstfall kommt und der Regen nicht nach sechs Stunden aufhört? Die erst kürzlich veröffentlichte Starkregengefahrenkarte gibt nicht nur den Dienststellen, sondern auch der ganzen Bevölkerung ein Gefühl dafür, wie kritisch die Lage in den verschiedenen Stadtteilen ist. In den Merkblättern „Sturmflut-Hinweise für die Bevölkerung“ sind die Evakuierungsgebiete gekennzeichnet.

Die Entscheidungshoheit für die Anordnung einer Evakuierung liegt beim Leiter der Katastrophenabwehr, also dem Staatsrat der Innenbehörde. Er leitet alle Abwehrmaßnahmen ein und koordiniert die einzelnen Stellen wie Bezirke, Polizei, Feuerwehr oder Deichwacht.

Böller, Sirenen, Evakuierungen: Was geschieht im Katastrophenfall?

Erste Evakuierungen müssen ab einem erwarteten Wasserstand von sechs Metern über Null eingeleitet werden. Das gilt zunächst für die Binneninsel Peute. In elbnahen Quartieren wie der HafenCity sorgen Flutschutztore für Extra-Sicherheit. Drohen auch diese überflutet zu werden, heulen hier die Sirenen. Alle Einsatzkräfte sind dann in Alarmbereitschaft. Im Hafenbereich werden Böller abgeschossen. Und die Polizei ruft per Lautsprecherwagen dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen.

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Für die Unterbringung der Bevölkerung aus den gefährdeten Gebieten sind im Ernstfall die Bezirksämter zuständig. Empfohlen wird die Installation der Warn-App NINA vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz, die auch Meldungen aus den Warnsystemen BIWAPP und KATWARN anzeigt.

Dass es zu einem Ernstfall dieser Größenordnung in Hamburg kommt, ist recht unwahrscheinlich: Zur Deichverteidigung kommt es in Hamburg erst ab einem Pegel von mehr als 3,35 Meter über dem üblichen Tidehochwasserstand.

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