„Mario, bist Du ein Betrüger?“ HSV-Profi Vuskovic bricht vor Gericht in Tränen aus

„Mario, bist Du ein Betrüger?“ HSV-Profi Vuskovic bricht vor Gericht in Tränen aus

14 Monate lang wartete Mario Vuskovic auf seinen Prozess vor dem Internationalen Sportgerichtshof. Am Donnerstag nun macht sich der wegen Dopings gesperrte HSV-Profi nach den beiden Tagen in Lausanne wieder auf den Weg zurück in seine Heimatstadt Split. Er wird eine Weile brauchen, um die Tage in der Schweiz zu verdauen. Nachdem die Bilder der zunächst nicht öffentlich ausgetragenen Verhandlung vor dem CAS zugänglich sind, ist klar, wie sehr der Prozess an Vuskovic‘ Nerven zehrte. Mehr als ein halbes Dutzend Mal brach der 22-Jährige während seiner Aussage am Dienstag in Tränen aus.

Es sind Bilder, die verstörend wirken. Zu sehen ist ein junger, wegen EPO-Dopings gesperrter Mann, der verzweifelt seine Unschuld beteuert, um einen Freispruch kämpft und dem nichts anders als die Hoffnung bleibt, dass er und seine Fürsprecher das richterliche Trio um Chairman Lars Hilliger (Dänemark), Jeffrey Benz (England) und Luigi Fumagalli (Italien) von seiner Unschuld überzeugen konnten.

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Knapp 18 Minuten lang spricht Vuskovic im Palais de Beaulieu zu den Richtern und berichtet zunächst von seinem Werdegang als Fußballer. Mit Stolz erzählt er, wie er Stufe um Stufe auf der Karriereleiter emporstieg und sogar unmittelbar vor dem Sprung in Kroatiens A-Team gestanden habe. „Das ist sehr schwer, weil das ein unglaubliches Team ist“, erklärt der Abwehrspieler und stockt dann. „Das war kurz bevor dieser Albtraum passierte.“

Der Albtraum von Vuskovic beginnt im September 2022

Ein Albtraum, der am 16. September 2022 begann, als Vuskovic von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) nach dem Training um eine unangekündigten Urinprobe gebeten wurde. Detailliert schildert der HSV-Profi nun nochmals den Ablauf, wie bereits im Vorjahr, vor dem DFB-Sportgericht: „Gleich nach dem Training haben die Dopingkontrolleure mich und einen anderen Teamkollegen angehalten. Sie sagten: Ihr müsst sofort in den Dopingkontrollraum gehen und euren Urin abgeben.“ Nach etwa 15 Minuten konnte Vuskovic Wasser lassen. „Danach bin ich nach Hause gegangen und das war’s.“

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Dass er positiv auf EPO getestet worden war, erfuhr Vuskovic erst zwei Monate später, nachdem zwei weitere Tests negativ ausgefallen waren. Im Palais de Beaulieu kommen nun die Erinnerungen zurück und es brechen alle Dämme.

Der Palais de Beaulieu in Lausanne. Hier, im CAS-Hauptquartier, wurde Mario Vuskovic verhört.
MOPO/Simon Braasch

Der Palais de Beaulieu in Lausanne. Hier, im CAS-Hauptquartier, wurde Mario Vuskovic verhört.

Unter Tränen schildert Vuskovic, was sich am 11. November 2022 ereignete. „Ich kam mit meinem Berater zur Geschäftsstelle“, sagt er aus. Er habe an ein positives Gespräch gedacht, „vielleicht einen neuen Vertrag oder so. Dann ging ich in die Umkleidekabine und mein Berater und alle anderen blieben im Raum, um zu reden. Fünf Minuten nachdem ich runtergegangen war, zog ich mich für das Training um.“ Sportvorstand Jonas Boldt habe ihn dann angerufen. „Er sagte: ,Du musst sofort nach oben kommen.’ Ich ging dann hoch und war bereit für das Training. Da sagte mein Berater: ,Mario, Du bist positiv.’“

HSV-Profi Vuskovic beteuert seine Unschuld

Eine Aussage, mit der Vuskovic zunächst recht wenig anfangen konnte. „Ich habe gescherzt und gesagt: ,Ich hoffe, es ist nicht wieder COVID’. Da sagte er: ,Nein, Du bist positiv auf Doping getestet worden.’ Ich sagte: ,Das ist nicht möglich, Du kennst mich, ich habe noch nie in meinem Leben etwas genommen, und ich werde so etwas nie tun.’ Und er sagte: ,Du wurdest positiv auf EPO getestet.’“ Vuskovic soll seinem Berater mit den Worten geantwortet haben: „Ich weiß noch nicht mal, was EPO ist.“


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Immer wieder muss Vuskovic seine Aussage unterbrechen und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht.

Die Polizei empfing HSV-Profi Vuskovic nach dem Training

„Wir waren geschockt“, so Vuskovic. „Jeder wusste, dass das nicht möglich ist, dass ich nichts getan habe.“ Doch es wurde alles noch viel schlimmer. Er habe trotz der Nachricht zunächst erst noch mit der Mannschaft trainiert, „aber mein Kopf war nicht mehr da. Dann kamen wir vom Training, und da wartete die Polizei auf mich in der Umkleidekabine. Sie sagten, Mario, du musst allein kommen, die anderen Spieler müssen draußen warten“.

Erneut beginnt Vuskovic zu weinen. „Es war unglaublich, weil alle mich ansahen, als hätte ich etwas getan! Sie nahmen mein Telefon und meine anderen Sachen aus der Umkleide mit.“ In der Zwischenzeit sei die Polizei auch vor seiner Wohnung vorgefahren, „wo meine Freundin allein im Haus war. Sie rief mich an und weinte und sagte: ,Drei Typen stehen vor unserer Wohnung!‘ Sie hatten einen Durchsuchungsbefehl. Sie haben meine ganze Wohnung durchsucht, aber sie haben nichts gefunden.“

Auch Cremes und Zahnpasta wurden in Vuskovic‘ Wohnung beschlagnahmt

Neben seinem Telefon und seinem iPad seien Zahnpasta und Cremes beschlagnahmt worden, berichtet Vuskovic. Nachdem die Beamten auch noch sein Auto durchsucht hatten, nahmen sie ihn mit aufs Revier, wo ihm eine Blutprobe entnommen wurde: „Die war auch negativ.“

Mario Vuskovic (l.) mit seiner Mutter Sanja und zwei seiner drei Anwälte (Paul Greene/2.v.l. und Tomislav Kasalo/r.)
MOPO/Simon Braasch

Mario Vuskovic (l.) mit seiner Mutter Sanja und zwei seiner drei Anwälte (Paul Greene/2.v.l. und Tomislav Kasalo/r.)

Zum Ende der Anhörung, die von Vuskovic‘ Anwalt Tomislav Kasalo durchgeführt wird, antwortet Vuskovic auf die Frage, wie es ihm in den vergangenen eineinhalb Jahren ergangen sei, seit er gesperrt ist. „Es ist ein absoluter Albtraum“, stellt er fest. „Meinem schlimmsten Feind würde ich so etwas nicht wünschen.“ Und weiter: „Das Einzige, was ich kann, ist Fußball spielen, und das haben sie mir weggenommen. Ich weiß nicht, warum. Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht …“

Dennoch, Kasalo stellt noch eine letzte Frage. „Mario, bist Du ein Betrüger? Sag es uns einfach, ja oder nein. Wir wollen es wissen.“ „Nein, ich würde nie so etwas tun, wofür man mich beschuldigt“, antwortet Vuskovic.

Die NADA verzichte auf Nachfragen an den HSV-Profi

Während die NADA auf Nachfragen verzichtet, hat Richter Fumagalli lediglich kleineren Informationsbedarf bezogen auf Video-Schulungen, die Vuskovic im Zusammenhang mit den Trainingseinheiten beim HSV erwähnte. „Entschuldigung, ich bin kein Experte darin“, lässt der Italiener wissen.

Auch auf Fumagalli wird es nun in den kommenden Wochen ankommen. Gemeinsam mit seinen richterlichen Kollegen wird er spätestens bis zum Saisonstart der 2. Bundesliga Angang August darüber befinden, ob Vuskovic freigesprochen wird und wieder Fußball spielen darf. Andernfalls wird der Kroate bis Ende 2026 gesperrt. Nach den Prozesstagen in Lausanne aber hofft Vuskovic auf ein baldiges Ende seines Albtraums …

„Mario, bist Du ein Betrüger?“ HSV-Profi Vuskovic bricht vor Gericht in Tränen aus wurde gefunden bei mopo.de

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