Nach Tod von Irans Präsident – Hamburgerin überzeugt: „Wird neuen Aufstand geben“

Nach Tod von Irans Präsident – Hamburgerin überzeugt: „Wird neuen Aufstand geben“

Irans Hardliner-Präsident Ebrahim Raisi ist (63) tot. Wie Außenminister Hossein Amirabdollahian (60) kam auch er am vergangenen Sonntag bei einem Hubschrauber-Absturz ums Leben. Kommt es in der Islamischen Republik jetzt wieder zu Tumulten? Davon ist Hourvash Pourkian, Gesicht der iranischen Opposition in Hamburg, fest überzeugt. Sie hat die Hoffnung, dass das Mullah-Regime noch in diesem Jahr fallen könnte.

„Als sich die Meldung verbreitete, dass Raisi tot ist, wurde in den sozialen Medien ausgelassen gefeiert“, berichtet Pourkian. „Es wurden Kuchen und Kekse in den Videos verteilt. Aber auch in iranischen Städten haben die Menschen Feuerwerk gezündet.“

Iran: Präsident Raisi stirbt nach Flugzeugabsturz

Kein Wunder: Kaum jemand im Iran hat so viel Blut an den Händen kleben wie der Präsident. In den 80er Jahren war er als stellvertretender Generalstaatsanwalt von Teheran Teil einer vierköpfigen Todeskommission, die eine vierstellige Zahl von politischen Gefangenen hinrichten ließ. 

Irans Präsident Ebrahim Raisi starb nach einem Flugzeugabsturz.
imago/ZUMA Wire

Irans Präsident Ebrahim Raisi starb nach einem Flugzeugabsturz.

Konsequenzen fürchten musste der „Schlächter von Teheran“ genannte Raisi allerdings nie. Stattdessen stieg er im iranischen Justizsystem rasch nach oben. Er galt als Schützling des Obersten Revolutionsführers Ali Chamenei, wurde 2021 auf seinen Wunsch Präsident. In dieser Position war er hinter dem Revolutionsführer der zweitmächtigste Mann im Land. 2022 ließ er die „Frauen, Leben, Freiheit“-Proteste brutal niederschlagen.

Neue Wahlen für Irans Präsidenten könnten Ende Juli stattfinden

Raisis Tod ist ein herber Rückschlag für die Mullahs: Eigentlich sollte der 63-Jährige der nächste Oberste Führer werden, doch dieser Plan liegt jetzt in Trümmern. „Schon davor war das iranische Regime innerlich sehr zerstritten, es gab viel Machtgehabe und Schuldzuweisungen“, weiß Pourkian. „Jetzt brennt es aber noch mehr.“ Eine Nachfolgekrise hält sie für sehr wahrscheinlich.

Iranische Soldaten tragen den Sarg von Irans Präsidenten Ebrahim Raisi.
picture alliance / ZUMAPRESS.com | Iranian Presidency

Iranische Soldaten tragen den Sarg von Irans Präsidenten Ebrahim Raisi.

Aktuell hat Vizepräsident Mohammad Mochber die Regierungsgeschäfte übernommen, am 28. Juni könnte es Neuwahlen für einen Präsidenten geben. Exil-Iraner haben die Möglichkeit, im Iranischen Konsulat in Hamburg ihre Stimme abzugeben, doch Hourvash Pourkian boykottiert die Wahlen bereits seit Jahren. „Das sind nur Theaterspiele“, sagt sie. „Die bestimmen doch sowieso selbst, wer ins Amt kommt.“

Wahlen im Iran: „Das sind nur Theaterspiele“

Mit dieser Ansicht ist sie nicht alleine: Bei den Parlamentswahlen im März 2024 lag die landesweite Wahlbeteiligung bei historisch niedrigen 40 Prozent. In der Hauptstadt Teheran gingen gerade einmal zehn Prozent zur Wahlurne. „Nur noch die wenigsten in der Bevölkerung stehen treu zum Regime“, sagt die 65-Jährige. 

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Sie selbst kam mit ihren Eltern im Jahr 1975 nach Hamburg, studierte hier BWL und baute ein eigenes Modelabel auf.  Seit vielen Jahren kämpft Pourkian mit ihrer Initiative „International Women in Power“ für Frauenrechte und gegen den Mullah-Staat. Seitdem gab es immer wieder Versuche, sie einzuschüchtern, zum Beispiel in Form von anonymen Droh-Anrufen in persischer Sprache.

Hamburgerin überzeugt: „Es wird einen neuen Aufstand vom Volk geben“

„Es wird in den nächsten Monaten einen neuen Aufstand vom iranischen Volk geben“, davon ist sie überzeugt. „Die Unzufriedenheit ist dermaßen hoch.“ 70 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, die Wirtschaft ist seit Jahren instabil. „Das hat auch damals zum Fall der Sowjetunion geführt.“ Deshalb gibt sie die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Mullahs nicht auf. „Vielleicht noch in diesem Jahr.“

Für Sonntag, 26. Mai, hatte Pourkian zunächst eine Demonstration vor der Blauen Moschee angemeldet, um für deren Schließung zu protestieren. Es gilt als verlängerter Arm der Mullahs und iranische Propaganda-Zentrale. Hamburgs SPD und Grüne wollen das IZH schließen, entscheiden muss darüber allerdings der Bund. Schließlich entschied sie sich aber doch dafür, die Demo abzusagen: Zum einen weil die Verantwortlichen den Tod des iranischen Präsidenten doch nicht wie von ihr angenommen am 3. Todestag betrauert hatten – und weil am Sonntag schon der Lauf gegen Rechts des FC St. Pauli stattfand.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes stand, dass die Demonstration am Sonntag angemeldet wurde – die Veranstalterin hat sie jetzt allerdings wie beschrieben doch abgesagt. Wir haben die Info im Text dazu ergänze.

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