Niels Frevert kommt nach Hause – Heimspiel im Zirkuszelt

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Niels Frevert ist zwar nur in Hamburg weltberühmt – aber das macht seine Heimspiele nur umso besonderer. Speziell, wenn er sich so vielstimmige Unterstützung besorgt wie am Freitagabend im Schanzenzelt.

Eigentlich hätte man dieses Konzert tatsächlich noch ein bisschen mehr im Grünen hören müssen als ohnehin. „Das Rauschen der Blätter, der Wind in deinem Haar“ – von wegen Lagerfeuerromantik und so. Doch auch im Schanzenzelt im Schanzenpark ist es sehr hübsch am Freitagabend mit Niels Frevert, mit seiner Band und seinem „ziemlich planlosen Ritt durch die letzten sieben Alben“.

„Ihr wollt gerne mal was mitsingen, ich spür das“, ruft der Chef der Manege und die Menge im Zelt gehorcht nur zu gern: „Dödödö“ … und so weiter im „Niendorfer Gehege“. Sein verschmitztes Lächeln zu diesem Spruch hätte man schon als Signal nehmen können, dass da noch etwas kommt. Aber es konnte ja keiner ahnen, dass … Doch dazu gleich mehr.

Niels Frevert reitet durch seine musikalische Geschichte

Erstmal reiten Band und Fans gemeinsam durch die Musikgeschichte Freverts – ein echtes Heimspiel vor in Ehren ergrauten Mitstreitern aus den 90ern und Nachwuchsfans mit Mickymäusen (Gehörschutz) auf den Preteen-Ohren gleichermaßen. Und mittendrin „Der Typ, der nie übt“ und allen erklärt, „Worum es eigentlich geht“. Der mit zerwuschelten Haaren, Vollbart und gestreiftem Hemd so gar nicht nach großem Zampano aussieht und sein Publikum trotzdem so fest im Griff hat, wie man sich das als musikalischer Vorturner nur wünschen kann.

Runde 90 Minuten geht das so, von „Rachmaninow“ bis zu „Fremd in der Welt“. Und dann? Dann legt Frevert noch eine Schippe drauf. Während der „Zugabe!“-Rufe schaffen fleißige Helfer allerhand zusätzliche Mikros auf die Bühne. Umbaupause nur für die Zugabe? Was wird das denn jetzt? Ein Mitsingfest.

Niels Frevert feat. Hamburger Kneipenchor: ein Fest!

Für „Du musst Zuhause sein“ und diesen innigsten aller Liebesschwüre, „Ich würde Dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn’s nicht meine ist“, hat Frevert sich nämlich Verstärkung in Form des Hamburger Kneipenchors geholt – und wer da keine Herzchen in den Augen bekommt, dem ist auch sonst nicht mehr zu helfen. Spätestens jetzt ist das ganze Zirkuszelt ein einziger, beseelter Chor, der aus vollem Hals mitsingt: „Wenn die Welt untergeht/Und der Flieder nie mehr blüht/Dann musst Du bei mir sein!“

Mit der letzten Zugabe „Wann kommst Du vorbei“ entlässt der Dompteur schließlich seine Fans hinaus in die Nacht, nicht ganz freiwillig, aber „die Nachbarn haben sich schon heute Nachmittag beim Soundcheck beschwert – die, die auf der anderen Seite der sechsspurigen Straße wohnen“.

Niels Frevert trifft auf Ski Aggu – ein bisschen

Und dann? Ist da das „Putzlicht“. Und „Immer noch die Musik“ – bloß nicht mehr die von Niels Frevert. Sobald man den Kopf aus dem Zelt steckt, hört man nicht das „Klappern von Geschirr“, sondern die letzten Bässe des 45hertz-Festivals nebenan auf dem Messegelände.

Viel weiter auseinander als Frevert und Rapper Ski Aggu kann man trotz räumlicher Nähe kaum liegen. Hier der Chronist von Befindlichkeiten, kleinen und großen Gefühlen. Und drüben „Junge Baller“ mit Skibrille und Vokuhila. Wenn irgendetwas an diesem Konzertabend „Pseudopoesie“ war, dann wohl das.

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