Olympia-Kolumne: Bibbern, Braten, Hirnschmelze – Klimawandeln durch Paris

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Bonjour Hambourg! Die Frau gibt merkwürdige Geräusche von sich. Irgendetwas zwischen Husten, Schniefen, Röcheln und einem, wie soll ich sagen, schleimigen Gurgeln. Sie sitzt mir gegenüber, an einem der langen Tische im Arbeitszelt der Medienvertreter an der Arena Champ de Mars, Schauplatz der olympischen Judo Wettbewerbe. Ihre Akkreditierung weist sie als Kollegin aus Japan aus. Sie hat Tränen in den geröteten Augen, hält sich ein Tuch vor den Mund, hängt mehr über ihrem Laptop, als dass sie davorsitzt. Sie hustet etwas in ihr Tuch, stürmt dann förmlich aus dem Zelt. Ich frage mich, was mit ihr los ist – und dann merke ich es plötzlich.

Durch das Stimmengemurmel, und das Klackern der Tastaturen, höre ich es: hier ein Husten, dort hinten auch, aus einer anderen Ecke ein Räuspern. Hat da nicht gerade jemand geniest? Je mehr ich mich auf diese Geräusche konzentriere desto auffälliger werden sie.

Das muss von der Kälte kommen. In der Judo-Arena, in der man problemlos für die Dauer der Spiele Aufschnitt und Milchprodukte frisch halten könnte, was auch für das Medienzelt gilt. Aber die Kolleginnen und Kollegen, die hier arbeiten sehen nicht alle frisch aus, im Gegenteil: krank. Erkältet. Die Arena Champ de Mars hat sich während der Spiele unter Medienvertretern den Ruf erworben, eine Kältekammer zu sein. Durchaus gefürchtet. „Gehst Du auch zum Judo rüber?“ – „Nee, da ist es mir zu kalt.“

Sommerspiele? Trifft an diesem Ort nur bedingt zu.

Sommerspiele? Nicht in der Judo-Halle!

Ich verspüre leichtes Mitleid mit den Fach-Reporterinnen und -reportern, die sich nur um Judo kümmern, tagein, tagaus in der dunklen, kalten Halle und im coolen Zelt sitzen. Arbeiten im Kühlschrank.

Tückischer ist es allerdings, als Tagesgast für einen bestimmten Wettkampf beim Judo zu sein. Mehrere Kollegen haben sich dort eine fette Erkältung eingehandelt. Auf andere Weise aufs Kreuz gelegt.

Besonders gefährlich: Vom Beachvolleyball – zum Judo gehen. Kann ich aus eigener Erfahrung berichten. Die Arenen liegen nur 400 Meter auseinander. Nach einem Beach-Duell in brütender Mittagshitze von über 30 Grad im Schatten (natürlich ohne Schatten) eilte ich in die Judo Arena, ließ mich durchgeschwitzt auf einen der Plastikstühle plumpsen. Klimakleben mal anders. Von der brütenden Hitze in die Kälte. Erst braten, dann bibbern.

Jeder Olympia-Tag ist eine neue TemperaTour

Olympische Spiele – das ist für die meisten Journalisten auch Klimazonen-Hopping. Von der Tribüne beim Bogenschießen in der um die Mittagszeit trocken-heiße Bedingungen wie in der Sahelzone herrschen, hinüber in den unterkühlten Grand Palais der Fechter zum Place de La Concorde, wo ein Gewitter mit Platzregen für eine südostasiatische Waschküche sorgt und auch an der Ruderstrecke kann es schwül werden. Ganz zu schweigen von dem Monsun bei der Eröffnungsfeier.

Wir sind Klimawandler. Wüste, Arktis, Tropen. Jeder Tag eine neue TemperaTour. Die einen haben Sonnenbrand, die anderen eine Rotznase. Bei einem Kollegen ist der Laptop regelrecht abgesoffen, bei einem anderen der Akku durchgeschmort.

Olympische Abwechslung für Geist und Körper

Mir gefällt die Abwechslung, die ja vor allem eine Abwechslung der Sportarten ist. Die große Vielfalt. Ich liebe das. Kann gar nicht genug davon bekommen. Noch habe ich keine bleibenden Schäden davongetragen, obwohl ich gerade mal wieder in der prallen Sonne sitze und mir einfällt, dass ich schon wieder meine Cappy im Quartier vergessen habe und auch noch nicht genug geturnken habe, aber dsas … das macht mri nicths aus … ich kAnn da s ab … gaa knein pRoblEm …

Mrogen geh ihc zum Jodu.

Au revoir Hambourg … et à bientôt!

Olympia-Kolumne: Bibbern, Braten, Hirnschmelze – Klimawandeln durch Paris wurde gefunden bei mopo.de

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