Pläne, Wünsche, Träume: Ludovit Reis spricht exklusiv über seine HSV-Zukunft

Pläne, Wünsche, Träume: Ludovit Reis spricht exklusiv über seine HSV-Zukunft

Im vergangenen Sommer hätte Ludovit Reis den HSV für 7,5 Millionen Euro verlassen können – blieb nach Wochen des Grübelns aber. Nach dem Ende dieser Saison nun könnte der Niederländer via Ausstiegsklausel in Höhe von rund fünf Millionen Euro gehen – tut er es auch? Der MOPO verriet Reis (23), wie die Fans um ihn kämpfen. Vor seinem Jubiläumsspiel spricht der Vize-Kapitän zudem über seine Highlights in 99 HSV-Partien, über Karriere-Gedanken, eine sehr wichtige Entscheidung und Gespräche mit Mario Vuskovic.

MOPO: Herr Reis, um wie viel Uhr waren Sie am Samstagmorgen nach dem 1:0-Derbysieg gegen den FC St. Pauli zu Hause?

Ludovit Reis: Ob ich das sagen soll? (lacht) Nein, kleiner Spaß. Ich war nach 24 Uhr zu Hause, so viel kann ich verraten.

Haben Sie das Volksparkstadion schon mal so laut erlebt wie am Freitag in der 85. Minute, als Robert Glatzel zum Sieg traf?

Ich habe hier schon viele Spiele gespielt. Aber dieses Derby war krass. Von Anfang an war sehr viel Feuer zu spüren, es ging schon vor dem Anpfiff los. Wenn unsere Fans uns so pushen, ist das sehr geil. Und bei Bobbys Tor ist das Stadion explodiert.

Derby war für Ludovit Reis ein Highlight seiner HSV-Zeit

Das Stadtderby war Ihr 48. Heimspiel – und insgesamt Ihr 99. ​Pflichtspiel für den HSV. Zählt es zu den Highlights in Ihren nun fast drei Jahren in Hamburg?

Definitiv. Jedes Spiel, das ich hier im Volksparkstadion bestreiten darf, ist etwas Besonderes. Aber der Derbysieg am Freitag gehört zu meinen Highlights.

Können Sie vor Ihrem Jubiläumsspiel in Paderborn eine persönliche Top-3 aufstellen?

Das Relegations-Hinspiel 2022 in Berlin war ein Highlight. Ich habe getroffen, wir haben 1:0 gewonnen, das war ein geiles Spiel. Letztes Jahr haben wir St. Pauli hier 4:3 geschlagen, das gehört auch dazu. Und natürlich mein erstes Spiel für den HSV, auswärts auf Schalke im Sommer 2021 (der HSV siegte am 1. Spieltag damals mit 3:1; d. Red.). In der Woche danach habe ich in meinem ersten Heimspiel gegen Dresden direkt getroffen. Das war besonders.

Hätten Sie in dieser Saison wegen zwei Schulter-Verletzungen nicht zwölf Pflichtspiele verpasst, stünden Sie längst bei 100 HSV-Spielen. Sind Sie froh, sich im Herbst für eine Operation entschieden zu haben?

Zu einhundert Prozent. Es war schwierig, diese Entscheidung zu treffen und dann nur zuschauen zu dürfen. Die Zeit war hart, aber ich bin froh, dass ich mich operieren lassen habe.

Kapitänsbinde beim HSV hat Ludovit Reis nicht verändert

Es war die erste schwerere Verletzung Ihrer Karriere. Muss man als junger Spieler lernen, auf sich selbst aufzupassen?

Ich habe immer auf meinen Körper aufgepasst. Das Problem ist, dass immer etwas passieren kann – auch wenn man jeden Tag ins Gym geht und sich sehr gut ernährt. So war es bei mir, gleich zweimal. Aber jetzt bin ich wieder voll dabei.

Ihr ehemaliger Trainer Tim Walter hat Sie vor der Saison zum zweiten Kapitän hinter Sebastian Schonlau ernannt. Sind Sie seither ein anderer Spieler geworden?

Ich bin derselbe Typ geblieben. Ich bin immer noch derselbe Ludo (lacht). Ich übernehme gerne Verantwortung und es ist schön, Vize-Kapitän so eines großen Vereines zu sein. Aber die Binde an sich hat mich nicht verändert. Ich war schon in der Jugend häufig Kapitän und immer ein Leader-Typ.

Fragen Sie bei Ihren Kollegen noch viel nach Rat – oder holen sich Talente wie Bilal Yalcinkaya (18) oder Otto Stange (17) mittlerweile Rat bei Ihnen?

Bilal, Otto oder andere Jungs kommen öfter mal zu mir und fragen nach. Ich weiß, wie schwer es ist, in die erste Mannschaft zu kommen, deshalb helfe ich immer gerne. Und auch ich kann noch viel lernen, Rat fragen ist im Leben immer gut. Wenn ich Hilfe brauche, weiß ich, dass alle Jungs für mich da sind.

Zu HSV-Kollege Vuskovic hat Reis eine enge Bindung

Mario Vuskovic ist eineinhalb Jahre jünger als Sie. Am Freitag haben Sie im Stadion ein Trikot mit seiner Nummer 44 und seinem Namen hochgehalten. Vermissen Sie ihn in der Kabine und auf dem Platz?

Mario und ich waren von Anfang an sehr eng miteinander. Auch neben dem Platz. Wir haben über das Leben gesprochen, waren immer zusammen. Wenn er nicht da ist, vermisse ich ihn, aber er ist trotzdem immer bei uns. Mario ist ein guter Junge.

Sie waren zuletzt als Abwehrspieler gefragt, haben gegen den Ball als Rechtsverteidiger gespielt. Wie war das für Sie?

Ich spiele da, wo der Trainer mich braucht. Ich hätte nicht gedacht, mal Rechtsverteidiger zu spielen. Die Acht im Mittelfeld ist meine Lieblingsposition. Aber mittlerweile mache ich es rechts hinten ganz gut.

Trotz des Derbysiegs hat der HSV zwei Spieltage vor Saisonende acht Punkte Rückstand auf St. Pauli. Vor drei Monaten standen Sie noch auf Platz zwei. Wie konnte es dazu kommen?

Wir haben zu viele Punkte liegen lassen und das wissen wir. Wir sind sehr selbstkritisch. Aber wir dürfen in der jetzigen Phase nicht zu negativ sein. Es liegt nicht mehr nur an uns, aber wir müssen weitermachen.

Ludovit Reis glaubt fest an die Relegation mit dem HSV

Vor zwei Monaten zeigten Sie sich im MOPO-Interview noch sicher, dass der HSV Erster oder Zweiter wird. Haben Sie nun noch Hoffnungen auf Platz drei?

Ja, klar. Ich hoffe, dass wir noch vier Spiele haben.

Die Relegationsspiele sind Ende Mai, am 1. Juni werden Sie 24 Jahre alt. Haben Sie in Ihrem Alter noch Vorbilder?

Andrés Iniesta war immer mein Idol. Wenn ich Videos von ihm gesehen habe, dachte ich immer: Wow! Da wird kein anderer Spieler herankommen.

Als Sie im Sommer 2019 von Groningen zum FC Barcelona wechselten, waren Sie 19 Jahre alt. Wollen Sie in Zukunft erneut für einen so großen Klub spielen?

Natürlich. Barcelona war schon ein sehr großer Verein für mich – und jetzt schauen wir mal, was in Zukunft noch passieren wird (schmunzelt).

Reis über HSV: „Die Liebe zu den Fans ist sehr groß“

Steht eine bestimmte Liga auf Platz eins Ihrer Wunschliste?

Ich habe keine Wünsche. Darüber will ich aber auch nicht nachdenken, ich fokussiere mich auf den HSV. So, wie ich es immer gemacht habe.

Wie im Vorjahr haben Sie auch diesen Sommer die Möglichkeit, den HSV per Ausstiegsklausel zu verlassen. Ist ein Verbleib diesmal genauso realistisch?

Ich hatte schon vor zwei Jahren die Chance, den Verein zu verlassen. Aber die Liebe zum HSV, den Fans und der Mannschaft ist sehr groß. Hamburg ist wie ein Zuhause für mich. Ich weiß nicht, was passieren wird, der Fokus gilt jetzt nur dem HSV.

Kurz vor Ihrem Bekenntnis zum HSV sagten Sie uns im Juni 2023, dass Ihnen täglich 100 Fans auf Instagram schrieben, um Sie vom Verbleib zu überzeugen.

Die kriege ich immer noch (lacht). Jeden Tag schreiben mir Fans, dass ich bleiben muss. Das zeigt, dass die Fans mich lieben – und ich liebe die Fans auch. Es ist ein schönes Gefühl, solche Nachrichten zu bekommen.

Wie im Vorjahr versuchen die Fans, Ludovit Reis davon zu überzeugen, beim HSV zu bleiben.
WITTERS

Wie im Vorjahr versuchen die Fans, Ludovit Reis davon zu überzeugen, beim HSV zu bleiben.

Am Freitag spielen Sie in Paderborn zum 100. Mal für den HSV. Verdeutlicht diese Zahl Ihre Verbundenheit mit dem Verein?

Das kann man sagen. Es fühlt sich sehr gut an, für einen Verein wie den HSV 100 Spiele zu machen. Es wird ein besonderes Spiel für mich sein.

Mal angenommen, Sie erreichen die Relegation noch. Dann stünden Sie am Saisonende bei 103 Partien. Werden Sie dann ab Sommer Ihre Pflichtspiele 104, 105, 106 usw. für den HSV bestreiten?

(schmunzelt) Erst einmal schauen wir auf die verbleibenden zwei Liga-Spiele, die wir unbedingt gewinnen wollen. Ich freue mich auf mein 100. Spiel und dann gibt es hoffentlich noch drei weitere. Alles andere werden wir dann sehen.

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