Rassistische Parolen auf Sylt: Jetzt spricht der Bar-Besitzer – „Drohbriefe bekommen“

Rassistische Parolen auf Sylt: Jetzt spricht der Bar-Besitzer – „Drohbriefe bekommen“

Pfingstsamstag auf Sylt. An diesem lauen Abend ist besonders viel los im Luxusort Kampen. Über die Feiertage sind Tausende Gäste aus dem In- und Ausland auf die Insel gekommen. Der Champagner fließt – Sylt, wie es leibt und lebt. Doch in der Bar „Pony“ kommt es an diesem Abend zum Skandal. Mehrere Menschen grölen zu dem Lied „L’Amour Toujours“ die Sätze „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Eine Hamburgerin, die ebenfalls die ausländerfeindlichen Parolen singt, filmt die schockierende Szene. Das Video landet im Netz und sorgt bundesweit für Entsetzen. Die MOPO hat mit Tim Becker, dem Besitzer der Bar, gesprochen – und gefragt: Warum schritt das Personal nicht ein?

Es sei „ein Schock“ gewesen, sagt Bar-Betreiber Tim Becker am Freitagabend. Er versichert, dass das Personal nichts von den ausländerfeindlichen Äußerungen mitbekommen habe. „Wir wären sonst sofort eingeschritten“, sagt Becker.

Rassistische Parolen in Sylter Bar: Darum schritt das Personal nicht ein

Rund 400 Menschen hätten an dem Pfingstsamstag unauffällig im Außenbereich des „Pony“ gefeiert. Die fünf Beteiligten, die die rechten Parolen gegrölt hätten, seien dem Personal nicht weiter aufgefallen, so Becker. Auf den Aufzeichnungen der Videokamera, die die Terrasse gefilmt hat, seien die betroffenen Personen deutlich zu erkennen – aber ihre Äußerungen nicht zu hören. „Es war einfach zu laut“, so Becker.


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Das „Pony“ habe viele Stammgäste, aber die Frauen und Männer aus dem Video habe man vorher noch nie in der Bar gesehen. „Sie haben lebenslanges Hausverbot“, sagt Becker. Schon kurz nachdem das Video im Netz auftauchte, veröffentlichte das „Pony“ ein deutliches Statement: „Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung“, hieß es darin.

Das „Pony“ ist bei der High Society beliebt. (Archivbild)
picture alliance/dpa/Carsten Rehder

Das „Pony“ ist bei der High Society beliebt. (Archivbild)

Becker und sein Team hätten trotzdem Drohbriefe bekommen, weil Leute die Bar mit den ausländerfeindlichen Äußerungen in Verbindung gebracht haben. „Wir werfen euch Steine in die Fenster“, habe zum Beispiel jemand geschrieben. Trotzdem habe man sich dazu entschlossen, in den kommenden Tagen wie geplant zu öffnen. „Wir sind positiv gestimmt, dass es ein ruhiges Wochenende wird“, sagt Becker.

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Der Vorfall habe Tim Becker und seine Mitarbeiter sehr geknickt, sagt er. „Es sind viele Tränen geflossen.“ „Das ist unser Herzensprojekt“, sagt Becker über das Pfingst-Event. Dass dieses jetzt von dem ausländerfeindlichen Vorfall überschattet wird, sei „todtraurig“. „Wir werden am Montag gucken, ob wir eine zivilrechtliche Klage einreichen können“, sagt Becker. „Wir ziehen da alle Register, um zu zeigen, dass so etwas bei uns nichts zu suchen hat“.

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