Rechte Parolen in Sylter Club: Junge Frau kommt aus Hamburg – und ist wohl Job los

Rechte Parolen in Sylter Club: Junge Frau kommt aus Hamburg – und ist wohl Job los

Eine junge Frau lacht strahlend in eine Handykamera, das Video schwenkt von ihr zu einer ausgelassen feiernden Menge auf einer Bar-Terrasse – doch was sie und die anderen Gäste dabei singen, macht fassungslos. „Deutschland den Deutschen! Ausländer raus! Ausländer raus!“ grölt die Menge völlig unbefangen in aller Öffentlichkeit. Das Video, aufgenommen zu Pfingsten im Sylter Nobel-Club „Pony“, geht derzeit viral, hat einen bundesweiten Skandal ausgelöst und den Staatsschutz auf den Plan gerufen. Jetzt stellt sich heraus: Die junge Frau ist Hamburgerin – und wohl ihren Job los!

Nach MOPO-Informationen ist sie Studentin der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). Deren Pressesprecher spricht nur von einem „Verdacht“, dass es sich um Studierende der Hochschule handle und verweist dabei auf die Ermittlungen des Staatsschutzes wegen Volksverhetzung.

Frau aus dem Video soll Studentin aus Hamburg sein

Die HAW stellt in Bezug auf das Video aber generell klar: „Es ist erschreckend und abscheulich, wie ,normal‘ die rechtsradikalen Gesänge in diesem Umfeld anmuten“, schreibt die Hochschule in einem Statement auf Instagram. „Wir stehen als weltoffene Hochschule klar dagegen und tolerieren derartige menschenverachtende Äußerungen in keiner Form.“


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In der nur wenige Sekunden langen Aufnahme, die seit Donnerstag in den sozialen Medien viral geht, halten junge Männer und Frauen ihre Gläser hoch und grölen zur Melodie des Songs „L’amour Toujours“ „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Ein Mann scheint mit seinen Fingern auf der Oberlippe einen Hitlerbart anzudeuten und den verbotenen Hitlergruß zu zeigen.

Inzwischen hat sich sogar Bundeskanzler Olaf Scholz zu dem Video geäußert. „Ganz klar: Solche Parolen sind ekelig, sie sind nicht akzeptabel“, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. „Und darüber darf es kein Vertun geben. Und deshalb ist es auch richtig, dass all unsere Aktivitäten darauf gerichtet sind, genau zu verhindern, dass das eine Sache ist, die sich verbreitet.“

Frau hat ihr Profil bei LinkedIn offensichtlich gelöscht.

Auch wenn die junge Frau aus Hamburg inzwischen ihr Profil auf der Karriere-Plattform LinkedIn offensichtlich gelöscht hat, steht fest: In der Vergangenheit arbeitete sie bei „William Walker“, einem Online-Versand für edles Hundezubehör in Bahrenfeld. Für das Unternehmen schrieb sie unter anderem über die Vermarktung von Hunden im Internet. In einem Text gibt sie den Tipp: „Verstell dich nicht! Es kommt viel sympathischer rüber, wenn du einfach du selbst bist.“

Das „Pony“ ist bei der High Society beliebt. (Archivbild)
picture alliance/dpa/Carsten Rehder

Das „Pony“ ist bei der High Society beliebt. (Archivbild)

Nun, in dem Video aus dem Sylter Club hat sie sich offensichtlich überhaupt nicht verstellt – doch anstelle von Sympathie schwappt eine Hasswelle im Netz über die junge Frau. Auf Instagram drohen viele Kunden, ihre Bestellungen bei „William Walker“ zu stornieren. Die Firma hat nun alle Hände voll zu tun, die Wogen zu glätten und Kunden vom Stornieren ihrer Bestellungen abzuhalten.

„Werden Sie etwas dazu sagen, dass ihre Mitarbeiterin gegen Ausländer hetzt?“

„Wo bleibt euer Statement? Oder gehört es zur Firmenkultur rechtsextreme Parolen auf Sylt zu singen“, fragt ein Nutzer. „Werden Sie etwas dazu sagen, dass ihre Mitarbeiterin gegen Ausländer hetzt?“, will ein anderer Nutzer wissen.

„William Walker“ antwortet: „Wir möchten klarstellen, dass die Person, die in dem Video zu sehen ist, seit über zwei Jahren nicht mehr bei William Walker beschäftigt ist.“ Das Unternehmen distanziere sich ausdrücklich von den rassistischen Äußerungen und verurteile „jegliche Form von Rassismus“.

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Am Freitagnachmittag teilte die Hamburger Influencerin Milena Karl mit, dass sie mit einer Person aus dem Video zusammengearbeitet habe. Weil auch Karl aus Hamburg kommt, liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei der Person um die HAW-Studentin handelt. Karl hat nach eigenen Angaben das Arbeitsverhältnis „mit sofortiger Wirkung“ aufgelöst.

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