„Tusche“ macht den Aufstiegs-Check: Warum die HSV-Fans dieses Jahr hoffen dürfen

„Tusche“ macht den Aufstiegs-Check: Warum die HSV-Fans dieses Jahr hoffen dürfen

Wenn ab dem kommenden Wochenende der Ball wieder rollt in der 2. Bundesliga, dann ist das nach der Länderspielpause gleich im doppelten Sinn ein Neustart. Der Break, er konnte von den Vereinen schließlich genutzt werden, um alle Neuzugänge ins Team zu integrieren. Die Kader, sie sind zumindest für die Hinrunde finalisiert. Für die MOPO nimmt Zweitliga-Experte Torsten Mattuschka die Aufgebote der Teams unter die Lupe und verrät, wie groß die Chance des HSV auf den Aufstieg ist und welche Mannschaft er am Ende ganz oben in der Tabelle erwartet.

505 Bewegungen hat es im Sommer auf dem Transfermarkt gegeben. Die Zweitliga-Klubs verzeichneten 263 Zu- und 242 Abgänge. Die meisten Bewegungen gab es beim 1. FC Nürnberg (22 Zugänge, 23 Abgänge) und dem FC Schalke 04 (25 Zugänge, 16 Abgänge), die beide ihre Kader fast schon komplett neugestalteten. Der HSV steht mit 30 Transfer-Bewegungen (16 Zugänge, 14 Abgänge) auf Platz fünf, wobei bei dieser Zählung auch die Deals mit Leih-Rückkehrern hinzugerechnet werden. So sind Marko Johansson und Jonas David zum Beispiel sowohl auf der Zugangsseite zu finden als auch auf der der Abgänge. Am wenigsten tat sich beim nächsten HSV-Gegner: Aufsteiger Jahn Regensburg holte neun neue Spieler und gab acht ab.

Zweitliga-Klubs gaben 32,69 Millionen Euro für Spieler aus

Insgesamt erwirtschafteten die Vereine ein deutliches Plus bei den Ablösezahlungen. Ausgaben von 32,69 Millionen Euro stehen Einnahmen von 80,92 Millionen Euro gegenüber. Dabei gab Fortuna Düsseldorf am meisten aus (6,8 Millionen), nahm aber auch am meisten ein (19,35 Millionen) und machte damit das dickste Plus. Die teuersten Abgänge waren Can Uzun (für 11 Millionen von Nürnberg nach Frankfurt), Assan Ouédraogo (für 10 Millionen von Schalke nach Leipzig) sowie die Düsseldorfer Yannik Engelhardt (für 8 Millionen nach Como) und Christos Tzolis (für 6,5 Millionen zu Brügge). HSV-Profi László Bénes, der für knapp 2 Millionen zu Union Berlin wechselte, liegt in diesem Ranking nur auf Platz 13.

Der teuerste Spieler, der neu in die Liga kam, war der Schalker Stürmer Moussa Sylla, der für 2,5 Millionen vom französischen Zweitligisten Pau FC nach Gelsenkirchen wechselte. Die Neu-Hamburger Silvan Hefti und Emir Sahiti, die beide 1,2 Millionen kosteten, landen bei den externen Zugängen auf einem geteilten vierten Platz. Das Transfer-Saldo des HSV lag bei minus 2,25 Millionen – nur der 1. FC Kaiserslautern, der 1,89 Millionen ausgab, aber keine Einnahmen verzeichnete, kommt auf ein ähnlich dickes Minus.

Die Experten von transfermarkt.de sehen den Kader des 1. FC Köln als den mit Abstand wertvollsten an (70,2 Millionen), dahinter liegen Hertha BSC (48,3) und der HSV (44,95), gefolgt von Düsseldorf (35,13), Nürnberg (30,25) und Hannover (29,18).

Marktwerte sind für Mattuschka nicht aussagekräftig

Mattuschka hakt da aber direkt ein. Marktwerte seien insbesondere im deutschen Unterhaus zweitrangig. „Wenn es danach gehen würde, wäre der HSV schon längst wieder oben. Das hat nie etwas zu sagen“, befindet der 43-Jährige. „Kiel, St. Pauli oder Heidenheim hatten in den vergangenen Saisons auch nicht den höchsten Kaderwert, alle sind aber aufgestiegen.“

Trotzdem sei für ihn der 1. FC Köln Aufstiegs-Favorit Nummer eins. „Auch wenn die Kölner keine neuen Spieler holen durften, sind sie bei mir auf Platz eins. Sie haben einfach eine brutale Qualität, auch in der Breite. Das hat man an den ersten Spieltagen bereits gesehen. Sie werden am Ende hochgehen. Da lege ich mich jetzt schon fest.“ Vorteil der Kölner: Sie mussten mit Abwehr-Chef Jeff Chabot (für 4 Millionen nach Stuttgart) und dem neuen HSV-Stürmer Davie Selke (wechselte ablösefrei) nur zwei Stammspieler ziehen lassen, was für einen Absteiger ungewöhnlich ist.

Dahinter kommt für „Tusche“ direkt der HSV. „Die Hamburger hatten eine gute Transferperiode. Sie konnten viele Leistungsträger halten und haben sich dazu auch noch sehr gut verstärkt“, analysiert der durch 171 Zweitliga-Einsätze gestählte Ex-Profi, der die Verpflichtungen von Marco Richter, Lucas Perrin und Sahiti sehr positiv bewertet: „Mit den letzten drei Zugängen wurde dafür gesorgt, dass man jetzt auch in der Breite sehr gut aufgestellt ist. Wenn es beim HSV Ausfälle geben sollte, können die gut ersetzt werden.“

Konkurrenzkampf beim HSV sieht „Tusche“ positiv

Dass es zu einem großen Konkurrenzkampf innerhalb des Kaders kommt, sieht er ausschließlich positiv: „Da kann sich keiner ausruhen. Das Trainingsniveau wird erhöht, wenn die Spieler aus der zweiten Reihe Druck machen. Natürlich muss der Trainer am Wochenende dann auch immer wieder eklige Entscheidungen treffen, das ist aber immer besser, als wenn sich die Mannschaft von allein aufstellt.“

Daniel Elfadli verstärkte den HSV-Kader, Köln konnte den viel umworbenen Dejan Ljubicic (r.) halten.
WITTERS

Daniel Elfadli verstärkte den HSV-Kader, Köln konnte den viel umworbenen Dejan Ljubicic (r.) halten.

Die Qualität im HSV-Kader sei ausreichend für den Aufstieg. Schöner Fußball allein werde aber nicht ausreichen, um das große Ziel zu erreichen, weiß Mattuschka: „In der Zweiten Liga geht es darum, Widerstände zu überstehen und über Zweikämpfe in dein Spiel zu kommen. Du musst erst mal jeden Gegner bearbeiten und bespielen. Locker-flockig ein bisschen Fußball zu spielen mit Hacke, Spitze – das funktioniert in dieser Liga nicht. Du brauchst auch eine gute Körperlichkeit. Da sehe ich den HSV aber auch gut aufgestellt und gerüstet.“

Köln auf Platz eins, der HSV auf Platz zwei – so sieht Mattuschka den Zieleinlauf nach 34 Spieltagen. Es gebe aber „sechs oder sieben Mannschaften“, die die Pläne der beiden Favoriten durchkreuzen könnten. Die Union-Legende nennt dabei zuerst Hertha BSC. Die haben zwar mit Torjäger Haris Tabakovic (für 3 Millionen zu Hoffenheim) und Abwehrchef Marc Oliver Kempf (für 2,5 Millionen nach Como) zwei wichtige Säulen verloren, „aber sie werden eine Rolle spielen“, ist sich „Tusche“ sicher.

Fortuna Düsseldorf ist für Mattuschka ebenfalls Favorit

Auch Tabellenführer Düsseldorf sei unbedingt zu nennen. Nach dem dramatisch verpassten Aufstieg hat sich das Gesicht der Mannschaft deutlich verändert. Nach den Rekord-Transfers von Engelhardt und Tzolis wanderte zuletzt auch Ao Tanaka (für 4 Millionen nach Leeds) ab. „Aber trotzdem ist die Struktur geblieben“, sagt Mattuschka. „Und man hat schon gesehen, dass sie den verpassten Aufstieg gut weggeschüttelt haben. Mit ihnen ist wieder zu rechnen.“ Letzteres gelte auch für Hannover 96, die weniger Veränderungen im Kader haben und den Abgang von Cedric Teuchert mit der Leihe von Jessic Ngankam kompensieren konnten. „Hannover muss man immer auf dem Zettel haben“, hält Mattuschka fest.

Weniger zuversichtlich ist der Experte bei den Schalkern. „Nach dem großen Umbruch kann es noch dauern, bis alles funktioniert“, sagt er. Im weiteren Saisonverlauf könnten die Königsblauen aber „oben dabei“ sein. Die Überraschungs-Teams der Saison könnten seiner Meinung nach Karlsruhe, Fürth oder Magdeburg sein, die allesamt gut gestartet sind und aktuell in der Tabelle die Plätze zwei bis vier belegen.

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Eines stehe laut Mattuschka fest: „Die Liga bleibt speziell und sehr ausgeglichen. Das haben die ersten Spieltage bereits gezeigt. Kein Team hat bislang alles gewonnen. Auch in dieser Saison werden wieder Kleinigkeiten wie Schiedsrichterentscheidungen oder Spielglück eine große Rolle spielen.“

„Tusche“ macht den Aufstiegs-Check: Warum die HSV-Fans dieses Jahr hoffen dürfen wurde gefunden bei mopo.de

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