TV-Anschluss: Ab sofort müssen sich Mieter selbst kümmern – und es lauern hohe Kosten

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Jahrzehntelang war es etwas, über das die meisten Menschen nicht nachgedacht haben. Nun müssen viele es plötzlich: Zum 1. Juli ist das Nebenkostenprivileg weggefallen. Bedeutet: Die Gebühren für das Kabelfernsehen werden nicht mehr über die Betriebskosten abgerechnet. Sitzen deshalb viele Mieter in den kommenden Tagen vor einem schwarzen Bildschirm? Und welche Möglichkeiten haben sie jetzt?

Betroffen von der neuen Regelung sind etwa zwölf Millionen deutsche Haushalte. Glück haben diejenigen, die zufällig selbst Eigentümer sind und Verträge laufen haben, oder diejenigen, die sowieso schon übers Internet streamen und diejenigen, die bereits separate Verträge mit ihren Vermietern abgeschlossen haben. Laut einer Marktstudie der Landesmedienanstalten lag der Kabelfernsehen-Anteil im vergangenen Jahr bei 37 Prozent, ein Minus von drei Prozentpunkten seit 2022. 20 Prozent der Haushalte schauten Fernsehen übers Internet (fünf Prozentpunkte mehr als 2021).

Aufgeregte Mieter haben zu teure Verträge abgeschlossen

Und die Kabel-Fans? „Die meisten Menschen haben sich schon Wochen und Monate im Voraus gekümmert“, sagt Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Große Vermieter haben beispielsweise neue Sammelverträge bei den Kabelnetzbetreibern Vodafone und Tele Columbus abgeschlossen und rechnen das über die Miete ab.“ Die Verbraucherzentrale werde nicht von Anrufen „überrannt“, so die Expertin.

Viele aufgeregte Mieter hätten allerdings Verträge abgeschlossen, die sie nun bitter bereuen, so Julia Rehberg. „Vor allem ältere Menschen wenden sich an uns, weil sie teure Kombipakete inklusive Internet und Telefonie abgeschlossen haben. Bei Haustür-Verträgen gibt es ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Wer im Shop unterschrieben hat, kommt aus so einem Vertrag aber in der Regel nicht so schnell raus. Deshalb raten wir immer: Verträge mitnehmen und zuhause in Ruhe durchlesen.“

Gesetzesänderung: Wird Kabelfernsehen jetzt teurer?

Die Gesetzesänderung kann dazu führen, dass Kabelkunden etwas tiefer in die Tasche greifen müssen als zuvor. So zahlten die meisten Mieter bei Vodafone nach dem alten Modell zwischen sieben und neun Euro monatlich. Nach dem neuen Modell verschiedener Sammelverträge sind es Firmenangaben zufolge zwischen acht und zehn Euro. Ein Einzelvertrag ­– wenn also der Vermieter nichts anbietet und der Kunde auf sich allein gestellt ist – würde knapp 13 Euro kosten. Auch bei Tele Columbus liegt die künftige Preisspanne bei acht bis zehn Euro.

Sitzen Mieter bald vor einer schwarzen Mattscheibe?

Aber was ist mit Mietern, die sich nicht gekümmert haben? Auch die sitzen nicht automatisch vor der schwarzen Mattscheibe. Die Anbieter können das Fernsehsignal nicht aus der Ferne abstellen, sondern müssen die Anschlüsse im Keller oder in den Wohnungen selbst deaktivieren.

Man habe die Kundschaft intensiv informiert und ihnen neue Verträge angeboten, sagt Tele-Columbus-Sprecher Sebastian Artymiak. „Wir wollen unsere langjährigen Kunden nicht vergraulen, aber klar ist: Wer nicht zahlt und das TV-Signal trotzdem nutzt, dessen Anschluss wird in den nächsten Wochen abgeschaltet.“

Von Vodafone heißt es, dass Sperrungen bereits punktuell in mehr als 60 Städten und Gemeinden erfolgt seien. Wie viele Haushalte das waren, wurde nicht genannt. Das passiert im sogenannten Regelbetrieb: Wenn also ein Techniker etwa wegen Wartungsarbeiten oder Internetstörungen in einem Haus oder einer Straße ist, dann nimmt er sich auch der Sperrung von Kabelanschlüssen an.

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Einen „harten Schnitt“ Anfang Juli werde es nicht geben, sagt Vodafone-Manager Marc Albers. Auf die lange Bank schieben sollten Mieter das Thema aber trotzdem nicht. „Unsere Techniker werden […] noch stärker als bisher Kabelanschlüsse abklemmen“, sagt Albers.

Welche Folgen hat das für die Kabel-TV-Betreiber?

Besonders problematisch könnte das Thema übrigens für die Betreiber selbst werden. Vodafone hat für das erste Quartal 2024 bereits herbe Kundenverluste vermeldet. Bei Tele Columbus fällt der Kundenschwund moderat aus. Auf die Frage, mit welchen Verlusten man rechne, sagt der Sprecher Sebastian Artymiak von Tele Columbus: „Der größte Teil der jetzigen TV-Kunden wird bei uns bleiben.“ (prei)

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