Urlaub in Hamburg: Der Zaubergarten der Bankiersfamilie am Elbhang

Urlaub in Hamburg: Der Zaubergarten der Bankiersfamilie am Elbhang

Sommerferien in Hamburg, jetzt ist Entspannung angesagt. Einen Gang runterschalten, die Seele baumeln lassen – bis Ende August ist Urlaubszeit. Doch viele Menschen wollen oder können nicht wegfahren und bleiben in der Stadt. Gut so, denn von Altona bis Wandsbek, von Harburg bis zur nördlichen Stadtgrenze gibt es viel zu erleben und zu entdecken. In einer neuen Serie nehmen MOPO-Redakteure Sie mit in ihre Nachbarschaften, verraten ihre Lieblingsplätze und geben Geheimtipps für echtes Urlaubs-Feeling. Heute sind wir in Blankenese unterwegs: Hoch droben am Elbhang liegt etwas versteckt ein Römischer Garten inklusive „Römischer Terrasse“ mit fantastischem Blick über die Elbe.

Es ist mir ein bisschen peinlich, aber ich sag’s einfach mal: Ich wohnte jahrelang keine 20 Minuten Radfahrt vom Römischen Garten in Blankenese entfernt und hatte dieses zauberhafte Kleinod überhaupt nicht auf dem Schirm. Erst ein Roman setzte mich auf die Spur. Ein Glück! Ein Urlaubstag in meinem Revier? Da lege ich allen Hamburgern den einstigen Privatgarten der Bankiersfamilie Warburg ans Herz.

Zu meiner Ehrenrettung sei gesagt: Der Römische Garten drängt sich seinen Besuchern nicht gerade auf. Man kann unten an der Elbe entlangspazieren, an der Straße Am Falkensteiner Ufer, über das Wrack der „Uwe“ staunen, deren Hinterteil hier seit 1976 aus dem Elbschlamm ragt – und kriegt gar nicht mit, dass hoch droben am Elbhang ein stiller Römischer Garten wartet. Dabei weist ein Schild den Weg zum Treppenaufgang, muss man nur drauf achten. Achtung: Der Park ist nicht barrierefrei zu erreichen!

Am Falkensteiner Ufer, unterhalb des Römischen Gartens, ragt das Hinterteil des Wracks „Uwe“ aus der Elbe.
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Am Falkensteiner Ufer, unterhalb des Römischen Gartens, ragt das Hinterteil des Wracks „Uwe“ aus der Elbe.

Kein Wunder, dass der kleine Park so diskret ist: Der gehörte früher zum privaten Anwesen der Bankiersfamilie Warburg (ja, die Bank, die sehr viel später mit Cum-Ex-Steuerabzocke von sich reden machte), da sollte gar nicht jeder rumtapern.

Das Vergnügen, über die geschwungenen Freitreppen zwischen den Terrassen zu schreiten, war geladenen Gästen vorbehalten: Vor hundert Jahren kamen hier Hamburgs erste Familien zusammen, Kapellen spielten zum Tanz auf, und die Warburg-Sprößlinge und ihre Freunde luden zu Open-Air-Theateraufführungen.

In dem 1924 angelegten Amphitheater führten die Sprößlinge der Familie Warburg Stücke auf für die feine Hamburger Gesellschaft
Lamprecht

In dem 1924 angelegten Amphitheater führten die Sprößlinge der Familie Warburg Stücke auf für die feine Hamburger Gesellschaft

Das 1924 extra für die theaterbegeisterte Warburg-Jugend angelegte Amphitheater mit der grünen Rasenbühne gibt es noch – und sogar die akkurat geschnittenen Hecken, hinter denen die jungen Laienschauspieler sich damals umzogen. Die freie Theatergruppe N.N. Hamburg hat in den vergangenen Sommern „Picknicktheater“ in dem Rund  aufgeführt, in diesem Sommer leider nicht.

Römischer Garten in Blankenese: Riesenhecke von 1880

Theatralisch ist auch die Riesenhecke, die die paradiesischen Terrassen zur Elbe hin abschirmt: Die kunstvolle Bogenform ist seit Mitte der 1880er Jahre unverändert.

Die „Römische Terrasse“ mit dem Wasserbecken und der geschwungenen Hecke
Lamprecht

Die „Römische Terrasse“ mit dem Wasserbecken und der geschwungenen Hecke

Herzstück des Gartens ist die „Römische Terrasse“, eine Rasenfläche mit einem Seerosenbecken, das sich die Schöpferin dieses Gartens als „Spiegel des Himmels“ gedacht hat. Die Rundtreppe inmitten einer üppig bepflanzten Feldsteinmauer zählt zu den wohl hübschesten Elbblick-Plätzchen der Welt: Man guckt über das spiegelnde Wasserbecken hin zu den dunklen Bögen der Hecke und auf vorbeiziehende Pötte. Das ist heute so beeindruckend wie zu Warburgs Zeiten.

Roman über den Römischen Garten in Hamburg

Unglaublich, dass ich erst ein wunderbares Buch lesen musste, um auf dieses Gartenjuwel aufmerksam zu werden: „Ein Garten über der Elbe“ heißt der Roman von Marion Lagoda, basierend auf der historischen Figur Else Hoffa, der ersten Obergärtnerin Deutschlands. Die kam 1913 als junge Frau nach Hamburg, um in den folgenden 25 Jahren dem Anwesen der Warburgs ihren gärtnerischen Stempel aufzudrücken. 1951 schenkte die emigrierte Bankiersfamilie den Römischen Garten der Stadt Hamburg. Danke dafür und danke auch an Else Hoffa für ihr Meisterwerk.

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Anfahrt: Ab S-Bahnhof Blankenese mit dem Bus 488 („Bergziege“) durch das Treppenviertel am Süllberg (Einkehrtipp: „Schuldts Kaffeegarten“, Süllbergsterrasse 30,  Do und Fr 13 -18 Uhr, Sa und So 13-19 Uhr). Von den Haltestellen Falkentaler Weg oder Elbhöhenweg marschiert man durch den Wald. Oder man radelt die Straße Am Falkensteiner Ufer entlang und achtet auf den Treppenaufgang, ungefähr in Höhe des Wracks der „Uwe“.

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