Waffe, Brandsätze, Bombenattrappe: Der wahnsinnige Plan des Flughafen-Entführers

Waffe, Brandsätze, Bombenattrappe: Der wahnsinnige Plan des Flughafen-Entführers

Knapp 18 Stunden hielt Salman E. seine damals vier Jahre alte Tochter am Hamburger Flughafen fest. Zuvor hatte er das Mädchen aus der Obhut der Mutter in Stade entführt, diverse Brandsätze gezündet und in die Luft geschossen. Am Montag hat der Prozess am Landgericht begonnen, rund ein halbes Jahr nach der Tat. Dabei kamen neue Details über den Plan des Mannes ans Licht.

Zum Auftakt des Prozesses um die Geiselnahme am Flughafen hat der Angeklagte die Entführung seiner kleinen Tochter und das weitere Tatgeschehen vom November vergangenen Jahres gestanden. „Ich wollte nur Deutschland verlassen, ich wollte, dass die Polizei Wege findet, dass sie uns in die Türkei schicken“, sagte der 35-Jährige in einer Erklärung, die seine Verteidigerin verlas.

Salman E. auf der Anklagebank in Hamburg.
Marcus Brandt/dpa

Salman E. auf der Anklagebank in Hamburg.

Die Geschichte begann nicht am Tag der Entführung am 4. November 2023, sondern bereits einen Tag zuvor: Salman E. nahm über „Kleinanzeigen“ Kontakt zu seiner Ex-Frau auf, die auf dem Online-Flohmarkt eine Jacke inseriert hatte. Laut Anklage gab er sich als Frau aus. Einen Tag später verstellte er an der Wohnungstür der Ex in Stade seine Stimme und tat so, er wäre eine Frau. Der Staatsanwalt: „So öffnete die Geschädigte arglos die Tür.“

„Ihr werdet mich zum Mörder machen“

Der Angeklagte sei sofort an seine Ex-Frau herangetreten, habe sie am Arm gepackt und in die Wohnung gezerrt. In der Hand hielt er den weiteren Angaben zufolge eine scharfe Pistole. Er soll ihr das Handy abgenommen haben, um zu verhindern, dass sie einen Notruf absetzen kann. Dann soll er ihr dann Vorwürfe gemacht haben, warum er sein Kind seit 14 Monaten nicht mehr habe sehen dürfen.

Mit seiner Tochter verließ er die Wohnung, ging zu einem „Miles“-Mietwagen und schoss in die Luft. Dann soll er zu seiner Ex-Frau und Nachbarn, die ihm auf die Straße gefolgt waren, gesagt haben: „Ihr werdet mich zum Mörder machen.“ Dann raste er davon.

Sein Ziel: der Hamburger Flughafen in Fuhlsbüttel. Mit im Auto: ein täuschend echt aussehender Sprengsatz (in Alufolie mit Drähten gewickelte Bücher), mehrere Molotowcocktails, ein Messer und mindestens 27 Patronen. In seiner linken Socke hatte er ein Pfefferspray. Die Pistole lag mit gespanntem Hahn auf dem Beifahrersitz, als er um kurz nach 20 Uhr drei Schranken am Airport durchbrach, zwei brennende Molotowcocktails warf, ausstieg und in die Luft schoss.

5. November 2023: Polizisten führen den Geiselnehmer ab.
picture alliance/dpa | Jonas Walzberg

5. November 2023: Polizisten führen den Geiselnehmer ab.

Schließlich blieb er neben einer Maschine der Fluggesellschaft „Turkish Airlines“ stehen. Mit seiner Entführung wollte er eine Ausreise für sich und seine vierjährige Tochter nach Istanbul erzwingen. Er hatte zu der Zeit die Polizei bereits über den Notruf über seinen Plan informiert und gesagt: „Habe dreimal Bomba, bin jetzt Flughafen, ich habe dreimal Bomba, ok?“ Dann ergänzte er laut Kommunikationsprotokoll noch: „Ich habe Tochter, will sofort gehen meine Heimat, ich will zusammen gehen Ausreise.“

Es folgten weitere Anrufe, in denen er den Polizisten über die „Bomben“, die er dabei hatte, aufklärt. Er sagte, dass er die Waffe und seine Tochter nicht hergeben werde und ein Flugzeug wolle. Und wurde auch deutlicher: „Ich sage es ganz offen: Entweder sie sollen uns töten oder wir gehen hier weg in die Türkei.“

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Nach vielen Stunden und mit der Hilfe einer Polizistin, die sich als Dolmetscherin anbot, gelang es den Kräften dann, den Mann zur Vernunft zu bringen. Um 14.30 Uhr am nächsten Tag, nach insgesamt 18 Stunden Entführung, ließ der Mann sich festnehmen. Das vierjährige Mädchen wurde in die Obhut eines Polizisten gegeben, der es der Mutter übergab. Während der Geiselnahme war der Flugverkehr für mehr als 20 Stunden unterbrochen.

Flughafen-Entführung: Das sagt der Angeklagte

Salman E. sagte am ersten Prozesstag über seine Anwältin, dass er gewusst habe, dass er sich ergeben müsste, auch zum Wohle seiner Tochter. Betonen wolle er, dass er niemanden verletzt habe, keinen Kontakt zu Unbeteiligten hatte. „Ich weiß aber, dass ich Panik ausgelöst habe und dafür entschuldige ich mich bei allen.“ Gleichzeitig bedanke er sich bei der Polizei, die „mit großer Einfühlsamkeit agiert“ habe. Er akzeptiere jede Strafe, die kommen werde. Und ergänzte: „Ich weiß, dass ich schlimme Dinge gesagt und getan habe, aber es ging mir immer nur um Gerechtigkeit und um meine Tochter.“

Angeklagt ist er wegen Geiselnahme, Entziehung Minderjähriger, Verstoßes gegen das Waffengesetz und Körperverletzung. Bei einer Verurteilung drohen dem Mann viele Jahre Gefängnis. Der Prozess wird in zwei Wochen fortgesetzt.

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