„Wie der erste Schultag“: Handball-Star mit emotionalem Comeback nach Herz-Problemen

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Es ist die große Feelgood-Story bei den EHF Finals in Hamburg und auch in ganz Handball-Deutschland Thema. Die emotionale Rückkehr des Flensburgers Kay Smits nach halbjähriger Zwangspause aufgrund von Herz-Problemen und Angst um die Karriere hat für die besondere Note beim Final-Four-Turnier der European League in der Barclays Arena im Volkspark gesorgt. Am heutigen Sonntag (18 Uhr) spielt der niederländische Rückraumspieler mit seiner SG gegen die Füchse Berlin um den Pokal. Ein verrücktes Comeback – wenige Tage vor Saisonende.

Er hatte keine Chance. Smits wollte gar nicht im Mittelpunkt stehen, doch die Teamkollegen schubsten ihren Mitspieler nach dem 38:32-Halbfinalsieg gegen Dinamo Bukarest liebevoll vor die Kurve der Arena, wo der 27-Jährige von den rund 2000 mitgereisten Fans aus Flensburg gefeiert wurde.

EHF Finals in Hamburg: Kay Smits genießt Comeback

170 Tage nach seinem letzten Spiel im SG-Trikot hatte Smits im Semifinale in der Startformation gestanden. Dabei hatte sein Trainer Nicolej Krickau genau das tags zuvor noch ausgeschlossen. Eine Überraschung also – für den Gegner und auch für Smits. Ein langersehnter Moment. Aufregung, Freude, Tatendrang und ein paar Fragezeichen.

„Es war emotional, sehr schön, aber auch komisch“, beschrieb Smits, dem ein Tor gelang, seine Gefühlslage. „Weil es ein Handballspiel war, das ich so oft gemacht habe mit allen Abläufen. Trotzdem fühlte es sich ganz besonders an, ein bisschen so wie der erste Schultag nach einer langen Sommerpause. Jeder Moment war besonders – auch wenn ich es schon tausendmal gemacht habe.“

Es war eine gefühlt endlose Pause. Im Dezember wurde bei Smits, der vor der Saison von Champions-League-Sieger SC Magdeburg zur SG Flensburg-Handewitt gewechselt war, eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert worden. Sofortiges Sportverbot. Tatenlosigkeit, Machtlosigkeit und auch viele Sorgen und Szenarien bis hin zum Worst-Case: dem frühzeitigen Karriereende.

Kay Smits: 170 Tage Pause nach Herzmuskelentzündung

„Man hat wirklich alle Gedanken im Kopf. Gerade in den ersten Wochen und Monaten, in denen ich gar nichts machen durfte“, berichtete der Weltklassespieler. Ich habe einfach nur gehofft, dass es den richtigen Weg geht. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht, dass ich schnell zurückkomme. Überhaupt nicht. Das war nie mein Gedanke. Der Gedanke war immer, dass ich erst mal gesund werde.“

Das Kopfkino sei das Schlimmste gewesen, deshalb habe er Ablenkung gebraucht. Dafür sorgten Freundin Pernille, die am Samstag in der Hamburger Arena war, seine Familie und Freunde. Rückendeckung und emotionales Auffangnetz.

Erst im zweiten Schritt sei es dann um den sanften Wiedereinstieg in den Sport gegangen. „Zum Glück ist alles gut und genauso gelaufen, wie alle Ärzte und ich gehofft haben. Da kann ich richtig froh und glücklich sein.“

Smits hat die „normalen Sachen“ des Handballs vermisst

Was ihm am meisten gefehlt hat in den sechs Monaten Pause? „Es sind die normalen Sachen, an die man vielleicht nicht jeden Tag denkt, über die man sich auch manchmal ärgert“, sagt der Linkshänder. „Dass man wieder zum Training muss oder der Körper müde ist. Das habe ich plötzlich vermisst. Ich wollte wieder den normalen Alltag haben, bei der Mannschaft sein, Spiele spielen können und beim Training dabei sein. Wirklich alles, was dazugehört, vermisst man dann.“

Jetzt hat Smits den Handball wieder – und der Handball ihn. Sogar der besiegte Gegner freute sich mit ihm und für ihn. „Schön, dass Smits zurück ist“, sagte Xavier Pascual, spanischer Trainer von Bukarest und sein Spieler Lazar Kukic pflichtete ihm bei.

Die SG-Mitspieler freuen sich sowieso. „Es ist schön, Kay wieder im Bus, im Training und auf dem Feld zu haben“, sagte Flensburgs Kapitän und Kreis-Koloss Johannes Golla. „Als Typ, als Mensch und als Spieler.“

Flensburg und Smits wollen Finale gegen Berlin gewinnen

Smits ist wieder da – und die Saison fast vorbei. Schon kurios. In einer Woche steht der letzte Spieltag an. Die SG tritt beim Bergischen HC an. Dann ist alles vorbei. Smits steht die nächste handballerische Zwangspause bevor. Die Sommerpause. „Ich freue mich riesig, dass ich wieder zurück bin – auch wenn es nur noch eine Woche ist“, so Smits. „Ich freue mich schon auf die nächste Saison.“ Zukunftsmusik.

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Mit dem Comeback soll Smits‘ Hamburger Erfolgsgeschichte noch nicht beendet sein. „Das Finale zu erreichen, war das erste Ziel, aber auch nur der erste Schritt.“ Flensburg will den Titel. Und Kay Smits ein perfektes Wochenende feiern.

Spiel um Platz drei: Rhein-Neckar Löwen gegen Bukarest

Vor dem Endspiel treffen im Spiel um Platz drei Bukarest und die Rhein-Neckar Löwen aufeinander (15 Uhr), die im Halbfinale klar mit 24:33 gegen die Füchse Berlin verloren hatten.

Für den heutigen Finaltag gibt es noch Tickets online (eurohandball.com/ehf-finals) und an der Tageskasse.

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