Wie DFB-Kapitän Ilkay Gündogan beinahe beim HSV gelandet wäre

Wie DFB-Kapitän Ilkay Gündogan beinahe beim HSV gelandet wäre

Die Fußball-Welt sah genau zu, als llkay Gündogan das DFB-Team am Samstag auf den Rasen in Dortmund führte. Ein erhabener Moment, ein besonderes Spiel, denn für Deutschlands Kapitän schloss sich mit dem EM-Achtelfinale gegen Dänemark (2:0) ein Kreis. Beim BVB entwickelte er sich einst zu einem Spieler von Weltklasseformat, mittlerweile ist der 33-Jährige ein globaler Star und wird überall geachtet. Und in Hamburg wird sich der eine oder andere auch dieser Tage wieder die Frage stellten: Wie konnte es passieren, dass sich der HSV diesen Spieler mal durch die Lappen gehen ließ? Schließlich war Gündogan vor 13 Jahren ganz kurz vor einem Wechsel nach Hamburg – der aber auf den letzten Metern doch noch scheiterte. Weil der HSV ihn nicht wollte.

Krasser könnten die mittlerweile bestehenden Unterschiede kaum sein. Hier der HSV, seit sechs Jahren Zweitligist und irgendwie unaufsteigbar. Dort Gündogan, der Weltstar. Im Vorjahr stolzer Champions-League-Sieger mit Manchester City, mittlerweile Galionsfigur beim FC Barcelona, Deutschlands Fußballer des Jahres und Kapitän des Nationalteams. Man mag es kaum glauben, aber er hätte sich vor einigen Jahren wohl auch mit dem Fahrrad auf den Weg in Richtung Volkspark gemacht, wenn sie ihm dort nur Zugang gewährt hätten. Aber sie wollten nicht.

HSV-Wechsel von Gündogan scheiterte 2011 ganz knapp

Die Nummer gehört zu den Geschichten, über die man heute gern den Kopf schüttelt, von denen man aber natürlich nicht weiß, ob sie auch in Hamburg zu den Erfolgsstorys geworden wären, von denen man ausgeht. Wie bei Jürgen Klopp, den der HSV 2008 nicht verpflichtete, weil er sich an Äußerlichkeiten wie dessen löchrigen Jeans störte. Mit Gündogan ist es ähnlich: Wäre sein Stern beim HSV so aufgegangen, wie er es schließlich ab Sommer 2011 in Dortmund tat?

Michael Oenning (r.) lotste Gündogan bereits 2009 nach Nürnberg.
imago/Bernd Müller

Michael Oenning (r.) lotste Gündogan bereits 2009 nach Nürnberg.

Verbrieft ist: Das damals 20 Jahre alte Talent, das gerade seine zweite Bundesligasaison mit dem 1. FC Nürnberg spielte, war sich Anfang 2011 bereits mit dem HSV einig und wollte dann zur neuen Saison wechseln. Dazu muss man wissen: Der HSV war damals noch eine der besseren Adressen in Deutschland und spielte um die Europacup-Plätze mit. Vor allem aber wartete in Hamburg einer der größten Förderer Gündogans und warb gewaltig um ihn. Michael Oenning, damals Assistent von Armin Veh und später Cheftrainer des HSV, hatte das Talent in der Jugend des VfL Bochum gestählt und auf dessen Profi-Karriere vorbereitet.

Über Gündogans gescheiterten Transfer zum HSV möchte Oenning rund 13 Jahre später öffentlich nicht mehr sprechen. Warum alte Wunden aufreißen? Nur so viel sagt er dann doch: „Ich freue mich enorm für Ilkay, dass er so eine Karriere hingelegt hat.“

Gündogan wollte unbedingt zum HSV – durfte aber nicht

Was aber passierte im Winter 2011? Und warum funktionierte der Wechsel dann nicht? Gündogan, der damals vom Hamburger Agenten Thies Bliemeister beraten wurde, hätte am liebsten sofort beim HSV unterschrieben. Der auf seiner Führungsebene hin- und hergerissene Verein aber konnte sich nicht zu einer Entscheidung durchringen. Die Version, die heute erzählt wird: Die knapp sechs Millionen Euro Ablöse, die Gündogan damals kosten sollte, waren dem Aufsichtsrat zu viel.

Die Vorstände Bernd Hoffmann (r.) und Bastian Reinhardt leiteten 2011 die Geschicke des HSV.
WITTERS

Die Vorstände Bernd Hoffmann (r.) und Bastian Reinhardt leiteten 2011 die Geschicke des HSV.

Die Zeit verging, ohne Entscheidung vonseiten des HSV, der damals von Vorstandsboss Bernd Hoffmann und Sportvorstand Bastian Reinhardt angeführt wurde. Gündogans Entwicklung aber blieb auch anderen nicht verborgen. Als dann schließlich der BVB im April auf den Zug aufsprang, drehte sich der Wind. Die Borussen waren gerade auf dem Weg zur Meisterschaft und überzeugten Gündogan mit der besseren sportlichen Perspektive und viel Geld. Frank Arnesen, der im Sommer dann Reinhardt als HSV-Sportvorstand beerbte, erinnert sich an die Endphase des Pokers, in den auch er involviert war: „Ilkay war dann unterm Strich viel zu teuer für den HSV. Uns wurde gesagt, wir müssen erst mal sparen, sparen, sparen.“

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So endete Gündogans Engagement beim HSV, ehe es überhaupt begonnen hatte. Statt im Zwei-Wochen-Takt in Hamburg aufzulaufen, wechselte Gündogan für 5,5 Millionen Euro (plus Zuschläge) nach Dortmund und kehrte seit Sommer 2011 nur noch ganze sechsmal in den Volkspark zurück – mit dem BVB, dem FC Barcelona und dem Nationalteam. Und vielleicht in naher Zukunft ja erneut zu einem Länderspiel mit dem DFB-Team, dann als strahlender Europameister, wer weiß das schon. Aber das ist eine andere Geschichte, die erst noch geschrieben werden muss.

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