Kiez-Traum geplatzt: Initiative schmeißt hin – was wird aus dem Paloma-Viertel?

Kiez-Traum geplatzt: Initiative schmeißt hin – was wird aus dem Paloma-Viertel?

„Wir sind raus!“ Aus der neuen Mitteilung der Initiative „PlanBude“ ist sehr viel Frust rauszulesen. Kein Wunder: Mehr als zehn Jahre nach dem Abriss der Esso-Häuser klafft am Spielbudenplatz auf St. Pauli immer noch eine riesige Baulücke. Einst wurde hier das „Paloma-Viertel“ versprochen, doch die visionären Pläne unter beispielloser Anbindung der Quartiersbewohner sind geplatzt. Was passiert nun mit der klaffenden Wunde im Herzen des Kiezes?

„Die PlanBude beendet die Zusammenarbeit mit der Bayerischen Hausbau und der Stadt Hamburg“, steht in der Mitteilung, die die Initiative in der Nacht zum Mittwoch versendete. Der Grund: Sie sehen die einst zusammen erarbeiteten Pläne „in die Tonne getreten“.

Mieter der Esso-Häuser mussten ihr Zuhause 2013 verlassen

Rückblick: Im Dezember 2013 mussten alle Esso-Mieter ihr Zuhause mitten in der Nacht verlassen – Einsturzgefahr! Zu dieser Zeit war die Bayerische Hausbau bereits Eigentümerin, zwei Monate später rollten die Abrissbagger an. In einer aufwendigen Bürgerbeteiligung rund um die Initiative „PlanBude“ wurde dann mehrere Jahre an den Plänen für das neue Paloma-Viertel gefeilt: Rund 200 günstige Mietwohnungen, ein Hotel, Werkstätten sowie eine für alle zugängliche Dachterrasse zum Skaten, Klettern und Spielen kamen dabei heraus. Sämtliche ehemaligen Mieter sollten zurückkehren dürfen, darunter auch der „Molotow“-Club, der seitdem schon öfters umziehen musste.

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Passiert ist auf dem rund 6100 Quadratmeter großen Grundstück mitten auf dem Kiez bislang allerdings gar nichts. Dann im August 2023 der Knall: Die Bayerische Hausbau bot plötzlich der städtischen Wohnungsgesellschaft SAGA das Grundstück zum Kauf an. Eine Sprecherin der Bayerischen Hausbau sprach damals von den aktuell schwierigen Rahmenbedingungen in der Immobilienwirtschaft.

Wie wird das „Paloma-Viertel“ auf St. Pauli zu Ende gebaut?

Allerdings deutet sich an: Selbst wenn das „Paloma-Viertel“ von der SAGA oder der Bayerischen Hausbau zu Ende gebaut werden würde – dann wahrscheinlich nicht so, wie ursprünglich geplant: „Wollen wir an dem ursprünglichen Konzept festhalten mit dem Ergebnis, dass weiterhin gar nichts passiert, oder sagen wir: Wie kann das Konzept überarbeitet werden, dass es wirtschaftlich tragbar ist?“, sagte Hamburgs SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf bereits zur MOPO. Das Wichtigste seien aus seiner Sicht die günstigen Wohnungen sowie Räume für das „Molotow“.

Das Grundstück der ehemaligen Essohäuser ist bereits seit Februar 2014 verwaist.
Florian Quandt

Das Grundstück der ehemaligen Essohäuser ist bereits seit Februar 2014 verwaist.

Frust darüber bei der „PlanBude“. „Unisono redet man schlecht, was man selbst beauftragt, verhandelt und mitentwickelt hat“, heißt es in Richtung des Investors. Vorwürfe gibt es aber auch in Richtung Stadt, die das einfach so hinnehme.

„Diesen Weg vom Pionier-Modell einer kooperativen Stadtentwicklung zum gewöhnlichen Spekulationsobjekt werden wir nicht mitgehen“, steht abschließend in der Mitteilung. „Wir sind raus.“ Bundesweit galt das Konzept einst als wegweisend für Stadtentwicklung mit Ortsbezug und echter Bürgerbeteiligung.

Kiez-Traum geplatzt: Initiative schmeißt hin – was wird aus dem Paloma-Viertel? wurde gefunden bei mopo.de

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