Warum Angestellte des Papstes zu einem „Länderspiel“ nach Berlin kommen

RMAG news

Sie sind Angestellte des „Heiligen Vaters“ Papst Franziskus. Sie arbeiten bei der Feuerwehr und Gendarmerie, der Schweizer Garde, im Museum, in der Basilika im Petersdom, bei der Regierung oder sogar als Priester innerhalb der Mauern des kleinen Stadtstaates inmitten von Rom. Doch an diesem Wochenende sind die vatikanischen Fußballerinnen und Fußballer „Nationalspieler“ – und zu Gast in Berlin.

„Faktisch sind das Freundschaftsspiele. Aber wir werden aufs Feld laufen wie bei einem internationalen Spiel – mit Flaggen und Nationalhymnen“, sagte Aurelio Balbis, der die Begegnungen mit dem ökumenischen Amateurklub KSV Johannisthal eingefädelt hat. Der Schweizer ist großer Fan der vatikanischen Meisterschaft und seit 2011 Organisator der „Länderspiele“, wie er sie selbst bezeichnet.

Die Vorfreude auf die beiden Partien (13.00 Uhr Frauen, 15.00 Uhr Männer) am Samstag im Käthe-Tucholla-Stadion in Oberspree sei „riesengroß, ist doch klar“, sagte Balbis. Im Juni 2023 waren die Berliner in Rom zu Gast, nun kommt es zum „Rückspiel“ – und für die vatikanischen Frauen sogar zu einer Premiere: Nach der 1:3-Niederlage im Vorjahr spielt die 2018 ins Leben gerufene Auswahl erstmals außerhalb von Rom.

Seit 1972 eigene Liga mit Pokal und Supercup im Vatikan

Zuvor hat Balbis aber noch ein Rahmenprogramm organisiert. Am Freitag steht eine Stadtrundfahrt auf dem Programm, am Spieltag selbst ist eine Messe im Hotel angedacht. Sonntagmorgen geht es für die Vatikan-Angestellten per Flieger zurück. „Die müssen sich frei nehmen oder Vertretung suchen für dieses Wochenende“, sagte Balbis.

Weil nur einige hundert Menschen die vatikanische Staatsbürgerschaft besitzen und nicht in der großen Anzahl über einen längeren Zeitraum entbehrt werden können, sind derartige Freundschaftsspiele sehr selten. Laut Wikipedia-Eintrag waren es gerade einmal sieben auf internationaler Ebene seit 2002: Fünfmal gegen das Fürstentum Monaco sowie je einmal gegen die Traditionself von Borussia Mönchengladbach (2014) und die Nationalmannschaft der deutschen Winzer (2019). Hinzu kam 2023 der deutliche 7:1-Erfolg im „Hinspiel“ gegen den KSV.

Im Vatikan selbst hingegen gibt es bereits seit 1972 eine eigene Fußball-Liga, dazu Pokal und Supercup. „Die Schweizer Garde stellt eine Mannschaft, die Feuerwehr, die Gendarmerie, das Kinderspital, die Museen – so muss man sich das vorstellen“, erklärte Balbis: „Dort, wo es weniger Leute gibt, tun sie sich zusammen, z.B. Post, Radio und Fernsehen.“ Gespielt wird mit vier Feldspielern und einem Torwart auf einem Kleinfeld im römischen Außenbezirk Primavalle.

Noch kein eigener Frauen-Wettbewerb

Einen eigenen Frauen-Wettbewerb gibt es noch nicht, „die sammeln seit zwei Jahren Spielpraxis in einer Damenliga in Rom“, so Balbis. Weil der KSV nur eine Ü40- und Ü50-Herren-Hobbymannschaft besitzt, springen am Samstag die Frauen vom Bonn-Endenicher FV ein – und dürften als Bezirksligist vom Mittelrhein deutlich favorisiert sein.

Ganz anders sieht es aufgrund der Altersstrukturen bei den Herren aus. Vor allem die Schweizer Gardisten im Trikot des Vatikans sind „alles junge Leute zwischen 20 und 23 Jahren“, sagte Balbis und musste schmunzeln: „Das gibt ein gutes Gemisch auf dem Platz.“

Für die Johannisthaler um Präsident und Gründungsmitglied Elmar Werner wird es unabhängig vom Spielausgang das größte Highlight der 44-jährigen Vereinsgeschichte. Der Ex-Unioner Ronny Nikol wird als Gastspieler mit dabei sein, Berlins Bausenator Christian Gaebler als Schiedsrichter, die Polizei für Sicherheit sorgen. „Wir haben normalerweise keine Beschallungsanlage, die bauen wir extra auf“, sagte Werner, der damals über das Kölner Domradio den Kontakt zu Balbis und dem Vatikan herstellte.

Das könnte Sie auch interessieren: „Spiel hätte nie stattfinden dürfen“: Emotionen und Kritik nach Baldock-Tod

Und der Papst? Wird natürlich nicht vor Ort sein, aber: „Schlussendlich weiß er schon Bescheid. Letztes Jahr hat er dem KSV einen Dankesbrief geschickt. Der hängt jetzt eingerahmt im Klubhaus“, sagte Balbis: „Ob er Bescheid weiß über dieses Spiel, weiß ich nicht, aber irgendwann wird er das schon zu Ohren bekommen.“ (sid/lk)

Warum Angestellte des Papstes zu einem „Länderspiel“ nach Berlin kommen wurde gefunden bei mopo.de

Please follow and like us:
Pin Share