Attentat auf slowakischen Regierungschef Robert Fico: Experte kritisiert Sicherheitsleute

Attentat auf slowakischen Regierungschef Robert Fico: Experte kritisiert Sicherheitsleute

Nach dem Attentat auf den slowakischen Premierminister Fico wird gegen seine Leibwächter ermittelt. Doch hätten sie den Angriff verhindern können? Ein Experte ordnet ein. Fünfmal hat ein Mann aus nächster Nähe auf den slowakischen Premierminister Robert Fico geschossen, viermal wurde er getroffen. Seine Leibwächter brachten den Politiker daraufhin in eine Limousine, mit der er vom Tatort wegtransportiert wurde. Der Zustand des Politikers ist weiter ernst. Mehr zu seinem Gesundheitszustand lesen Sie hier . Nachdem der mutmaßliche Täter noch vor Ort gefasst wurde, richtet sich der Fokus jetzt auch auf Ficos Leibwächter. So prüfen die Behörden, ob die Bodyguards ihn möglicherweise nicht ausreichend geschützt haben. Entsprechende Ermittlungen „wegen Behinderung der Aufgaben eines Amtsträgers“ seien bereits am Mittwoch eingeleitet worden, sagte eine Behördensprecherin der Nachrichtenagentur TASR am Donnerstag. In der Slowakei hatten Experten schnell Kritik an dem Verhalten der Leibwächter geäußert, sie seien zu chaotisch vorgegangen. Auch der deutsche Sicherheitsexperte Malte Roschinski sagt t-online: „Das war nicht gut vorbereitet.“ So sei die Formation der Personenschützer vollkommen falsch gewählt worden. Es hätten Roschinskis Meinung nach bereits Personenschützer am Gitter warten müssen, als Fico sich den Zuschauern hinter der Absperrung genähert hat, auch um das Publikum im Vorfeld zu analysieren. „Gut ausgebildete Personenschützer können das Verhalten der Personen lesen – etwa an der Bewegung der Hände.“ Auch eine sogenannte Voraufklärung habe offenbar gefehlt, also eine Person, die sich im Publikum umschaut und bereits im Vorfeld warnt, wenn sie verdächtige Personen wahrnimmt. Doch nicht nur die fehlende Beobachtung der Menge sei suboptimal gewesen, auch die Bodyguards in Ficos Nähe hätten sich fehlerhaft verhalten. „Man sieht, wie sie ihm hinterhereilen und nicht vor ihm an der Barriere sind. Sie hätten einen Trichter bilden müssen“, kritisiert Roschinski. Ein weiteres Anzeichen für die ungenügende taktische Vorbereitung der Personenschützer sei die Tatsache, dass der Täter mehrfach abdrücken konnte und Fico treffen konnte. „Es kann nicht sein, dass ein Attentäter umringt von sechs Personenschützern mehrfach in der Lage ist, auf den Abzug zu drücken. Das darf nicht passieren.“ Es sei zwar fraglich, ob der erste Schuss hätte verhindert werden können. Aber spätestens danach hätten die Personenschützer Fico vollkommen unter sich bedecken müssen. „Die ganze Architektur der Veranstaltung war nicht gut geplant“, erklärt Roschinski, das übergeordnete Sicherheitskonzept habe Mängel aufgewiesen, das sei allerdings nur bedingt die Schuld der Sicherheitsleute gewesen. Dabei sei auch entscheidend gewesen, dass der Ort der Veranstaltung den Personenschützern möglicherweise nicht genau bekannt war. So fand die Kabinettssitzung, nach der sich Fico dem Publikum präsentierte, nicht am Regierungssitz in Bratislava, sondern im Kulturzentrum der Stadt Handlová statt. „Da hätte der Kommandoführer auch eingreifen und sagen können: ‚Ein Bad in der Menge kommt nicht infrage'“, erklärt der Sicherheitsexperte. Das sei eine Frage der Einsatzregeln. Was verdienen eigentlich Bodyguards? Lebensgefahr lohnt sich nicht für jeden Roschinski will die Schuld aber nicht nur bei den Sicherheitsleuten sehen. „Es gibt viele Politiker, die Dinge spontan verlangen und machen, die nicht vorher abgesprochen sind. Das ist der Albtraum für Personenschützer, wenn die Schutzperson einfach Eigeninitiative ergreift.“ Daher müsse nun geprüft werden, ob es eine geplante Begegnung mit der Menge war. Dann hätten sich die Sicherheitsleute sehr fehlerhaft verhalten. Sollte die Begegnung mit dem Volk eine spontane Eingebung Ficos gewesen sein, bei der er sich möglicherweise über Anweisungen der Personenschützer hinweggesetzt hat, wären die Möglichkeiten der Bodyguards begrenzt gewesen. Die Ermittlungen gegen die Personenschützer würden aber noch keine Schlüsse auf ein Fehlverhalten zulassen. Die seien routinemäßig erforderlich, um den Vorfall komplett aufzuklären. Für Roschinski ist das „ein normaler Vorgang, dass auch mit juristischen Mitteln alles beleuchtet wird.“

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