Schlägereien, Messerattacken, Kleinfeuer: Täglich Polizeieinsätze am „Drob Inn“

Schlägereien, Messerattacken, Kleinfeuer: Täglich Polizeieinsätze am „Drob Inn“

Der jüngste Einsatz ist nicht lange her: Am Samstagnachmittag wurden Polizei und Rettungsdienst zum August-Bebel-Park an der Drogenhilfe-Einrichtung „Drob Inn“ gerufen. Offenbar war ein Streit unter Drogensüchtigen eskaliert, ein Mann wurde leicht verletzt – mutmaßlich durch ein Messer – und wurde ins Krankenhaus gebracht. Der Angriff reiht sich ein in eine Vielzahl von Polizeieinsätzen an einem Ort, an dem in Sichtweite vom Hauptbahnhof die Verelendung von Suchtkranken so erschütternd sichtbar wird. Wie oft die Polizei anrücken muss, geht nun aus einer Senatsanfrage hervor – und auch, weswegen. Sogar zu Mordversuchen kommt es – am Dienstag steht ein Mann deshalb vor Gericht.

Nahezu täglich wird die Polizei zum Drob Inn gerufen, wie der Senat mitteilt: Alleine in den ersten drei Monaten 2024 gab es 166 Einsätze am Besenbinderhof 71, der Adresse der Drogenhilfeeinrichtung. Die Bandbreite der Straftaten: Von einfachen Fällen wie Diebstählen, bei denen der Täter oft noch vor Ort festgenommen werden kann, bis zu einem Großeinsatz am 20. März mit acht Streifenwagen, weil eine „Bedrohung mit Waffe“ gemeldet wurde.

Der neue Sichtschutz vor dem Drob Inn soll noch künstlerisch gestaltet werden
Markus Scholz/dpa

Der neue Sichtschutzzaun vor dem Drob Inn

Bei den meisten Einsätzen jedoch vermerkt die Polizei „Schlägerei“ und „Körperverletzung“ als Anlass. Die Sucht sorgt für ein hohes Aggressionspotential unter den Menschen an Drob Inn. Messerstechereien wie die am Samstag kommen auch immer mal wieder vor – zuletzt am 29. März – , ebenso der Einsatzgrund „Person randaliert“. Andere Delikte tauchen nur vereinzelt auf: Am 25. Februar etwa war es laut Polizei zu einem Sexualdelikt gekommen, der Täter sei noch am Tatort gewesen, und am 12. März hatte eine Person ein „Kleinfeuer“ entfacht.

CDU: Situation wurde über Jahre vernachlässigt

Dennis Thering, Vorsitzender der CDU-Fraktion, hat die Anfrage gestellt und nimmt den Senat in die Verantwortung. Seine Partei fordere schon seit langem Videoüberwachung und eine Ausweitung der Waffenverbotszonen, Rot-Grün habe die Maßnahmen aber nicht umgesetzt: „Die Situation vor Ort ist von SPD und Grünen über Jahre vernachlässigt worden. Gleichzeitig wurde die steigende Kriminalität im gesamten Viertel heruntergespielt. Erst vor ein paar Monaten reagierten SPD und Grüne endlich auf die unhaltbare Situation und setzten sicherheitsfördernde Maßnahmen der CDU um.“

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Der Zaun, der Ende März als Sichtschutz vor dem Drob Inn errichtet wurde, hat nach Senatsangaben gut 25.000 Euro gekostet. Die Gestaltung durch ein Künstlerkollektiv sowie durch Schülerinnen und Schülern der Brechtschule in St. Georg wird weitere 6.800 Euro kosten.

Ein MOPO-Team hat gerade erst einen Tag vor dem „Dob Inn“ verbracht und mit den Menschen dort gesprochen. Auf der Fläche, fast so groß wie ein Fußballfeld, hängen tagtäglich rund 250 Menschen ab. Kranke. Sehr kranke Menschen. Manche kauern auf dem Boden, sind umgekippt im Drogenrausch. Wir schauen in leere, eingefallene, blasse Gesichter. Es sind Deutsche, aber zunehmend auch Araber und Osteuropäer. Manche Junkies wirken wie Zombies, interessiert nur noch an einem: so schnell wie möglich an neuen Stoff zu kommen. Die ganze Reportage über Hamburgs härtestes Pflaster lesen Sie hier.

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