Ukraine-Krieg: Russland will wohl Waffenlieferungen sabotieren

Ukraine-Krieg: Russland will wohl Waffenlieferungen sabotieren

Die estnische Ministerpräsidentin spricht von einem “Schattenkrieg gegen den Westen” und meint damit russische Sabotageaktionen. Auch die westlichen Geheimdienste sehen Anzeichen dafür. Westliche Geheimdienste sind in Alarmbereitschaft: Sie beobachten eine Zunahme von Sabotageakten in Europa, hinter denen der russische militärische Geheimdienst GRU stecken soll, berichtet die “New York Times” (NYT). Die willkürlich erscheinenden Taten zielen demnach darauf ab, westliche Waffenlieferungen an die Ukraine zu stören und den Anschein einer wachsenden europäischen Opposition gegen die Unterstützung der Ukraine zu erwecken. Um dieses Bild zu zeichnen, würden in den jeweiligen europäischen Staaten einheimische Menschen von Russland rekrutiert. Dieses Vorgehen dient den europäischen und US-amerikanischen Sicherheitsbeamten zufolge auch dazu, die Entdeckung von Angriffen zu erschweren. Meist handle es sich bei den Aktionen um Brandstiftungen bzw. Brandstiftungsversuche. Unter anderem ein Lagerhaus in England, ein Einkaufszentrum in Polen und Wohnhäuser in Lettland seien bereits Ziele geworden. Russland soll auch hinter Großbrand in Polen stecken Im Zuge des Lagerhausbrands in London im März 2024 wurden beispielsweise vier Briten wegen Brandstiftung angeklagt, einer von ihnen auch wegen der Unterstützung eines ausländischen Geheimdienstes. Die Behörden gehen von einem russischen Sabotageakt aus. Zum Anwerben der Einheimischen haben die GRU-Agenten ein russisches Diplomatengebäude in Sussex genutzt, berichtet die “NYT” unter Berufung auf die Sicherheitsbeamten. Das Lagerhaus stehe mit Waffenlieferungen an die Ukraine in Verbindung, mehr Details gaben die Behörden allerdings nicht preis. Und auch in Polen führen die Spuren eines Großbrands in einem Einkaufszentrum im Norden Warschaus wohl nach Russland. Es gebe deutliche Hinweise, dass “russische Dienste” etwas mit dem Feuer zu tun hätten, zitiert die “Süddeutsche Zeitung” (SZ) den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk. In der vergangenen Woche verkündete er die Festnahme von insgesamt zwölf Verdächtigen, denen versuchte Sabotage im Auftrag russischer Geheimdienste vorgeworfen wird. Estland spricht von “Schattenkrieg gegen den Westen” Polen sieht zudem auch in der illegalen Einwanderung über Belarus einen “hybriden Angriff” Russlands. In diesem Jahr registrierten die Behörden mit insgesamt 14.000 Versuchen der Grenzüberquerung zwischen Belarus und Polen bereits 46 Prozent mehr als im Vorjahr, zitiert die “SZ” den polnischen Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz. Über 90 Prozent dieser Menschen haben laut Tusk russische Visa. Die Nato und europäische Staats- und Regierungschefs warnen vor der zunehmenden Bedrohung. So sprach die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas laut der US-Nachrichtenagentur AP von einem “Schattenkrieg gegen den Westen”, den Russland führe. Auch in ihrem an Russland grenzenden Land sei es zu einem Anstieg von Sabotageakten, elektronischer Kriegsführung und Spionage gekommen, für die Moskau verantwortlich gemacht wird. Ex-Geheimdienstmitarbeiterin: Russland will keinen Krieg mit der Nato Tatsächlich unterbrochen haben die Angriffe die Waffenlieferungen an die Ukraine allerdings bisher nicht. Einige der Sicherheitsbeamten haben allerdings die Vermutung, dass Russland versuche, mit den Sabotageaktionen Angst zu verbreiten, schreibt die “NYT”. Damit sollen europäische Länder demnach gezwungen werden, die Sicherheit der Waffenlieferungsketten zu erhöhen und so höhere Kosten und die Verlangsamung der Lieferung herbeizuführen. Die ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiterin Andrea Kendall-Taylor sagte laut “NYT”, Russland wolle “den Krieg nach Europa tragen, aber keinen Krieg mit der NATO”, und unternehme deshalb “all diese Dinge, die weniger als konventionelle Angriffe sind”. Die westlichen Staats- und Regierungschefs müssten nun mit einer angemessenen Antwort vorsichtig vorgehen.