War der Lizenzentzug verhältnismäßig? So kämpft der HSV Hamburg um die Bundesliga

War der Lizenzentzug verhältnismäßig? So kämpft der HSV Hamburg um die Bundesliga

Der Kampf um die Zukunft des Handball Sport Verein Hamburg liegt jetzt in den Händen von Anwälten und Richtern. Der Verein zieht nach der entzogenen Lizenz für die kommende Bundesligasaison vors Schiedsgericht. Die Mannschaft, die den sportlichen Klassenerhalt in überzeugender Manier frühzeitig unter Dach und Fach gebracht und sich im Mittelfeld der Liga etabliert hat, spielt mit dem Mut der Verzweiflung weiter, kämpft gegen Auflösungserscheinungen und hofft auf ein Happy End. Immer stärker rückt die Frage der Verhältnismäßigkeit in den Vordergrund.

The show must go on. Irgendwie. An diesem Freitag trainiert die Mannschaft des HSVH wieder, am Wochenende hat das Team spielfrei. Montag und Dienstag wird erneut in der Trainingshalle geschwitzt und am Mittwoch steht das Heimspiel gegen Flensburg in der großen Barclays Arena an. Eigentlich ein Highlight. Aber derzeit gelten solche Maßstäbe nicht mehr beim HSVH.

HSV Hamburg steckt in einer „sehr schwierigen Situation“

„Es ist für alle eine sehr schwierige Situation“, sagt Trainer Torsten Jansen zur MOPO. Die Spieler sind dazu angehalten, sich in dieser heiklen Lage nicht zu äußern und sich – so gut es eben geht – auf das Sportliche zu konzentrieren. „Wir werden uns bestmöglich auf die vier noch anstehenden Spiele vorbereiten und wollen weiter punkten, klar.“


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Bestmöglich will sich auch der Verein in diesen Tagen für den juristischen Kampf um die Lizenz in Stellung bringen, um den Super-GAU doch noch abzuwenden: den Zwangsabstieg in die vierte Liga. Wohl gleichbedeutend mit dem Aus des Klubs.

Am 3. Mai hatte der Ligaverband HBL dem HSVH die zuvor unter Vorbehalt erteilte Lizenz für die kommende Saison entzogen, weil der Verein die gestellte Bedingung, eine „aktuell noch bestehende Liquiditätslücke“ zu schließen, nicht fristgerecht erfüllt habe. Am 6. Mai hatte das HBL-Präsidium die Entscheidung der Lizenzierungskommission nach einer Beschwerde der Hamburger bestätigt.

HSV Hamburg ist überzeugt, Lizenzauflage erfüllt zu haben

Beim HSVH ist man überzeugt, die Bedingung erfüllt zu haben. „Wir sind uns sicher“, so Geschäftsführer Sebastian Frecke. Deshalb reicht der Verein Klage beim unabhängigen Schiedsgericht ein. Die letzte Instanz. Vorsitzender Richter ist der Sportrechtler Christof Wieschemann aus Bochum.

Ein Knackpunkt: Zahlung, Zahlungseingang und der Nachweis. Noch am 2. Mai sollen vier Millionen Euro auf das Konto des Vereins eingezahlt worden sein. Bei Ablauf der von der HBL gesetzten Frist am 3. Mai um 12 Uhr konnte der Beleg dafür aber nicht erbracht werden, sondern erst um 13 Uhr. Eine Stunde zu spät.

Aber: Bei Banken gelten Geschäftstage, nicht Uhrzeiten, wenn es um die sogenannte Valuta geht, die Wertstellung, eine Veränderung des Kontos durch Gutschrift oder Belastung. Der HSVH könnte dies ins Feld führen. Bei der HBL verwies man zuletzt jedoch darauf, dass der Klub „ausreichend“ Zeit hatte, die gestellte Bedingung zu erfüllen und nicht erst am 3. Mai.

Handball-Bundesliga agiert knallhart im Fall des HSVH

Die HBL agiert bislang knallhart. Es scheint eindeutig so, dass man Klarheit und Konsequenz beweisen will. Zum einen, um sich gegen Klagen von anderen Vereinen (dem Tabellen-17. Bergischer HC) abzusichern, und zugleich das eigene Lizenzierungsverfahren zu verteidigen – mit Signalwirkung. Motto: Unsere Regularien stehen und sind nicht dehnbar. Aus Sicht der HBL durchaus nachvollziehbar.

Dennoch stellt man beim HSVH die Verhältnismäßigkeit in Frage. Das gilt für die Härte der ursprünglichen Bedingung. Aber auch für die finale Einschätzung der verpassten Frist. Denn der Schaden ist massiv. Die Existenz eines Vereins, seiner Angestellten und Mitarbeiter sowie deren Familien ist mehr als bedroht. Viele Jobs sind – Stand jetzt – verloren. Ein ganzer Handballstandort droht zu verschwinden.

Das Geld ist da – es kam womöglich nicht zu spät, sondern der Beleg dafür – aber die Lizenz ist weg. Und damit die Existenzgrundlage. Ist dieses Vorgehen der HBL rechtens, gerechtfertigt, gerecht – aber auch verhältnismäßig? Das wird das Schiedsgericht zu klären haben. Das Verfahren kann sich noch über Wochen hinziehen, soll aber nach Möglichkeit bis Saisonende am 2. Juni abgeschlossen sein.

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„Wie das Schiedsgericht entscheidet, daran werden wir uns halten“, stellt HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann gegenüber der MOPO klar. Das gilt auch für den Fall, dass zugunsten des HSVH entschieden wird – und der Verein doch noch die Lizenz bekommt.

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