Bezirkswahlen: Droht den Grünen die große Klatsche?

Bezirkswahlen: Droht den Grünen die große Klatsche?

„Die hassen Autofahrer, die vernichten Parkplätze und drücken überall ihre Radwege durch“ – gegen die Grünen zu pesten, ist gerade en vogue. Gibt’s die Quittung bei der Bezirkswahl? Eine erste Prognose liegt bereits vor – mit durchaus überraschenden Ergebnissen. Und wie sehen die Hamburger Grünen das? Manch‘ einer muss bereits um seinen Job bangen.

Beim Landesparteitag kürzlich herrschte ungetrübte Zuversicht: Nicht nur zwei grüne Bezirkschefs wolle man nach der Wahl stellen, sondern mehr, erklärte Verkehrssenator Anjes Tjarks unter Applaus. Und die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank verlas erfreut die Zahlen des Berliner Instituts „Wahlkreisprognose“: Altona, Eimsbüttel und Nord teils deutlich mehr als 30 Prozent.

Grüne: Prognosen für die Bezirkswahlen

Das Institut ermittelt seine Prognosen durch repräsentative Online-Befragungen und einen Algorithmus. Die Vorhersage für die Bezirkswahlen im Juni, wie sie auf dem Parteitag verkündet wurde: Eimsbüttel 38 Prozent (2019 waren es 37,2), Nord 31 Prozent (35,7), Altona 30 Prozent (35,1), Mitte 29,5 Prozent (29,3), Bergedorf 23,5 Prozent (21,9), Wandsbek 21 Prozent (26,3), Harburg 19,5 Prozent (25,8).


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Einbußen in den grün regierten Bezirken Altona und Nord prognostiziert

Auffällig: Ausgerechnet in den grün regierten Bezirken Altona und Nord werden hohe Einbußen vorhergesagt. In Altona scharrt die SPD bereits mit den Hufen und will sich das Rathaus wieder zurückholen. Altonas Bezirksamtschefin Stefanie von Berg zeigt sich im Gespräch mit der MOPO dennoch entspannt. Jüngst wurde sie wegen eines neuen Radweges an der Reventlowstraße massiv angegangen, der Zoff schaffte es sogar bis in die Bürgerschaft, denn: Die Baustelle ist den Geschäftsleuten der noblen Waitzstraße ein Ärgernis – und die wissen sich Gehör zu verschaffen. „Das wird uns lokal in Othmarschen und Flottbek vielleicht einige Stimmen kosten“, so von Bergs Prognose, aber: „In anderen Teilen des Bezirks ist die Maßnahme für die Wähler völlig irrelevant.“

Tatsächlich seien viele langjährige Konfliktthemen, etwa die Verkehrsberuhigung „freiRaum Ottensen“ oder die Osterfeuer an der Elbe, inzwischen befriedet: „Darum gehe ich nicht von einem großen Stimmenverlust oder gar einer Klatsche für die Grünen in Altona aus.“ Auch Landeschefin Maryam Blumenthal winkt beim Thema Reventlowstraße ab: „Das ist nicht so ein überdimensioniertes Thema, wie es immer dargestellt wird. Da wird viel Wahlkampfrhetorik reingebracht.“

Zuwächse ausgerechnet in Bergedorf vorhergesagt

Hamburgs zweiter grüner Bezirkschef, Michael Werner-Boelz vom Bezirk Nord, hat für Unmut gesorgt, als er das illegale, aber beliebte Schrägparken in einigen Straßen abschaffte. Wird das zum Fallstrick? Werner-Boelz zur MOPO:  „Solche sehr lokal begrenzten Konflikte werden keine große Auswirkung auf das Wahlverhalten haben.“ Landeschefin Blumenthal spricht dann auch von „Richtungswahlen“: „Wir sind davon überzeugt, dass es darum geht, die Demokratie zu wahren und zu schützen.“

Einen Zuwachs an Stimmen prognostiziert „Wahlkreisprognose“ ausgerechnet für das traditionell wenig grüne Bergedorf. Was haben die Bergedorfer Grünen richtig gemacht? Kreis-Chefin Jenny Jasberg: „In Bergedorf regiert die Ampel und zwar viel geräuschloser und erfolgreicher als die Ampel in Berlin. Das nehmen die Leute wahr.“

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Und in der Grünen-Hochburg Eimsbüttel? Hier sieht zumindest die erste Prognose nach einem weiteren Mega-Ergebnis aus. Grünen-Fraktionschef Ali Mir Agha bleibt dennoch vorsichtig: „Es wäre nicht im Rahmen des Erwartbaren.“ Aber dass die Grünen wieder stärkste Kraft werden und eventuell sogar die Bezirksleitung stellen können, das sei schon drin. Sollten Koalitionen möglich sein, sei die SPD für ihn der erste Ansprechpartner.

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