Ein Radweg wird ihr zum Verhängnis: Grüner Bezirkschefin droht der Rathaus-Rauswurf

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Es ist eine Baustelle, wie es sie überall in der Stadt gibt: Doch anders als andere nervige Hindernisse liegt diese Maßnahme im vornehmen Hamburger Westen und sie geht Leuten auf die Nerven, die sich in der örtlichen Politik sehr wirksam Gehör verschaffen können – und deshalb könnte ein 700 Meter langer Radweg an der Reventlowstraße die Altonaer Bezirksamtschefin Stefanie von Berg um eine zweite Amtszeit bringen. CDU und SPD, die die Grüne 2019 noch ins Amt gewählt haben, werfen ihr nun „Bürgerferne“ vor. Von Berg verteidigt ihren Kurs.

Die Worte, die Sören Platten, Kreisvorsitzender der Altonaer SPD, für Stefanie von Berg findet, attackieren sie sehr persönlich: „Sie geht mit dem Kopf durch die Wand. Die Menschen bemerken eine große Bürgerferne im Bezirksamt, Auftreten und Haltung der Bezirksamtschefin sind nicht mehr zeitgemäß.“ Deshalb werde man nach der Bezirkswahl den Abgeordneten eine SPD-Gegenkandidatin zur Wahl stellen: „Der Bezirk Altona wünscht sich einen Wechsel“, sagt Platten im besten Wahlkampf-Deutsch. Im Juni werden in Hamburg die Bezirksversammlungen neu gewählt. Bei der vergangenen Wahl holten die Grünen 35 Prozent in Altona und regieren seither mit wechselnder Mehrheit.

Dana Vornhagen, Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen, ist überrascht von der Schärfe, mit der Altonas Bezirkschefin plötzlich angegangen wird: Die Stimmung zwischen den Fraktionen in Altona habe ich stets als gut und sachorientiert empfunden – auch wenn man politisch nicht immer auf einen Nenner kommt. Sprunghafte Meinungswechsel wie im Fall der Reventlowstraße haben uns ziemlich irritiert.“

Hinter dem Reizwort „Reventlowstraße“ verbirgt sich ein Routinevorhaben in Othmarschen: Dort soll die Veloroute ausgebaut werden, weswegen die angrenzende Waitzstraße in Groß Flottbek, eine kleine Einkaufsmeile mit eigenem S-Bahnhof, sieben Monate lang für die autofahrende Kundschaft nur über Umleitungen zu erreichen ist.

Bezirksversammlung stimmt für Baustopp

Während Radfahrer sich still freuen, trommelt die mächtige Interessengemeinschaft der Geschäftsleute laut gegen das Vorhaben – und die Lobby stößt bei SPD, CDU, FDP und Linken auf offene Ohren. Es steht ja eine Wahl vor der Tür. Im März 2024 stimmten – mit Ausnahme der Grünen – alle Parteien der Bezirksversammlung für einen Stopp der Maßnahme. Stefanie von Berg verweist jedoch darauf, dass die Reventlowstraße zum Veloroutenprogramm des Senats gehört, dass die Planung den Bezirkspolitikern lange bekannt war und bereits Millionen Euro gekostet hat – und setzt sich über das Votum der Politik hinweg.

Die Reaktion: Wutschnauben. „Wir haben Frau von Berg bereits 2019 nicht gewählt, weil wir Zweifel daran hatten, dass sie als Verwaltungschefin die nötige Zurückhaltung in politischen Fragen üben würde“, sagt die FDP-Abgeordnete Katarina Blume. „Und das ist nun ja auch geschehen.“ Auch die CDU stimmt ein: „Vor der Reventlowstraße hätte ich kein Hindernis gesehen, um Frau von Berg erneut zu wählen“, sagt Sven Hielscher, Vorsitzender der CDU-Fraktion in Altona. „Nun aber gibt es ein Hindernis und wir würden uns auch andere Kandidaten ansehen.“ Die CDU-Fraktion hatte gar versucht, den Radweg Reventlowstraße per Eilantrag vom Verwaltungsgericht stoppen zu lassen, war aber abgeblitzt. Im Gegensatz zu SPD und FDP findet Hielscher aber auch lobende Worte für die Grüne: „Bis zur Reventlowstraße war die Zusammenarbeit mit Frau von Berg bemerkenswert kooperativ.“

Stefanie von Berg „würde sich über zweite Amtszeit freuen“

Und Stefanie von Berg? Die würde gerne weitere fünf Jahre am Ruder stehen, auch wenn das Bezirksschiff gerade in schwere See geraten ist: „Ich würde mich über eine zweite Amtszeit freuen“, sagt sie. War die harte Haltung zur Reventlowstraße ein Fehler? „Bei solch scharfen Worten, die hier mitunter geäußert werden, könnte man meinen, dass es ein Fehler war“, räumt sie gegenüber der MOPO ein, verteidigt gleichwohl ihre Entscheidung. „Meine Auffassung von diesem Amt ist es, dass Verwaltung verlässlich sein muss. Ich bewege mich dabei entlang der Richtlinien, die mir als Bezirksamtsleiterin vorgegeben sind. Eine der wichtigsten ist es, das Geld zusammenzuhalten. Das habe ich im Fall der Reventlowstraße getan.“

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Die Stimmung im Bezirk nimmt sie „keineswegs so schlecht wahr“, wie die anderen Parteien es behaupten: „Als Bezirksamtsleiterin höre ich zu, versuche für jeden da und ansprechbar zu sein. Und anhand vieler Solidaritätsbekundungen und Nachrichten mit aufbauenden Worten sehe ich, dass die vorgetragene Kritik eben auch nur eine Seite der Medaille ist.“

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