„Es gibt gewisse Grenzen“: Der Poker um Hartels neuen Vertrag

„Es gibt gewisse Grenzen“: Der Poker um Hartels neuen Vertrag

Erste Liga – St. Pauli ist dabei! Und daran hat Marcel Hartel einen großen Anteil. 17 Tore, 13 Vorlagen. Der Mittelfeldmann mit der Pferdelunge und dem feinen Füßchen ist der beste Scorer der Braun-Weißen und der gesamten Zweiten Liga. Mit dem Aufstieg hat Hartel sein großes Ziel erreicht. Dass der 28-Jährige in der nächsten Saison erstklassig kickt, ist sicher – die Frage ist nur, mit welchem Verein. Es sieht nicht danach aus, dass der besiegelte Aufstieg Hartels neuen Vertrag beim Kiezklub zum Selbstläufer werden lässt, auch wenn beide Seiten wollen. Der große Knackpunkt dürfte die Kohle sein.

Seinen Emotionen ließ Hartel nach dem entscheidenden 3:1-Sieg gegen Osnabrück freien Lauf, herzte noch auf dem Rasen des Millerntorstadions seine Frau Maike, war „überglücklich“, sprach von einem „unbeschreiblichen Gefühl“ und wahrgewordenen Traum.

Marcel Hartel zum neuen Vertrag: „Ich weiß es noch nicht“

Beim Thema Zukunft gibt sich der gebürtige Kölner, dessen Vertrag ausläuft, wie in den Wochen zuvor eher zugeknöpft. „Es steht noch nichts fest. Ich weiß es noch nicht“, sagte Hartel im kollektiven braun-weißen Freudentaumel. „Ich habe immer gesagt, dass ich den Traum habe, Bundesliga zu spielen, und das haben wir heute erreicht.“ Er wolle jetzt erst einmal die Feierlichkeiten genießen, „und alles andere werden wir sehen und in den nächsten Tagen oder Wochen kommunizieren“.

Tage oder Wochen. Die Sache könnte sich also unter Umständen noch weiter hinziehen. Der Poker läuft, keiner will sich in die Karten schauen lassen.

Jetzt, wo der Aufstieg feststeht und St. Pauli in der kommenden Saison Bundesliga spielt, ist die für Hartel wichtigste Voraussetzung für einen Verbleib erfüllt. Der Kiezklub ist seine erste Wahl. Das Wunschszenario.

Hartel will bleiben – und die Sahne-Saison versilbern

Die Spielklasse ist das eine, die Gehaltsklasse das andere. Natürlich erhofft sich Hartel einen deutlichen Gehaltssprung. Mit 28 Jahren könnte der nächste Kontrakt sein wertvollster sein. Es ist absolut nachvollziehbar, dass die Hartel-Seite nach der besten Saison seiner Karriere das Maximale herauszuholen versucht.

Der Kiezklub wiederum wird seinem Grundsatz treu bleiben, den Boden der wirtschaftlichen Vernunft nicht zu verlassen und zudem auch nicht das Gehaltsgefüge der Mannschaft zu sprengen. Hartel hat sportlich alles dafür getan, einer der Topverdiener im Team zu sein – aber er wird nicht der mit großem Abstand bestverdienende Spieler werden und damit im finanziellen Vergleich weit vor Kapitän Jackson Irvine oder den Defensiv-Säulen Hauke Wahl und Eric Smith stehen, allesamt Leistungsträger und Führungsspieler.

Knackpunkt bei den Verhandlungen dürften damit im Moment noch die unterschiedlichen Gehaltsvorstellungen sein. Bislang, so ist der Eindruck, liegen beide Seiten noch weit auseinander.

Sportchef Andreas Bornemann sieht „gewisse Grenzen“

Die Wertschätzung für Hartel, für den sich mindestens ein weiterer Bundesligist interessieren soll, ist hoch. „Dass er ein wichtiger Faktor war in dieser Saison mit seinen Toren und Torbeteiligungen, steht außer Frage“, sagt Sportchef Andreas Bornemann zu Hartels an Anteil am Aufstieg. Er betont aber auch: „Es gibt gewisse Grenzen – auch bei ordentlichen bis guten wirtschaftlichen Möglichkeiten.“ Denn: St. Pauli wird die Mannschaft verstärken müssen, braucht auch dafür erhebliche Summen.

Die Kiezkicker wissen, was sie an Hartel haben, den Irvine nach dem Spiel gegen Osnabrück voller Hochachtung und mit einem breiten Grinsen „einen verdammten Zauberer“ nannte. Und Hartel weiß, was er an St. Pauli hat: eine Mannschaft, in der er sich pudelwohl fühlt und eine wichtige Rolle einnimmt, dazu eine Spielweise, die zu seinen Stärken passt, sowie einen Trainer, bei dem er eine hohe Wertschätzung genießt und der auch in der Bundesliga auf ihn bauen dürfte. Das ist viel wert.

Fabian Hürzeler spricht „jeden Tag“ mit Hartel

„Wir sprechen eigentlich jeden Tag miteinander“, berichtet Fabian Hürzeler von dem engen Draht zwischen ihm und dem Spieler. „Da kommt dieses Thema auch vor. Ich habe ein Gefühl, aber ich glaube, dass sich das in Zukunft sehr schnell klären wird. Das ist mein Gefühl.“

Mit meiner Anmeldung stimme
ich der Werbevereinbarung zu.

Darauf angesprochen, ob sein Lächeln bei diesen Worten etwas Positives zu bedeuten habe, antwortet Hürzeler: „Ich werde lächeln, wenn er bleibt. Ich werde aber auch lächeln, wenn er geht, wenn er die Entscheidung dann so trifft. Wenn es so kommt, dann bin ich sehr froh gewesen, mit ihm zusammengearbeitet zu haben.“ Es ist klar, dass er die Zusammenarbeit gerne fortsetzen würde.

Torjäger Hartel hat seinen Trainer total überrascht

Hartel, mit dem er seit drei Jahren gemeinsam beim Kiezklub arbeitet, habe in dieser Spielzeit „eine unfassbare Entwicklung genommen“, schwärmt der Coach. „Da kann man auch ehrlich sein: Ich habe nicht erwartet, dass ein Marcel Hartel so viele Scorerpunkte hinbekommt und überhaupt so viele Tore erzielen kann. Das war für uns alle neu – wahrscheinlich auch für ihn. Ich bin sehr happy für ihn und über seine Entwicklung und alles weitere, was kommt, nehme ich mit einem Lächeln hin.“


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Hürzeler weiß nur allzu gut, wie zäh Verhandlungen sein und wie lange sie sich hinziehen können. Auch seine Vertragsverlängerung im März war ein hartes Stück Arbeit. Am Ende gab es jedoch eine Einigung – weil beide Seiten wollten und gemeinsam ein Weg gefunden wurde, für den auch Kompromisse nötig waren.

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„Ich bin glücklich hier, daraus habe ich nie ein Geheimnis gemacht daraus“, betont Hartel. „Wir werden sehen, was am Ende dabei herumkommt.“ Sein Trainer hat ja so ein Gefühl. Und mit dem spricht er täglich.

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