Großes Indiz für Oppositionsschwäche auch an einem kleinen Ort

Hermannstadt – Als zwei Dutzend Freiwillige und Architekt Eugen Vaida von der „Ambulanța pentru Monumente“ im Juni 2021 dem verwahrlosten Brukenthal-Schloss im 1100-Einwohner-Dorf Fägendorf/Micăsasa eine wind- und wetterfest verbesserte Dachhaut aufsetzten, stiegen nicht nur die USR-Mitglieder Anca Mălaiu, Diana Mure{an und Adrian Echert, sondern gar auch der stellvertretende Ex-Premierminister Dan Barna freiwillig auf den Dachstuhl, um ein paar Stunden lang beim Verbauen gebrauchter Ziegeln in noch gutem Zustand zu helfen. Unionsmitglied Timotei Păcurar war etwas weniger als ein Jahr zuvor zum Bürgermeister gewählt worden und schickte sich an, Fägendorf zu einem unter Besuchern wie Einheimischen endlich wieder beliebteren Pflaster zu gestalten, was ihm teils beachtlich gelingen sollte. Der 1990 in Mediasch geborene Nachwuchspolitiker wurde regional als sehr konkurrenzfähiger Leistungssportler nationaler Wettrennen für Gelände-Fahrradfahren bekannt, hat 2010 an der Berufsfachschule der Gaswerke Mediasch das Abitur bestanden und an der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt/Sibiu Journalismus studiert. Im Vorwahlkampf der Sommermonate 2020 brach Adrian Echert als Hermannstadts USR-Kreisvorsitzender ausnahmsweise mit dem Unions-Grundsatz, von Austretenden anderer Parteien gestellte Anträge auf Mitgliedschaft abzulehnen. Der unübliche Entscheid, Timotei Păcurar eine Chance einzuräumen, fruchtete für die USR, die damals in Allianz mit der zwischenzeitlich wieder aufgelösten PLUS von REPER-Neugründer Dacian Cioloș stand, und half dem Ex-PSD-Mitglied auf Anhieb in die Chefposition des Rathauses von Fägendorf. Unterdessen hat sich bei Bürgermeister Timotei Păcurar dennoch Frust angestaut, wie die Hermannstädter Online-Zeitung „Turnul Sfatului“ Freitag, am 16. Februar, berichtete: der USR wirft er vor, zu viele Austritte eigener Spitzenkader selbst verschuldet zu haben. Nun tut Timotei Păcurar es prominent Enttäuschten wie EU-Parlamentsmitglied Nicolae Ștefănuță und Senatsmitglied Claudiu Mureșan, der zur PSD überwechselte, gleich, und kehrt seinerseits der USR den Rücken. Die Unions-Mitgliedschaft behält er nur noch bis Ablauf seines Bürgermeister-Mandats in Fägendorf. Ruxandra Cibu Deaconu, die aktuell den Hermannstädter USR-Kreisvorsitz innehat, warf Timotei Păcurar umgehend vor, den Beweis einer „politischen Enttäuschung“ erbracht zu haben. Die Partei, der er beitreten wolle, nannte Păcurar zunächst nicht. Ein Blättern in seinem öffentlichen Facebook-Account dagegen, wo er Ex-USR-Mitglied Claudiu Mureșan und auch dem Hermannstädter PSD-Abgeordneten Bogdan Trif namentlich für die Zuteilung von Finanzen aus dem Staatshaushalt zur Infrastruktur-Aufbesserung in Fägendorf dankt, ließ darauf schließen, dass Timotei Păcurar just wieder jener Partei beitreten könnte, die er 2020 auf Wink der USR verlassen hatte. Acht Tage nach Bekanntgabe seines Austritts aus der USR bestätigte Bogdan Trif für die PSD, ihn als Parteimitglied zu begrüßen. Păcurar ergänzte, nicht mehr wieder für die Rathaus-Leitung von Fägendorf kandidieren zu wollen, um stattdessen den Wahlkampf für seinen lokal noch amtierenden Stellvertreter Adrian Suciu unterstützen zu können, der genauso als USR-Mitglied in den Gemeinderat Fägendorf gewählt worden war und sich beträchtliche Chancen ausrechnet, durch die PSD in das Amt des Bürgermeisters bis 2028 aufzuschließen. Den politisch optimistischsten Vortrag der Tagung zum 300. Geburtstag Samuel von Brukenthals in der Aula des gleichnamigen Gymnasiums in Hermannstadt Ende Juli 2021 ließ niemand sonst als Timotei Păcurar, der einzige Bürgermeister der USR im Kreis Hermannstadt, vom Stapel (die ADZ berichtete am 10. August 2021).

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