Immer öfter wird geschossen: Polizei gibt erschreckende Zahlen bekannt

Immer öfter wird geschossen: Polizei gibt erschreckende Zahlen bekannt

Mittlerweile vergeht in Hamburg kaum ein Monat, ohne dass es zu Auseinandersetzungen kommt, bei denen Kriminelle Messer oder illegale Schusswaffen nutzen. Es hat bereits Tote gegeben. Die Polizei hat nun erschreckende Zahlen veröffentlicht – die Zahl der Einsätze, bei denen eine Schusswaffe im Spiel war, ist in Hamburg enorm gestiegen.

Auf MOPO-Nachfrage übermittelte die Polizei eine Statistik von Einsätzen: 2019 waren es noch 29 Fälle, bei denen eine Schusswaffe involviert war. Die Zahl stieg in den Folgejahren rasant und hat sich bis 2023 mehr als verdreifacht. Im vergangenen Jahr wurden 101 Fälle aufgelistet, bei denen Kriminelle geschossen haben. Die Zahl der Fälle, bei denen es zu Messerstechereien kam, ist ebenfalls gestiegen: 1191 erfasste Fälle gab es im Jahr 2019. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl auf 1269.

Alle paar Monate Verletzte durch Schusswaffen

So ermittelt die Polizei seit Ostersonntag wegen Schüssen auf St. Georg. Am Steindamm wurde ein schwer verletzter Mann aufgefunden. Er hatte mehrere Schusswunden und schwebte in Lebensgefahr. Laut MOPO-Informationen soll dies der vorläufige Höhepunkt der seit Jahren andauernden Revierkämpfe von Drogenbanden gewesen sein.

Ein Großteil der Schießereien lässt sich auf Konflikte im Drogen-Milieu zurückführen. Begonnen hat die Eskalation im April 2020 mit Schüssen in der Fischbeker Heide. Im November 2021 dann Schüsse und Verletzte vor einer Drogeneinrichtung in Harburg. Im Juni 2022 wurde in einer Shisha-Bar in Hohenfelde ein mutmaßlicher Drogendealer mit einer Waffe getötet. Im September desselben Jahres erlitt ein Mann auf einem Sportplatz auf der Veddel einen Kopfschuss. Er überlebte, ist aber heute ein Pflegefall.

Im August 2023 wurden die Scheiben einer Shisha-Bar von mehr als zehn Einschüssen durchlöchert.
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Im August 2023 wurden die Scheiben einer Shisha-Bar von mehr als zehn Einschüssen durchlöchert.

Im Januar 2023 folgte ein eskalierender Streit in Osdorf. Ein Mann wurde niedergeschossen. Kurz darauf die Zuspitzung: In Tonndorf wurde ein Audi Q8 von Projektilen regelrecht durchsiebt. Die Insassen überleben schwer verletzt. Im April 2023 folgte eine Schießerei in einem Dönerladen auf St. Pauli. Ein Mann erlitt einen Bauchschuss. Im August desselben Jahres wurden die Scheiben einer Shisha-Bar an der Simon-von-Utrecht-Straße durchsiebt. Verletzte gab es nicht. Im Oktober dann ein Toter in Sasel: Ein bekannter Fifa-Streamer wurde vor einer Shisha-Bar erschossen. Auch hier wurde eine illegale Schusswaffe benutzt.

Polizist geht von hoher Dunkelziffer aus

Ein Polizist, der nicht genannt werden möchte, spricht von einer dramatischen Entwicklung und davon, dass diese Schießereien nur die Spitze des Eisbergs seien. „Es ist von einer Dunkelziffer nicht erfasster Fälle auszugehen. Fälle, bei denen geschossen, aber niemand verletzt wurde, weshalb die Polizei keine Kenntnis davon hat“.

Misagh A. wurde mit mehreren Schüssen vor der Shisha-Bar „Chérie“ in Sasel getötet. (Fotomontage)
News 5 / Screenshot Instagram (Privat)

Misagh A. wurde mit mehreren Schüssen vor der Shisha-Bar „Chérie“ in Sasel getötet. (Fotomontage)

Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), sagt über den vermehrten Einsatz von Messern und Waffen: „Messerangriffe sind heutzutage leider schon zur Normalität geworden und auch die steigende Zahl von Auseinandersetzungen mit einer Schusswaffe ist erschreckend. Das zeigt, wie gefährlich es mittlerweile auch für die Sicherheitskräfte geworden ist.“

Das Einrichten weiterer Waffenverbotszonen helfe nicht wirklich, meint er, zumal diese auch kontrolliert werden müssen. „Gezielte Stiche gegen andere Menschen müssen als versuchtes Tötungsdelikt und somit als Verbrechenstatbestand eingestuft werden und nicht nur als gefährliche Körperverletzung“, sagt er. Messer seien leicht verfügbar und würden insbesondere von jungen Männern genutzt. „Die Justiz muss hier eindeutig härter bestrafen,“ so Jungfer.

Immer öfter wird geschossen: Polizei gibt erschreckende Zahlen bekannt wurde gefunden bei mopo.de

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