Investor insolvent! Jetzt ist ein ganzes Quartier in Hamburgs Osten in Gefahr

Investor insolvent! Jetzt ist ein ganzes Quartier in Hamburgs Osten in Gefahr

Schöner, bunter, höher: Die Pläne am Berliner Platz versprachen Großes für Jenfeld. Hunderte Wohnungen sollten dort entstehen, dazu Büros, Artzpraxen, Einzelhandel und Grünflächen – ein komplett neues Quartier im Stadtteil. Das marode Einkaufszentrum, das dort aktuell noch steht, sollte eigentlich schon vor knapp zwei Jahren dafür abgerissen werden. Doch passiert ist bislang nichts. Jetzt ist einer der Projektentwickler insolvent – was bedeutet das für das Vorhaben?

„Berliner Platz“, steht in roten Buchstaben über den grauen Gebäuden an der Schöneberger Straße im Hamburger Osten. Seit Jahren schon verkommen das gleichnamige Einkaufszentrum und sein Umfeld immer mehr: Der Leerstand bei Gewerbe und Arztpraxen nimmt inzwischen dramatische Ausmaße an, der Putz bröckelt und Reparaturen werden immer weiter aufgeschoben. Nur noch Aldi, Kik und Rossmann sind in dem Center übrig geblieben, der Rest verwahrlost.

Jenfeld: Große Pläne für Einkaufszentrum am Berliner Platz

Denn eigentlich war der Gebäudekomplex schon längst dem Abriss geweiht: Auf dem 12.4000 Quadratmeter großen Grundstück sollten drei öffentliche Plätze, ein kleines Einkaufszentrum und auf den Dächern der Läden 250 Wohnungen in fünf Gebäuden entstehen. Verbunden werden sollten diese durch grüne Höfe. Umsetzen wollte diese Pläne ein Zusammenschluss der Investoren Matrix Immobilien und Procom.

So sollte es einmal aussehen: Das neue Quartier am Berliner Platz in Jenfeld.
Onken//Martin GbR

So sollte es einmal aussehen: Das neue Quartier am Berliner Platz in Jenfeld.

An der Spitze zum Jenfelder Platz war eine zweigeschossige Bücherhalle vorgesehen – so jedenfalls der Plan der Projektentwickler. Vom „neuen Herz von Jenfeld“ war bei der Verkündung der Pläne im Jahr 2021 euphorisch die Rede. Unter der Erde sollte eine Garage für etwa 250 Autos gebaut werden, oberirdisch war eine Stadtrad-Station geplant, dazu Gastronomie, Büros und Artzpraxen. „Es waren wirklich alle davon begeistert“, sagt Rainer Behrens von den Wandsbeker Linken. „Es war fast zu schön, um wahr zu sein.“

Einkaufszentrum Berliner Platz: Einer der Investoren ist insolvent

Doch so wie es aussieht, wird das neue Herz von Jenfeld wohl nicht so bald anfangen, zu schlagen. Anfang Februar dieses Jahres stellte eine der beiden Projektentwickler, Matrix Immobilien, einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hamburg. Ein paar Wochen später wurde dann die Wandsbeker Politik darüber informiert. „Das hat uns wirklich alle überrascht, auch die Verwaltung des Bezirksamtes“, so Behrens.

Immer mehr Leerstand: Außer Aldi, Kik und Rossmann sind alle Ladenbesitzer bereits ausgezogen.
Florian Quandt

Immer mehr Leerstand: Außer Aldi, Kik und Rossmann sind alle Ladenbesitzer bereits ausgezogen.

Der Investor nennt als Grund die verschärften Bedingungen auf dem Immobilienmarkt. „In Folge der Veränderungen am Kapitalmarkt und der explodierten Baukosten sind wir – ebenso wie viele andere Unternehmen unserer Branche – in den vergangenen Monaten immer stärker unter Druck geraten“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Martin Schaer. Trotz Sparkurs, inklusive Gehaltsverzicht der Gründer, habe eine Insolvenz nicht abgewendet werden können.

Das wird jetzt aus dem Einkaufszentrum Berliner Platz in Jenfeld

Bedeutet das also einen Herzstillstand am Berliner Platz? Zunächst die gute Nachricht: Die Insolvenz von Junior-Partner Matrix hat erstmal keine Auswirkungen auf das Projekt. Aber: Trotzdem wird das neue Quartier erst einmal nicht wie geplant realisiert werden. Aus dem Umfeld der Entwickler ist zu hören, dass sich die aufwändige Planung aktuell wirtschaftlich nicht trägt. Grund dafür seien die extrem hohen Zins- und Baukosten. Deshalb wird nach Alternativen gesucht. Was das genau heißt, ist noch unklar, Wohnungen sollen aber auf jeden Fall gebaut werden.

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„Das darf aber nicht wieder von vorne anfangen und sich jahrelang ziehen“, warnt Behrens. Schon jetzt seien die Anwohner verzweifelt aufgrund des Leerstands und der zunehmenden Verwahrlosung. Das Ärztehaus sei ebenfalls verlassen. „Das hält das Quartier nicht durch.“

Weitere Projekte von Matrix Immobilien, wie die Sanierung des markanten Arne Jacobsen Hauses in der City Nord, sind laut dem Hamburger Unternehmen übrigens trotz Insolvenz nicht gefährdet. In die Räume der ehemaligen HEW-Zentrale will das Bezirksamt Nord künftig einziehen.

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