„Irre Summe“: Stadt baut „Innenstadt-Chefin“ teures Designerbüro

„Irre Summe“: Stadt baut „Innenstadt-Chefin“ teures Designerbüro

Sie soll die Innenstadt vor dem schleichenden Tod retten: Innenstadt-Koordinatorin Elke Pahl-Weber, mit großen Hoffnungen vor zwei Jahren ins Amt eingeführt. Mehr als die Hälfte ihrer Amtszeit ist vorbei – und für die verbleibende Zeit bis Mitte 2025 spendiert die Stadt ihr eine schicke Geschäftsstelle mit viel Design und mit Glaswänden, die einmal eine Luxusboutique zierten. Die CDU wollte wissen, wie viel das Edelbüro in Rathausnähe kostet und nennt die Summe „irre“.

Wie viel Miete die Stadt für die ehemalige Verkaufsfläche in der Rathausstraße 7 zahlt, will der Senat in der CDU-Anfrage nicht verraten. Aber die Summe für den Umbau schon: 350.000 Euro. Für das Geld wurde aus dem einstigen Laden eine Art Riesen-Besprechungsraum mit Büroarbeitsplätzen und Teeküche, alles gut einsehbar hinter großen Schaufenstern. Für noch mehr Transparenz sorgen freistehende farbige Glaswände, die „aus einem Sommer-Pop-up-Pavillon der Luxusmarke Louis Vuitton im Alsterhaus stammen“, wie es auf der Seite des Architektenbüros heißt. 

Geschäftsstelle hat vier Stunden am Tag geöffnet

In dem Designer-Ambiente ist eine Geschäftsstelle entstanden, in der Bürger ihre Ideen für eine belebte Innenstadt loswerden können. Oder wie es im Amtsdeutsch heißt: eine „Anlauf- und Vernetzungsstelle der Innenstadtkoordination“. Im Oktober 2023 war Einzug, seitdem können Interessierte hier vorstellig werden. Ein bis zwei Mitarbeiter sind während der Sprechstunden anwesend: dienstags, donnerstags und freitags, 14 bis 18 Uhr, sowie montags und mittwochs, 10 bis 14 Uhr. „Die Öffnungszeiten sind ja schlimmer als auf einer Behörde“, sagt die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Anke Frieling, die die Senatsanfrage gestellt hat. Ihr Kommentar zu den Umbaukosten: „Irre. Total übertrieben für eine zweijährige Nutzung.“

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Wie viele Leute nutzen denn das Angebot und kommen mit Vorschlägen in die Geschäftsstelle? Da hüllt der Senat sich in Schweigen: Die Räumlichkeiten werden „regelmäßig“ aufgesucht, heißt es nur. Inhalte der Gespräche seien „meist konkrete Projektideen“. Es würden dann „kurze Gesprächsvermerke“ angefertigt, die seien aber nicht öffentlich.

Warum überhaupt eine teuer umgebaute Geschäftsstelle in Premiumlage? Warum mietet die Stadt nicht eine Fläche im „Jupiter“, diesem vom Senat unterstützten Kreativhaus im früheren „Karstadt Sports“ am Hauptbahnhof? Das ist leicht zu erreichen und ein Publikumsmagnet. Habe man bis Oktober 2023 ja gemacht, sagt der Senat, aber weil das „Jupiter“ ursprünglich nur bis Ende 2023 geplant war, sei man da raus. Kurz darauf entschied der Senat, das „Jupiter“ auch 2024 weiter zu fördern, da war die Fläche an der Rathausstraße aber schon angemietet. „Schlechte Koordination“, stellt Anke Frieling fest.

Innenstadtkoordinatorin Elke Pahl-Weber (M.) bei ihrer Vorstellung mit Bürgermeister Peter Tschentscher und der damaligen Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (beide SPD)
dpa | Marcus Brandt

Innenstadtkoordinatorin Elke Pahl-Weber (M.) bei ihrer Vorstellung mit Bürgermeister Peter Tschentscher und der damaligen Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (beide SPD)

Hat die Innenstadtkoordinatorin denn überhaupt schon etwas Konkretes erreicht? Immerhin heißt das Projekt der Stadtentwicklungsbehörde „Verborgene Potenziale – Für ein lebendiges und resilientes Hamburger Zentrum“ und kostet für drei Jahre 6,5 Millionen Euro an Fördergeld, drei Viertel davon kommt vom Bund.

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Bisher seien 50 Projektideen entstanden, sagt der Senat, nennt aber nur ein handfestes Projekt: ein „innovatives Mode-Lab“, das demnächst auf einer leerstehenden Fläche zwischen Große Bleichen und Bleichenfleet eröffnen soll. Außerdem sei ein „prototypisches Projekt zu Wohnen und Wohnumfeld“ in Vorbereitung. Was sich dahinter verbirgt, da bleibt der Senat erneut nebulös: „Dabei geht es darum, das Wohnumfeld vorhandener Wohnangebote zu ergänzen und neue Wohnformen zu entwickeln.“ Anke Frieling trocken: „Für das viele Geld kommt nicht allzu viel bei heraus bei dem Projekt.“

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