Kind da, Geburtsurkunde fehlt: Datenstau in Hamburger Bezirk lässt Eltern verzweifeln

Kind da, Geburtsurkunde fehlt: Datenstau in Hamburger Bezirk lässt Eltern verzweifeln

Zwei bis zehn Tage dauert es, bis frischgebackene Eltern in Hamburg die Geburtsurkunde ihres Neugeborenen in den Händen halten, verspricht die Stadt. Klappt auch in den meisten Bezirken – beim Standesamt Wandsbek jedoch beträgt die Wartezeit auf das erste Dokument im Leben eines jeden Menschen derzeit 20 Tage, wie aus einer Anfrage der CDU an den Bezirk hervorgeht. Die Verwaltung macht junge Eltern aus Erstaufnahmen und Flüchtlingsunterkünften für die Misere verantwortlich. Für betroffene Familien kann das lange Warten auf die Geburtsurkunde nervenaufreibende Folgen haben.

Warum dauert die Ausstellung von Geburtsurkunden im Bezirk Wandsbek so lange? Das wollte Nathalie Hochheim, CDU-Abgeordnete in der Bezirksversammlung, von der Verwaltung wissen. Die verweist darauf, dass jede zweite Geburt in Wandsbeker Kliniken einen „Auslandsbezug“ habe, Eltern und Kind also keine deutschen Staatsbürger sind, was die Beurkundung für das Standesamt aufwendiger macht. Außerdem, so heißt es in der Antwort: „Kunden aus der Erstaufnahme und Flüchtlingsunterkünften können häufig die benötigten Unterlagen nicht vorlegen und müssen auch aufgrund von Sprachbarrieren mehrfach vorsprechen.“

Ohne Urkunde gibt‘s kein Elterngeld

Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sandro Kappe wohnt im Bezirk Wandsbek, ist kürzlich Vater geworden und erlebt selbst gerade das lange Warten auf das wichtige Dokument: „Ohne Geburtsurkunde gibt es kein Kinder- und kein Elterngeld, auch der Arbeitgeber braucht die Geburtsurkunde.“ Ebenso die Krankenkasse für die kostenlose Mitversicherung des Kindes. Damit die entnervten Eltern überhaupt etwas in den Händen halten, stellen die Geburtskliniken sogar schon vorläufige Bescheinigungen aus: „Die nützen bei offiziellen Stellen aber gar nichts“, so Kappes Erfahrung. Für Familien ohne finanzielles Polster bedeuten die ausbleibenden Sozialleistungen ernsthafte Probleme.

Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sandro Kappe wartet selbst auf die Geburtsurkunde seines Kindes
dpa, Axel Heimken

Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sandro Kappe wartet selbst auf die Geburtsurkunde seines Kindes.

Mit dem Finger auf die Flüchtlingseltern zu zeigen, hält der CDU-Politiker für falsch: „Es ist Aufgabe der Stadt, dafür zu sorgen, dass die Ausstellung der Urkunden funktioniert, etwa, indem man das Personal im Standesamt aufstockt oder ausländischen Eltern Helfer an die Seite stellt.“ Er hat nun eine Kleine Anfrage gestellt, will wissen: „Erstaufnahme- und Flüchtlingsunterkünfte führen zu erhöhtem Aufwand bei Geburtsurkunden – welche Maßnahmen plant der Senat?“

Wandsbek meldet mehr Geburten als jeder andere Bezirk

Wandsbek meldet jährlich mehr Geburten als jeder andere Bezirk. Laut Statista kamen im Jahr 2022 in Wandsbek 4108 Kinder zur Welt (auf Platz 2 steht der Bezirk Nord mit 3346 Geburten). Für die Ausstellung der Geburtsurkunden sind in Wandsbek ein Standesbeamter und zwei Sachbearbeiter zuständig. Wie sich ihre Belastung erhöht hat, lässt sich an den Bearbeitungszeiten für Geburts- und auch Sterbeurkunden ablesen: Die lag bis Mai 2022 noch bei schnellen drei bis fünf Tagen, stieg dann bis Jahresende auf acht bis zehn Tage und schnellte im Februar 2023 auf 20 Tage hoch, wo sie seither verharrt. Dabei handele es sich nicht um Spitzenwerte, betont die Verwaltung, sondern das sei der Durchschnitt. Heißt: Manche Eltern warten auch noch länger.

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Kurios: Eigentlich ist Hamburg beim Thema Digitalisierung im Bereich Geburten sogar bundesweit Vorreiter mit dem Programm „Kinderleicht zum Kindergeld“. Aber solange das Standesamt keine Geburtsurkunde ausgestellt hat, kann auch dieser digitale Service nicht loslegen.

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