Kühne-Kumpel Calmund: „Verstehe die Kritik an ihm nicht“ – Lob für Boldt

Kühne-Kumpel Calmund: „Verstehe die Kritik an ihm nicht“ – Lob für Boldt

Reiner Calmund kennt Klaus-Michael Kühne so gut wie kaum ein anderer. Der langjährige Bundesliga-Manager war mit dem Unternehmer schon auf Kreuzfahrten, besuchte ihn auch mal zu Hause in der Schweiz. Und als Uwe Seeler im Juli 2022 verstarb, rief Kühne bei seinem Freund Calmund an und sagte: „Jetzt sorge ich für das Uwe-Seeler-Stadion im Volkspark.“ Im MOPO-Interview spricht der 75-Jährige über Kritik von HSV-Fans an dem 86-jährigen Milliardär, zudem über Jonas Boldt (42), den Calmund als kleines Kind kennenlernte. Und dann schwärmt der Ex-Boss von Bayer Leverkusen (1976 bis 2019) auch noch vom FC St. Pauli.

MOPO: Herr Calmund, Sie haben durch persönliche Beziehungen eine Bindung zum HSV. Sie sind mit Klaus-Michael Kühne befreundet und mit dem Vater von Jonas Boldt. Wie blicken auf den Verein und wie beurteilen Sie seine derzeitige sportliche Situation?

Reiner Calmund (75): Der HSV ist ein großer deutscher Traditionsverein: Sechs Deutsche Meisterschaften, drei DFB-Pokal-Siege sowie je einmal Europapokalsieger der Landesmeister und der Pokalsieger sagen alles. Die aktuelle Lage ist nicht einfach, in den vergangenen zwei Jahren ist der Verein knapp in der Relegation gescheitert.  Jetzt kämpft der HSV mit Holstein Kiel, Fortuna Düsseldorf und Hannover 96 um den zweiten direkten Aufstiegsplatz – oder um Relegationsplatz drei.

„Mit Baumgart hat der HSV einen erstklassigen neuen Coach verpflichtet“

Vor sieben Wochen gab es einen Trainer-Wechsel beim HSV, Tim Walter ist weg und Steffen Baumgart ist da. Sowohl Sie als auch er haben lange bei Vereinen in Nordrhein-Westfalen gearbeitet, wie haben Sie seinen Weg verfolgt?

Zunächst möchte ich festhalten, dass Tim Walter ein sehr guter Trainer ist. Ihm fehlte einfach das Glück. Mit Steffen Baumgart hat der HSV einen erstklassigen neuen Coach verpflichtet. Ich habe ihn insbesondere zuletzt beim 1. FC Köln gut beobachten können. Er hat den Klub nach dem Fast-Abstieg direkt in den internationalen Wettbewerb geführt. Jetzt in der aktuellen Saison hatte nicht nur Steffen Baumgart Probleme, sondern auch sein Nachfolger Timo Schultz. Aus meiner Sicht kann der 1. FC Köln durch das Transferverbot nur den Relegationsplatz anstreben.

Jonas Boldt ist seit Sommer 2019 Sportvorstand des HSV.
imago/osnapix

Jonas Boldt ist seit Sommer 2019 Sportvorstand des HSV.

Es gab unter dem neuen Trainer bisher zwei Siege, zwei Pleiten und ein Remis: Hat Sie der etwas holprige Start von Steffen Baumgart beim HSV überrascht?

Ja, dennoch war der HSV mit Steffen Baumgart seinen Gegnern in der Regel bei den Spielanteilen, den Torchancen etc. überlegen. Zuletzt beim 1:1 in Fürth hatten die Hamburger 16:4 Torschüsse und einen wesentlich höheren Ballbesitz.

Trotzdem hat der HSV am Wochenende Platz drei verloren – und zwar an Fortuna Düsseldorf, wo sie von 2005 bis 2008 im Aufsichtsrat saßen. Welcher Verein wird sich am Saisonende im Aufstiegskampf der Zweiten Liga durchsetzen?

Von den direkten Aufstiegs-Kandidaten Kiel, Düsseldorf und Hannover hat der HSV sicherlich das beste Potenzial. Aber Fußball ist kein Eiskunstlaufen. Es zählen eben nur die Tore.

„Ich wünsche dem FC St. Pauli den Klassenerhalt in der Bundesliga“

Sehen Sie den HSV-Stadtrivalen FC St. Pauli an der Tabellenspitze schon als sicheren Bundesliga-Aufsteiger?

Die Jungs spielen einfach super, souverän und erfolgreich. Ich habe schon sehr früh in dieser Saison, bei ihrem 2:0-Erfolg in Elversberg, dem Präsidenten Oke Göttlich in der Halbzeit zu seinem Team gratuliert. Der FC St. Pauli bot an diesem Abend den besten Zweitliga-Fußball, den ich in meiner jahrzehntelangen Manager-Tätigkeit gesehen habe. Gratulation an den jungen Cheftrainer Fabian Hürzeler, ich wünsche dem FC St. Pauli in der nächsten Saison viel Glück und den Klassenerhalt in der Bundesliga.

Beim HSV steht Sportvorstand Jonas Boldt immer wieder in der Kritik. Er hat den Verein wirtschaftlich stabilisiert, ihn aber bisher nicht zurück in die Bundesliga gebracht. Würden Sie ihm und dem HSV den Aufstieg wünschen?

Ja klar, ich würde es Jonas Boldt und natürlich auch dem ruhmreichen HSV sehr gönnen. Er steht voll zum HSV. Hamburg ist die zweitgrößte Stadt in Deutschland, mit einer fantastischen Infrastruktur in wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereichen. Der HSV hat aktuell über 55.000 Zuschauer im Schnitt in der Zweiten Liga. Jonas hat schon als Sport-Manager an der Seite von Rudi Völler in Leverkusen einen sehr guten Job gemacht. Er hat schon als junger Student in Südamerika für Bayer 04 erfolgreich gearbeitet. Auch in seinen jungen Jahren schon liefen die Weltklasse-Spieler Arturo Vidal und Dani Carvajal über seinen Schreibtisch. Und er kann die Bälle beim HSV nicht selbst reinschießen.

HSV-Mäzen Klaus-Michael-Kühne
dpa

HSV-Mäzen Klaus-Michael-Kühne

„Klaus-Michael Kühne ist seit Jahrzehnten glühender HSV-Fan“

Wie sieht Ihr Austausch mit Klaus-Michael Kühne über den HSV aus?

Eigentlich nur positiv. Klaus-Michael Kühne und vor allem seine Ehefrau Christine sind seit Jahrzehnten glühende HSV-Fans. Ich habe wenig Verständnis für die kritische Haltung von einigen Fans. Er möchte gar nicht entscheiden, wer spielen soll. Kühne will und kann als großer Milliardär mit seinem außerordentlich erfolgreichen Konzern dem HSV unter die Arme greifen. Für eine florierende Wirtschaft, Industrie, Handel oder Kultur sind eine Infrastruktur und eine starke Finanzbasis erforderlich, das gilt in Hamburg und auf der ganzen Welt. Bei guten Events, egal ob Konzerte, oder Fußball, heißt die These „Ohne Moos nix los“.

Pünktlich zum Wochenende erhalten Sie von uns alle aktuellen News der Woche rund um den HSV kurz zusammengefasst – direkt per Mail in Ihr Postfach.

Mit meiner Anmeldung stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Die ruhmreichen HSV-Zeiten sind lange her. Haben Sie eine ewige Lieblings-Mannschaft?

Das ist für mich nicht einfach, trotzdem versuche ich mal meine elf HSV-Helden herauszupicken: Uwe Seeler, Charly Dörfel, Horst Schnoor, Peter Nogly, Jürgen Kurbjuhn, Jochen Meinke aus der älteren Generation, sowie Manni Kaltz, Dietmar Jakobs, Thomas von Heesen, Felix Magath und Horst Hrubesch.

Kühne-Kumpel Calmund: „Verstehe die Kritik an ihm nicht“ – Lob für Boldt wurde gefunden bei mopo.de

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *